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RICOH GR III
Starke Reportagekamera
Ricohs Kompaktkamera GR III arbeitet mit einer
lichtstarken Festbrennweite und einem großen
APS-C-Sensor. Dabei ist sie klein genug, um
problemlos in der Jackentasche Platz zu finden.
Von Thomas Probst
Die Ricoh GR III gehört zur
Klasse der sogenannten
Edel-Kompaktkameras. Hersteller
wie Ricoh setzen dabei gezielt auf
eine möglichst hohe Bildqualität.
Dieser Ansatz wird auch bei der
GR III deutlich. Die Kompaktka-
mera im schlichten Design ist
nicht nur mit einem großen Sen-
sor im APS-C-Format ausgestat-
tet – Ricoh belässt auch die Auf-
lösung zugunsten der
Bildqualität bei modera-
ten 24,2 Megapixeln.
N O 121
14/2020
Ricoh
GR III
gut
Ausstattung
Da eine hohe Abbil-
dungsleistung nicht nur
Quick Facts:
vom Sensor, sondern
Preis: ca. 800 Euro
auch vom verwendeten
Sensor: APS-C CMOS
Objektiv abhängig ist,
mit 24,2 Mio. Pixel
hat sich Ricoh in der GR
Video-Auflösung: Full HD/60p
III für eine Festbrenn-
Display: 3,0-Zoll-Touchscreen
weite mit 28 Millimetern (1.037.000 Bildpunkte)
ISO:
100-102.400
(äquivalent zum Klein-
Serienbild:
bis
zu
4,2
B/s
bildformat) entschieden.
Dazu kommt eine hohe
Lichtstärke, die eine große Blen-
denöffnung f/2,8 erlaubt. Damit
eignet sich die Ricoh GR III als
ideale Reportagekamera in der
Streetfotografie, auf Veranstaltun-
gen sowie als handliche Reiseka-
mera für die Jackentasche. Sollte
das Umgebungslicht abnehmen
und selbst die große Blendenöff-
nung bei Freihandaufnahmen
nicht mehr für kurze Verschluss-
zeiten ausreichen, dann ist der
eingebaute Bildstabilisator sehr
hilfreich. Die dreiachsige Stabili-
sierung ist darauf ausgelegt, bis
zu vier Belichtungsstufen länge-
re Belichtungszeiten zu ermögli-
chen, als dies ohne Stabilisierung
möglich wäre. Bei der Fokussie-
rung kommt ein „Hybrid-AF“ zum
Einsatz, der die Phasen- und die
Kontrasterkennung auf dem Sen-
sor kombiniert. Wer die Kamera
für Schnappschüsse optimieren
möchte, kann einen festen Fo-
kussierabstand festlegen und so
die leichte Zeitverzögerung durch
den Autofokus umgehen. Mithilfe
der Touch-Funktion des fest ver-
bauten 3,0-Zoll-Displays ist es
möglich, die Kamera auch sehr
schnell direkt über den Monitor
auszulösen. Was das Bedienkon-
zept betrifft, richtet sich Ricoh
mit der GR III ganz klar an erfah-
rene Fotografen. Ein Einstellrad
und eine Wippe, die gleichzeitig
auch als Taste verwendet werden
kann, stehen für die manuell Be-
lichtungskorrektur in Form der
Blende und der Verschlusszeit
zur Verfügung. Dazu kommen
eigene Tasten für die ISO-Emp-
findlichkeit und den Weißab-
gleich. Einige Bedienelemente
wie die „Fn“-Funktionstaste so-
wie weitere Tasten lassen sich
individuell mit verschiedenen
Einstellungen belegen. Bei Auf-
nahmen mit sehr hellem Umge-
bungslicht oder Langzeitbelich-
tungen am Tag hält die Ricoh GR
III einen eingebauten Neutral-
dichte-Filter bereit. Damit kann
die Verschlusszeit um bis zu zwei
Belichtungsstufen verlängert
werden. Dazu kommen weitere
kreative Funktionen wie eine
Mehrfachbelichtung, eine Inter-
vall-Composite-Funktion, die aus
mehreren Intervall-Einzelbildern
eine Gesamtaufnahme berechnet
und ein Makro-Modus für Auf-
nahmen aus kurzem Abstand von
lediglich sechs Zentimetern.
Die Ricoh GR III
ist sehr kompakt
gebaut. Statt ei-
nes Zoom-Objek-
tivs setzt Ricoh auf
eine lichtstarke
Festbrennweite.
Das 3,0 Zoll große
Touch-Display ist
fest verbaut. Für
erfahrene Fotogra-
fen gibt es extra
Bedienelemente
für die ISO-Emp-
findlichkeit und
den Weißabgleich.
Bildqualität
Für eine bestmögliche Bildquali-
tät hat Ricoh in der GR III einen
neu entwickelten Bildprozessor
GR Engine 6 eingesetzt. Der wird,
wie Harm-Diercks Gronewold von
www.digitalkamera.de berichtet,
zumindest was die Schärfe betrifft,
eher zurückhaltend eingesetzt.
So zeigt die Kamera im Test zwar
nur einen geringen Auflösungs-
abfall zum Rand hin – die Bilder
sind aber generell alle nicht son-
derlich geschärft. Gronewold
empfiehlt deshalb, sowohl bei
den JPEGs als auch bei Rohfor-
mat-Aufnahmen im DNG-For-
mat zumindest die Schärfe in der
Nachbearbeitung nachzuziehen.
Für Andreas Donath von
www.golem.de erfüllt die GR III
größtenteils die Erwartungen, die
an einen Sensor im APS-C-For-
mat gestellt werden: „Die Ricoh
GR III ermöglicht eine Aufnahme-
qualität ähnlich der einer deut-
lich größeren Kamera, mit dem
Nachteil eines starren Objektivs.“
Etwas ärgerlich ist in seinen
Augen, dass die recht deutliche
Rauschunterdrückung nicht nur
auf JPEGs, sondern auch auf die
DNG-Bilder angewendet wird.
Tim Herpers von Digital Photo
bescheinigt der Ricoh GR III eine
insgesamt sehr gute Bildqualität
und lobt das Rauschverhalten,
das sich bis ISO 1.600 sehen las-
sen kann. Bei höherer Lichtemp-
findlichkeit werden die Bilder
dann allerdings doch rauschan-
fällig, so Herpers.
Durch die einge-
baute Stabilisie-
rung können bis um
vier Lichtwertstu-
fen längere Ver-
schlusszeiten ein-
gestellt werden.
Das sagen die Kollegen ...
„Die GR III ist keine hypermoderne Edelkompakte mit ei-
ner gigantischen Ausstattungsliste, doch das will sie auch
gar nicht sein. Vielmehr richtet sich die sauber verarbeitete
Kompakte an den ambitionierten Fotografen, der keine Lust
hat, sich mit Hunderten von Funktionen auseinanderzuset-
zen, aber dennoch nur wenig Kompromisse machen möchte.“
(Harm-Diercks Gronewold)
„Hinsichtlich der Bildqualität hat Ricoh ein kleines Wunder-
werk geschaffen. Doch es gibt andere Aspekte wie den Bild-
schirm, der keine präzise Aussage über die Fokussierung zu-
lässt oder die der kleinen Bauweise geschuldeten winzigen
Bedienungselemente und nicht zuletzt der hohe Preis und
die geringe Akkulaufzeit, die es nicht immer zum Vergnügen
machen, mit der Kamera zu arbeiten.“ (Andreas Donath)
„Die Bildqualität ist in Kombination mit dem fest verbauten
28-mm-Objektiv (äquiv. zu KB) samt f/2,8-Offenblende sehr
gut. Schade, dass der Fotospaß nur von recht kurzer Dauer
ist: Nach bereits rund 200 Fotos geht der Kameraakku in
die Knie, der größte Kritikpunkt einer sonst sehr guten
Kompakten.“ (Tim Herpers)
Das PhotoWeekly-Urteil
Das hat uns gefallen: Die Ricoh GR III liefert
eine für Kompaktkameras sehenswerte Bildqua-
lität dank eines großen Sensors und eines licht-
starken Objektivs. Durch ihre kompakte Größe
passt sie bequem in die Jackentasche. Erfahrene
Fotografen werden an der auf die manuelle Be-
lichtung ausgelegten Bedienung Gefallen finden.
Auch der eingebaute ND-Filter ist klasse.
Hier besteht Nachbesserungsbedarf: Einige
der Kollegen bemängeln im Test eine eher ma-
gere Akkulaufzeit. Zudem ist es schade, dass
sich das Display nicht kippen lässt. Auch die
Rauschunterdrückung dürfte bei höheren ISO-
Empfindlichkeiten etwas zurückhaltender agie-
ren. Der Preis fällt mit immer noch 800 Euro
recht hoch aus.
Ricoh
GR III
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14/2020
gut
Technik