PhotoWeekly 02.09.2020 | Page 2

Aktuell EDITORIAL 02 Wolfgang Heinen & Florian Schuster, Herausgeber Am Abgrund „Pass auf!“, „Muss das jetzt sein?“: Das sind Sätze, die wohl jeder Fotograf schon mehr als einmal von seinem Partner gehört hat. Neulich, an einem der schönsten Settings für ein Wasserfallfoto in Island, dem Kirkjufellsfoss, traf es mich mal wieder. Wenig Absperrungen, matschiger Untergrund – und einen halben Meter vor meinem Stativ ging es den Wasserfall runter. Aber was soll ich machen? Ich musste so nah ran, um den besten Ausschnitt zu bekommen. Um nicht noch vorne Gräser ins Bild ragen zu lassen. Was ich auf der Suche nach dem besten Foto spot übersehen hatte: das Warnschild, das darauf hinweist, dass man da eigentlich nicht so nah » Nun war ich also schon mal da und konnte in aller Ruhe mein Foto machen. « an die Kante gehen sollte. Das hat dann meine Frau entdeckt, als ich mich schon längst für meine Langzeitbelichtung am Tag eingerichtet hatte, mit Stativ und ND-Filter. Nun war ich also schon mal da, konnte also mein Foto in aller Ruhe machen ... Als ich meiner Frau dann erzählte, dass ich für eine Nachtaufnahme in einigen Stunden nochmal zum Kirkjufellsfoss fahren will, wähnte sie mich schon nach Mitternacht abgestürzt am Fuße des Wasserfalls. Meine Antwort fand sie dann leider auch nicht beruhigend: „Vielleicht habe ich es bis dahin wenigstens geschafft, dass du noch ein letztes schönes Foto auf meiner Speicherkarte findest!“ Wohl aber, dass ich ihr versprach, einen Punkt mit größerem Abstand zum Abgrund zu wählen. Und ganz ehrlich, als ich ganz alleine dort später durch die dunkle Nacht stapfte (einzige Lichtquelle: Handy-Taschenlampe), da wäre ich auch ohne Ermahnung und Versprechen deutlich vorsichtiger gewesen. Denn wo ich mein Risiko bei Tag noch gut einschätzen kann (oder glaube zu können), ist es nachts ganz allein doch eine ganz andere Nummer. Ich habe trotzdem einen guten Standpunkt gefunden. Viel Spaß beim Lesen & Fotografieren – und passt auf euch auf!