PhotoWeekly 04.03.2020 | Page 29

ROBERT SCHLESINGER  29 „Bei mir gibt es nur ganz oder gar nicht!“ Robert Schlesinger Robert Schlesinger ist Lifestyle- und Automobil- Fotograf, nachdem er ein Jahrzehnt für die dpa tätig war. Mit uns sprach er über seine Zeit dort und wie er durch Zufall zu einer Zusammenarbeit mit der Stiftung von Franz Beckenbauer kam. Interview: Ruben Schäfer Auf deiner Webseite sieht man als erstes eine nackte Frau mit zwei Steaks und einem Hund, der ins Bild gehalten wird. Was ist das für ein Foto – warum ist es dein Startseiten-Bild? Zur Person: Dieses Foto ist vor zwei Jahren Der preisgekrönte während der Vorbereitungen ei- Berliner Fotograf Robert Schlesinger nes Shootings bei Rock am Ring begann seine in einer witzigen Atmosphäre und Karriere als Foto- durchaus spontan entstanden. Journalist der dpa, Das Bild hat für mich heute noch etablierte sich da- nach als Automobil- eine größere Bedeutung, weil es und Lifestyle-Foto- zum einen absolut in die aktuellen graf und ist heute Diskussionen um die Gleichstel- vielgebuchter lung der Frau, die Verschwendung Fotokünstler für alle Branchen. des Lebens vieler Nutztiere und robert-schlesinger.com gleichwohl um Provokation geht. Nachdem dieses Bild eine Doppel- seite im „Jahrbuch Blickfang – die besten Fotografen Deutschlands“ bekam und auch im Stern unter mei- nem Namen veröffentlicht wurde, nutze ich den Wie- dererkennungswert des doch recht plakativen und provokanten Bildes für meinen Internetauftritt. Dein eigenes Bild im Stern zu sehen, war für dich wahrscheinlich nicht mehr so aufregend, nachdem du zehn Jahre bei der dpa gearbeitet hattest? In gewisser Weise hast du schon Recht. Allerdings fühlt es sich anders an, seine Auftragsarbeiten ver- öffentlicht zu sehen. Meine eigenen Fotos, die ich durchaus als Kunst betrachte, zeigen ja gleichzeitig viel von mir, wie ich denke, was ich sehe und wie ich Informationen verknüpfe. Somit ist es schon aufre- gender, heute explizit ausgewählte Arbeiten aus mei- nem Portfolio veröffentlicht zu sehen. Zugegeben, es macht mich auch ein bisschen stolz. Audi R8, Kauner- taler Gletscher (2018) Car2car-Aufnahme für reale Fahrauf- nahmen ohne CGI (2018) Warum bist du aus der dpa raus? Zehn Jahre sind eine lange Zeit, in der ich wenig Gelegenheit hatte, eigene Sachen zu machen. Irgend- wann kommt man als „Künstler“ auch an einen Punkt, an dem der Wunsch wächst, seinen eigenen Weg unter dem eigenen Namen zu gehen. Zugegebe- nermaßen hatte ich auch ein wenig Glück, zur richti- gen Zeit am richtigen Ort gewesen zu sein. Ich hatte zufällig bei einem Charity-Golf-Turnier in Kitzbühel Franz Beckenbauer kennengelernt und mit ihm ein Porträt für ein Magazin gemacht. Danach beauftragte mich seine Stiftung für die folgenden sechs Jahre. War das schon dein Wechsel in die „Freie Wirtschaft“? Es war der Schlüsselmoment, mit dem ich begann, meine Unabhängigkeit zu etablieren. Ich arbeitete noch eine Weile weiter parallel für die dpa. Jobs bei allerlei Events waren eine gute Möglichkeit zu net- worken, die Entscheider aus Wirtschaft und Medien zu treffen und mich dort mit meinem Können zu eta- blieren. So kam es beispielsweise zu meinem initia- len Audi-Shoot. Ich hatte ein Shooting ausgehandelt und kurze Zeit später wurden mir zwei nagelneue Fahrzeuge vor mein Studio geliefert. Barack Obama an der Siegessäule Berlin (2008) Tattoo-Model Davy Jones am Berliner Kult- Imbiss „Curry 36“ (2019) Was hast du mit den Autos angestellt? Um etwas Besonderes zu erschaffen, fuhr ich mit dem Audi R8 in ein Waldstück. Das Umfeld, die Stim- mung, die Szenerie stimmte, dann fehlte nur noch die Postproduction. Mit dem zweiten Wagen bin ich in die Alpen gefahren, um dort bildlich etwas Atem- beraubendes zu erschaffen. Der gesamte Spaß hat mich 8.000 Euro in Eigenleistung gekostet. Das tat schon weh, aber ich hatte es als Invest in meine zu- künftige Karriere angesehen, was sich definitiv aus- gezahlt hat, weil ich mich mit diesen Arbeiten beim Konzern und seinen Kunden profilieren konnte. Was ist aus den Fotos geworden? Sie wurden im Rahmen einer VIP-Auktion verstei- gert. Dazu wurde natürlich das „Who is Who“ der Wirtschaft und Medien geladen und es wurden das erste Mal viele Entscheider und VIPs auf mich und meine Arbeiten auf- merksam. Mit meinem „Ich eignete mir Kundenstamm wuchs selbst Tricks und auch der Anspruch an meine eigene Arbeit. Kniffe an, um mei- Ich wollte nicht nur die nen ganz eigenen höchste Qualität errei- chen, ich wollte vor al- Stil zu bewahren.“ lem meine Unabhängig- keit von Postproduction-Agenturen durchsetzen. So bildete ich mich selbst weiter, lernte von den ganz Gro- ßen und um meinen ganz eigenen Stil zu bewahren, eignete ich mir selbst Tricks und Kniffe an, die meinen Fotos meinen ganz persönlichen Touch geben. Womit beschäftigst du dich denn sonst so? Ich arbeite am liebsten mit Kunden, die mir einfach vertrauen und nicht versuchen, meine Arbeit mit ihren eigenen Vorstellungen zu limitieren. Tendenziell be- steht mein Alltag allerdings hauptsächlich aus Foto- Shoots und Luftaufnahmen für Werbekampagnen, Magazin-Fotos und Reportagen für Fachmagazine. Mit welchem Equipment bist du denn ausgerüstet? Aktuell habe ich von Nikon eine Z 6 und eine D850. Mit der Z 6 mache ich im Grunde alles. Für besondere Arbeiten nehme ich dann die D850. In Bezug auf die Wahl meiner Objektive entscheide ich mich immer wieder für die vier: ein 24er und 35er mit Festbrenn- weite, ein 70-200-mm-Objektiv und ein 50er. Zusätz- lich habe ich noch eine Fujifilm X-T3 und eine XPro 2. Die sind einfach handlich und wirklich unauffällig. Was hast du dieses Jahr noch geplant? Mein ganz eigenes Ziel für 2020 ist es, verschiedene Arbeiten unter verschiedenen Themen im Rahmen einer Ausstellungsreihe zu zeigen. Die Angebote und Ideen reichen gerade von Berliner Szene-Loca- tions, privaten Ausstellungsräumen bis hin zu Aus- stellungs-Möglichkeiten zur Photo Popup Fair in Düsseldorf oder der Berlin Photo Week. Mein Team und ich sind gerade noch in der Konzeptions-Phase, daher kann ich leider noch nicht mehr verraten. Bühnenpräsentation zum Filmstart „25 km/h“, Lars Eidinger und Bjarne Mädel (2018) Luftaufnahme „Petronas Towers“, Kuala Lumpur (2018) Prämiertes Foto #stopeatinganimals (2016), veröffentlicht im Jahrbuch Blickfang (2019) und im Stern Magazin (2019) Interview