ROBERT SCHLESINGER
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„Bei mir gibt es nur ganz
oder gar nicht!“
Robert Schlesinger
Robert Schlesinger ist Lifestyle- und Automobil-
Fotograf, nachdem er ein Jahrzehnt für die dpa
tätig war. Mit uns sprach er über seine Zeit dort
und wie er durch Zufall zu einer Zusammenarbeit
mit der Stiftung von Franz Beckenbauer kam.
Interview: Ruben Schäfer
Auf deiner Webseite sieht man
als erstes eine nackte Frau mit
zwei Steaks und einem Hund, der
ins Bild gehalten wird. Was ist
das für ein Foto – warum ist es
dein Startseiten-Bild?
Zur Person:
Dieses Foto ist vor zwei Jahren
Der preisgekrönte
während der Vorbereitungen ei-
Berliner Fotograf
Robert Schlesinger
nes Shootings bei Rock am Ring
begann
seine
in einer witzigen Atmosphäre und
Karriere als Foto-
durchaus spontan entstanden.
Journalist der dpa,
Das Bild hat für mich heute noch
etablierte sich da-
nach als Automobil-
eine größere Bedeutung, weil es
und Lifestyle-Foto-
zum einen absolut in die aktuellen graf und ist heute
Diskussionen um die Gleichstel-
vielgebuchter
lung der Frau, die Verschwendung Fotokünstler für
alle Branchen.
des Lebens vieler Nutztiere und
robert-schlesinger.com
gleichwohl um Provokation geht.
Nachdem dieses Bild eine Doppel-
seite im „Jahrbuch Blickfang – die besten Fotografen
Deutschlands“ bekam und auch im Stern unter mei-
nem Namen veröffentlicht wurde, nutze ich den Wie-
dererkennungswert des doch recht plakativen und
provokanten Bildes für meinen Internetauftritt.
Dein eigenes Bild im Stern zu sehen, war für dich
wahrscheinlich nicht mehr so aufregend, nachdem
du zehn Jahre bei der dpa gearbeitet hattest?
In gewisser Weise hast du schon Recht. Allerdings
fühlt es sich anders an, seine Auftragsarbeiten ver-
öffentlicht zu sehen. Meine eigenen Fotos, die ich
durchaus als Kunst betrachte, zeigen ja gleichzeitig
viel von mir, wie ich denke, was ich sehe und wie ich
Informationen verknüpfe. Somit ist es schon aufre-
gender, heute explizit ausgewählte Arbeiten aus mei-
nem Portfolio veröffentlicht zu sehen. Zugegeben, es
macht mich auch ein bisschen stolz.
Audi R8, Kauner-
taler Gletscher
(2018)
Car2car-Aufnahme
für reale Fahrauf-
nahmen ohne CGI
(2018)
Warum bist du aus der dpa raus?
Zehn Jahre sind eine lange Zeit, in der ich wenig
Gelegenheit hatte, eigene Sachen zu machen. Irgend-
wann kommt man als „Künstler“ auch an einen
Punkt, an dem der Wunsch wächst, seinen eigenen
Weg unter dem eigenen Namen zu gehen. Zugegebe-
nermaßen hatte ich auch ein wenig Glück, zur richti-
gen Zeit am richtigen Ort gewesen zu sein. Ich hatte
zufällig bei einem Charity-Golf-Turnier in Kitzbühel
Franz Beckenbauer kennengelernt und mit ihm ein
Porträt für ein Magazin gemacht. Danach beauftragte
mich seine Stiftung für die folgenden sechs Jahre.
War das schon dein Wechsel in die „Freie Wirtschaft“?
Es war der Schlüsselmoment, mit dem ich begann,
meine Unabhängigkeit zu etablieren. Ich arbeitete
noch eine Weile weiter parallel für die dpa. Jobs bei
allerlei Events waren eine gute Möglichkeit zu net-
worken, die Entscheider aus Wirtschaft und Medien
zu treffen und mich dort mit meinem Können zu eta-
blieren. So kam es beispielsweise zu meinem initia-
len Audi-Shoot. Ich hatte ein Shooting ausgehandelt
und kurze Zeit später wurden mir zwei nagelneue
Fahrzeuge vor mein Studio geliefert.
Barack Obama an
der Siegessäule
Berlin (2008)
Tattoo-Model
Davy Jones am
Berliner Kult-
Imbiss „Curry 36“
(2019)
Was hast du mit den Autos angestellt?
Um etwas Besonderes zu erschaffen, fuhr ich mit
dem Audi R8 in ein Waldstück. Das Umfeld, die Stim-
mung, die Szenerie stimmte, dann fehlte nur noch
die Postproduction. Mit dem zweiten Wagen bin ich
in die Alpen gefahren, um dort bildlich etwas Atem-
beraubendes zu erschaffen. Der gesamte Spaß hat
mich 8.000 Euro in Eigenleistung gekostet. Das tat
schon weh, aber ich hatte es als Invest in meine zu-
künftige Karriere angesehen, was sich definitiv aus-
gezahlt hat, weil ich mich mit diesen Arbeiten beim
Konzern und seinen Kunden profilieren konnte.
Was ist aus den Fotos geworden?
Sie wurden im Rahmen einer VIP-Auktion verstei-
gert. Dazu wurde natürlich das „Who is Who“ der
Wirtschaft und Medien geladen und es wurden das
erste Mal viele Entscheider und VIPs auf mich und
meine Arbeiten auf-
merksam. Mit meinem
„Ich eignete mir
Kundenstamm wuchs
selbst
Tricks
und
auch der Anspruch an
meine eigene Arbeit.
Kniffe an, um mei-
Ich wollte nicht nur die
nen
ganz
eigenen
höchste Qualität errei-
chen, ich wollte vor al-
Stil zu bewahren.“
lem meine Unabhängig-
keit von Postproduction-Agenturen durchsetzen. So
bildete ich mich selbst weiter, lernte von den ganz Gro-
ßen und um meinen ganz eigenen Stil zu bewahren,
eignete ich mir selbst Tricks und Kniffe an, die meinen
Fotos meinen ganz persönlichen Touch geben.
Womit beschäftigst du dich denn sonst so?
Ich arbeite am liebsten mit Kunden, die mir einfach
vertrauen und nicht versuchen, meine Arbeit mit ihren
eigenen Vorstellungen zu limitieren. Tendenziell be-
steht mein Alltag allerdings hauptsächlich aus Foto-
Shoots und Luftaufnahmen für Werbekampagnen,
Magazin-Fotos und Reportagen für Fachmagazine.
Mit welchem Equipment bist du denn ausgerüstet?
Aktuell habe ich von Nikon eine Z 6 und eine D850.
Mit der Z 6 mache ich im Grunde alles. Für besondere
Arbeiten nehme ich dann die D850. In Bezug auf die
Wahl meiner Objektive entscheide ich mich immer
wieder für die vier: ein 24er und 35er mit Festbrenn-
weite, ein 70-200-mm-Objektiv und ein 50er. Zusätz-
lich habe ich noch eine Fujifilm X-T3 und eine XPro 2.
Die sind einfach handlich und wirklich unauffällig.
Was hast du dieses Jahr noch geplant?
Mein ganz eigenes Ziel für 2020 ist es, verschiedene
Arbeiten unter verschiedenen Themen im Rahmen
einer Ausstellungsreihe zu zeigen. Die Angebote
und Ideen reichen gerade von Berliner Szene-Loca-
tions, privaten Ausstellungsräumen bis hin zu Aus-
stellungs-Möglichkeiten zur Photo Popup Fair in
Düsseldorf oder der Berlin Photo Week. Mein Team
und ich sind gerade noch in der Konzeptions-Phase,
daher kann ich leider noch nicht mehr verraten.
Bühnenpräsentation zum Filmstart „25 km/h“,
Lars Eidinger und Bjarne Mädel (2018)
Luftaufnahme „Petronas Towers“, Kuala Lumpur (2018)
Prämiertes Foto #stopeatinganimals (2016), veröffentlicht
im Jahrbuch Blickfang (2019) und im Stern Magazin (2019)
Interview