Technik
M E TA -T E S T
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SIGMA
70 mm f/2,8
DG MACRO | ART
Makro-
Klassiker
reloaded
Es ist das erste Makro-Objektiv der Art-Serie
und zugleich der Nachfolger des beliebten und
überaus gelungenen Sigma 70 mm EX.
Mit diesen Anlagen kann das neue Sigma nur
gut werden – oder?
Von Ruben Schäfer
Beginnen wir heute mal mit
einer schlechten Nachricht –
zumindest für alle, die eine
Nikon-Kamera nutzen. Denn das
nagelneue 70-mm-Sigma-Objek-
tiv hat keine passende Variante
spendiert bekommen und dass
noch eine nachrückt, halten wir
für unwahrscheinlich. Also, liebe
Nikonianer, bitte weiterblättern,
hier gibt es nichts zu sehen! Für
alle anderen lohnt es sich der-
weil, dranzubleiben: Nicht nur
weil das Sigma eines der gün-
stigsten Makros ist, sondern
gerade, weil es dabei die Art
Tugenden kein Stück verlernt.
N O 093
36/2019
Sigma 70 mm f/2,8
DG MACRO | Art
sehr gut
Quick Facts:
Preis: ca. 450 Euro
Gewicht: 515 g
Ausstattung
Günstig ist natürlich relativ, das
wissen wir, aber in Relation zu
den inneren Werten können wir
mit Fug und Recht behaupten,
dass Sigmas 70 mm im Wortsinn
preiswert ist. Um Farblängsfehler
zu minimieren, enthält das opti-
sche System zwei FLD-Glasele-
mente, zwei SLD-Glaselemente
und ein Element mit einer hohen
Rate anomaler Teildispersion und
einem hohen Brechungsindex.
Zusätzlich sollen zwei asphäri-
sche Linsenelemente dazu bei-
tragen, bei kurzem Aufnahmeab-
stand die Auflösung zu erhöhen.
Auf einen Bildstabilisator hat
Sigma leider verzichtet.
Und apropos verzichten: Wie bei
so vielen Art-Objektiven verbaut
Sigma auch im 70er keinen Wet-
terschutz. Das ist zwar schade,
hängt aber möglicherweise an
dem Fokusmechanismus: Mar-
kenzeichnen des Sigma-Makros
ist der weit ausfahrende Innentu-
bus, auf dem die Fokusdistanzen
detailliert vermerkt sind. Das hilft
auch beim manuellen Fokussie-
ren. Das Fokus-by-Wire-System
verhindert die direkte mechani-
sche Verbindung zwischen Fo-
kusring und Fokusantrieb. Ein
neu entwickelter eisenloser
Gleichstrommotor, gesteuert
durch den neuesten Algorithmus,
regelt die Fokussierung leise und
mit optimaler Geschwindigkeit.
Der große Drehwinkel des Fokus-
rings hilft dem Fotografen dabei,
die für die Makrofotografie erfor-
derliche äußerst präzise Fokus-
sierung zu erzielen.
Filterdurchmesser:
49 mm
Naheinstellgrenze:
25 cm
Erhältlich für:
Canon, Sony E,
Sigma
Das neue 70 mm
Art ist zwar nicht
besonders klein,
aber mit nur rund
500 Gramm recht
leicht geworden.
Auf einen Wetter-
schutz oder einen
Bildstabilisator
verzichtet Sigma.
Angesichts der op-
tischen Leistung
kommen wir darü-
ber hinweg.
Bildqualität
Doch am Ende des Tages ist das
alles schmückendes Beiwerk
– Makrofotografen haben die
höchsten Ansprüche, wenn es
um Bildschärfe geht. Matthias
Proske konstatiert für ValueTech:
„Die Bildschärfe ist von der Nah-
einstellgrenze bis zur Unend-
lich-Position konsistent und auf
hohem Niveau – von der Bildmit-
te bis zum Bildrand. Im Bildzen-
trum ist das Objektiv bereits bei
Offenblende (f/2.8) beinahe am
Auflösungsmaximum angelangt:
Erstklassig!“. Und als wäre das
nicht genug, schreibt Tim Herpers
für DigitalPhoto: „Nicht nur die
Auflösung kann überzeugen: Die
70-mm-Festbrennweite zeigt
keinerlei Schwächen in der Ver-
zeichnung. Ebenso positiv fällt
das Testergebnis zur Vignettie-
rung aus.“ Fazit: Das Sigma trägt
die Bezeichnung „Art“ mit Würde
und verdient ein „sehr gut“!
Die Außenfokussie-
rung ist ein Mar-
kenzeichen und
funktioniert in der
Praxis ganz ausge-
zeichnet.
Das sagen die Kollegen ...
„Letztlich hat Sigma sein Ziel erreicht und ein Makroobjek-
tiv mit einer superben Abbildungsleistung geschaffen. Doch
die eingangs erwähnte fehlende Innenfokussierung, die bei
ambitionierten Objektiven längst Standard ist, raubt der
Neuheit in der Testkategorie Haptik wertvolle Punkte.
Dennoch erreicht das Sigma ein tolles Testergebnis.“
(Tim Herpers)
„Alles in allem zeigt sich das Sigma 2,8/70 mm DG Macro |
Art als würdiger Vertreter der Art-Serie und als eines der
besten Makro-Objektive des Marktes – zu einem sehr verlo-
ckenden Preis.“ (Herbert Kaspar)
„Klingt doch alles perfekt, oder? Fast. Sigma und die
Konkurrenz kombinieren bei anderen modernen Makroob-
jektiven Floating-Fokussysteme mit deutlich schnelleren
Ultraschallmotoren und auch eine optische Bildstabilisie-
rung ist heute immer häufiger anzutreffen. Vor allem das
kaum teurere Tamron SP 90 mm f/2.8 Di VC USD Macro ist
folglich ein ernsthafter Konkurrent.“ (Matthias Proske)
Das PhotoWeekly-Urteil
Das hat uns gefallen: Wenn es in einer Foto-
Kategorie um Schärfe pur geht, dann bei den Ma-
kros – und hier liefert Sigma kompromisslos ab.
Auch die optischen Fehler sind bestens korri-
giert; der Preis für das Paket ist eigentlich zu gut,
um wahr zu sein.
Hier besteht Nachbesserungsbedarf: Kein
Bildstabilisator mag aufgrund der hohen Abbil-
dungsleistung noch erklärbar sein, kein Wetter-
schutz nervt schon eher. Und Scherz beiseite:
Warum Sigma das 70er Art allen Nikon-Fotogra-
fen vorenthält, verstehen wir bis heute nicht.
Sigma 70 mm f/2,8
DG MACRO | Art
N 093
O
36/2019
sehr gut