PhotoWeekly 01.01.2020 | Page 19

Technik M E TA -T E S T 19 CANON EOS 90D Anti- Alteisen auf Speed? Hat manch ein Hersteller die DSLR schon zu Grabe getragen, erlebt sie bei Canon mit der 90D einen weiteren Frühling. Wir verraten euch, warum 1.300 Euro hier bestens investiert sind. Von Ruben Schäfer Das Update auf die 90D läu- tet im Hause Canon ein neues N O 109 01/2020 Zeitalter im APS-C-Bereich ein. Denn: Ihre Features katapultieren Canon EOS 90D sie deutlich vor die 80D und so- sehr gut gar knapp vor die 7D Mark II. Sie bringt einige nie dagewesene Features mit. Und sie schließt eine Lücke, die insbesondere an- gehende Wildlife-, aber auch manche Sportfotografen plagte: Eine APS-C-Kamera, die Sport- kompetenz und über 30 Megapi- xel vereint, die gab es bislang gar nicht. Canon-Insider erklären uns das Konzept der 90D so: „Fotografen sind heute nicht mehr auf der Suche nach Spezial- kameras, sondern wol- Quick Facts: len mit einem leistungs- Preis: ca. 1.300 Euro starken Modell für alle Sensor: APS-C CMOS Eventualitäten gewapp- mit 32,3 Mio. Pixel net sein.“ So gesehen ist Video-Auflösung: UHD/30p die Neue eine klassische Display: 3-Zoll-Touchscreen (1.040.000 Bildpunkte) eierlegende Wollmilch- ISO: 50-51.600 sau, eine ganz schön Serienbild: bis zu 11 B/s kraftvolle noch dazu. Ausstattung Eckdaten gefällig? 32,5 Megapi- xel, zehn Bilder pro Sekunde bei nachführendem AF (sonst elf), bis zu 1/16.000 Verschlusszeit. Da wird sich der eine oder andere Technikversierte jetzt die Augen reiben, und tatsächlich entsteht letztgenannter Wert durch einen Trick: Die 90D bietet einen optio- nalen elektronischen Verschluss im Live-View, der neben der ex- tremen Belichtungszeit auch komplett lautloses Auslösen er- möglicht. Canons erster komplett neuer APS-C-Sensor seit 2015 überflügelt den 24-MP-Vorgänger in jeder Hinsicht, auch in puncto ISO: 100-51.600 stehen zur Ver- fügung. Gekoppelt wird der Chip mit dem DIGIC-8-Prozessor, der erstaunlicherweise auch ohne Dual-Anordnung mit der Kombi- nation aus Auflösung und Serien- bild klarkommt – immerhin ist eine RAW-Datei aus der 90D um die 45 Megabyte groß.   Eine weitere Canon-Premiere: 4K-Videos lassen sich in 16:9 und mit 30 Bildern in der Sekunde ohne Crop aufnehmen, der Dual- Pixel-AF bleibt dabei aktiv. Im Full-HD-Modus sind Bildraten bis zu 120 B/s verfügbar, was Video- Begeisterten mit Zeitlupenauf- nahmen zusätzliche Möglich- keiten bietet. Dabei wendet die Kamera einen 1,2-fach-Crop- faktor an. Gleiches gilt für den 4K-Crop-Modus. Die äußeren Än- derungen sind derweil so über- schaubar, dass selbst der Bat- teriegriff der 80D an das neue Modell passt. Bei näherem Hin- sehen fällt der Joystick auf der Rückseite auf, er gewährleistet eine schnelle Auswahl der AF- Punkte. In Sachen Konnektivität setzt Canon einerseits auf Blue- tooth und WLAN, andererseits auf USB 2.0 (!), HDMI sowie Mik- rofon- und Kopfhöreranschluss. Die Abdichtung gegen Witte- rungseinflüsse ist leider nur auf 80D-Niveau – und apropos leider: Es gibt nur einen Speicherkarten- slot, der aber immerhin schnelle UHS-II-Speicherkarten schluckt. Der Dual-Pixel-AF fokussiert im Live- View bis LW -5 und deckt 88 x 100 Pro- zent ab. Der „rich- tige“ Autofokus stammt im Kern aus der 80D, was 45 Kreuzsensoren bedeutet. Er wurde aber grundlegend überarbeitet. Mit einer Batte- rieladung sind fast 4.000 Fotos möglich. Ein Spit- zenwert in dieser Preisklasse. Bildqualität In unserer kurzen Praxissession überwiegen die guten Neuigkei- ten: Tatsächlich steht der 32,5- MP-Chip der 90D ausgezeichnet da, die Fotos sind detailreich, die JPGs lebhaft und dynamisch. Die ISO-Leistung ist trotz gesteigerter Pixelzahl etwas besser geworden, bis ISO 3.200 ist nur wenig Rau- schen zu entdecken. Wer etwas toleranter ist, bekommt bis ISO 12.800 brauchbare Bilder. Der Autofokus machte auch bei voller Serienbildrate einen sehr treff- sicheren Eindruck. Auch Harm- Diercks Gronewold, der die Canon 90D im Labor von Digitalkamera.de getestet hat, ist angetan: „Die Ab- stimmung des Sensors ist eher weich und so ist es nicht verwun- derlich, dass die Eingangsdyna- mik bis ISO 6.400 sehr hoch ist.“ Auch die Farbwiedergabe sei gut bis sehr gut.  Das dreh- und schwenkbare Touch-Display steht der Canon 90D ausgezeichnet und macht die Arbeit leichter. Das sagen die Kollegen ...  „Die 90D wird ihrem Anspruch als eierlegende Wollmilchsau definitiv gerecht, auch wenn Kleinigkeiten wie der einsame Speicherkartenslot stören. In der Konsequenz und dank ei­ nes UVP von 1.299 Euro wird sich die 90D zurecht gut ver­ kaufen; ein Schicksal, das dem Ex-Flaggschiff, der 7D Mark II, nicht vergönnt war. Sie bleibt übrigens weiter im Pro­ gramm. Zukunft: ungewiss.“   „Canon zeigt mit der EOS 90D, dass die APS-C-Spiegelre­ flexkameras noch nicht zum alten Eisen gehören. Ausge­ stattet ist sie mit allem, was der Einsteiger benötigt, um einfach in die Welt der digitalen Fotografie einzusteigen und sie bietet auch genug technisches Potenzial, um Fotogra­ fen auf lange Sicht bei gehobenen Ambitionen zu unterstüt­ zen.“  (Harm-Diercks Gronewold)  „Canon hat mit der EOS 90D eine empfehlenswerte DSLR für alle Fotografen vorgestellt, die die Vorzüge eines Sen­ sors mit Crop-Faktor schätzen und die hohe Serienbild­ geschwindigkeit nutzen können. Für einen Preis von rund 1.300 Euro müssen die Käufer allerdings auf einen zwei­ ten SD-Kartenslot oder eine besonders starke Leistung im High-ISO-Bereich verzichten.“  (Tim Herpers) Das PhotoWeekly-Urteil  Das hat uns gefallen: Insbesondere hat uns die gute Ergonomie, die uns Canon mit seinem aktuellen Flaggschiff an, oder besser gesagt, in die Hand gibt, überzeugt. Außerdem besticht die 90D durch ein gutes Rauschverhalten und einen hohen Funktionsumfang. Der leistungsstarke CMOS-Sensor im APS-C-Format sorgt für hoch- auflösende Aufnahmen.  Hier besteht Nachbesserungsbedarf: Nicht so gut gefallen hat uns die minimalistisch wirkende Gehäusedichtung. Ein weiterer Wehrmutstrop- fen: Geschossene Fotos lassen sich nur auf eine einzige Speicherkarte bannen. Canon EOS 90D N 109 O 01/2020 sehr gut