Praxis
PHOTO KLASSIK
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Praxis-Tipps für bessere
Analogaufnahmen
PhotoKlassik berichtet viermal im Jahr über die
Welt der analogen Fotografie. In den nächsten
Ausgaben von PhotoWeekly findest du an dieser
Stelle jeweils einen PhotoKlassik-Tipp.
Text & Fotos: Thomas Raatz (analoge-fotografie.net)
Folge 7 von 10: Lichtmessung auf den Boden:
dem Film viel Licht gönnen
Film mag Licht! Viele Fotografen begehen aber
den Fehler und haben Angst vor der Überbelich-
tung. Aber eine tatsächliche Überbelichtung setzt
zumindest bei normalem Schwarzweiß- und Farb-
film ziemlich spät ein (nicht jedoch bei Diafilm): Man
müsste hier schon sehr stark entgegen der
Belichtungsmessung mehr belichten. Für schöne
Grauwerte oder einen luftigen Look (der sogenann-
te Pastell-Look) bei Farbnegativ- und erst recht
Schwarzweiß-Negativfilmen, solltest du dem Auf-
nahmematerial durchaus mehr Licht gönnen, als
es der interne Belichtungsmesser vorschlägt! Die
meisten in den älteren Kameras eingebauten Be-
lichtungsmesser sind nämlich nicht selten zu lax,
was die Belichtungsmessung anbelangt: Sie neigen
leider allzu oft zur Unterbelichtung (insbesondere
wenn viel Himmel im Sucher der Kamera erscheint).
Bei der hier gezeigten Abbildung wurde nicht das
Ergebnis des internen Belichtungsmessers zur Be-
lichtung genommen (konservativ betrachtet neigt
sie hier zur Unterbelichtung). Stattdessen wur-
de die Kamera zunächst auf den Boden gerichtet
und die Messwertspeichertaste gedrückt. Es wurde
zur Messung also der Boden als Grundlage genom-
men. Denn hier stört der helle Himmel die Messung
nicht. Schließlich wurde mit dem Messwert (Be-
lichtungszeit) für den Boden das tatsächliche Foto
gemacht. Das Ergebnis: feine Tonwerte und hohe
Schattenzeichnung.
Hat die analoge Kamera keine Messwertspei-
cher-Taste, dann kann man auch einfach den ISO-
bzw. ASA-Regler herunterstellen oder einen even-
tuell vorhandenen Korrekturregler in den positiven
Bereich drehen.
Der Trick mit dem Boden funktioniert natürlich
nur bei Böden, die eine mittlere Eigenhelligkeit auf-
weisen (Rasen, Straße, Fußweg usw.). Bei Schnee
oder auf einem Kohlehaufen stehend, würde man
auch hier falsche Messergebnisse erhalten. Man
kann für eine Referenzmessung auch eine andere
Fläche mittlerer Helligkeit verwenden.
Unser Autor:
Thomas Raatz fotografiert seit dem Ende der 1990er-Jahre und
seitdem durchgehend analog: „Ich lege keinen Wert auf Nostal-
gie und Dogma, sondern bin an einer gewissen mechanischen
Qualität interessiert und am fotografischen Original (am phy-
sischen Datenträger [dem Negativ] und am Handabzug), zudem
auch am qualitativ hochwertigen Digitalisieren (Scannen) eines
solchen. Ich habe in den letzten Jahren vieles ausprobiert und
sogar ein Studium im Bereich Fotografie absolviert.“
www.analoge-fotografie.net