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08
DJI MAVIC AIR
Zwergenaufstand
Von Ruben Schäfer
Neue Drohnen sind immer
wieder ein Spektakel der Inno-
vationen – und das gilt auch für
die neue Mavic Air von DJI. Wir
haben uns den Frischling mal nä-
her angesehen.
Mit der Mavic Air schlägt DJI
die Brücke zwischen der kleinen
Spark und der bewährten Ma-
vic Pro, die beide weiter im Sor-
timent bleiben. Die Air punktet
dabei vor allem mit ihrer Größe:
Zusammengefaltet passt sie pro-
blemlos in eine Jackentasche
und wird damit zum idealen Be-
gleiter für Wanderer und Naturfo-
tografen, aber auch für Journalis-
ten und Pressefotografen, die ein
kleines und unauffälliges System
suchen. Zum Vergleich: Die zu-
sammengefaltete Mavic Pro ist
etwa so groß wie ein Milchkar-
ton, die Air ist um mehr als die
Hälfte kleiner – fast so klein wie
früher die Fernbedienung. Umso
erstaunlicher, das DJI die Eckda-
ten der originalen Mavic trotz der
Größe komplett übernehmen und
sogar stellenweise verbessern
konnte: Es bleibt bei 12 Megapi-
xeln auf einem 1/2.3 Zoll-Sensor,
auf Wunsch auch in DNG-RAW
für mehr Bearbeitungsspielraum.
Video zeichnet die neue auch
in 4K mit 30 Bildern pro Sekun-
de auf – mit einem deutlichen
Sprung, statt 60MB/Sek sind nun
100MB/Sek möglich. Das garan-
tiert mehr Spielraum in der Farb-
korrektur, mehr Schärfe und ins-
gesamt ein lebendigeres Video.
Full HD geht jetzt auch mit 120
Bildern/Sekunde, was klasse Zeit-
lupen aus der Luft ermöglicht. Der
Gimbal baut nun anders auf und
ist im Gehäuse versenkt – damit
merzt der Hersteller eine bekann-
te Schwachstelle der Pro aus, der
dort verbaute Gimbal fiel immer
Die Mavic Air
(rechts) ist viel
kleiner als die ori-
ginale Mavic (links)
– kann aber fast
alles gleich gut
oder besser.
Insbesondere die
Farbe „Feuerrot“
steht der Drohne
bestens.
wieder durch seine extreme Fi-
ligranität und damit Empfind-
lichkeit auf. Etwas verschlechtert
hat sich DJI indes in den Berei-
chen Akkulaufzeit (nur noch 21
statt 30 min) und Reichweite, die
nun noch zwei Kilometer anstelle
der bisherigen sieben verspricht
– was aufgrund der deutschen
Drohnengesetze allerdings oh-
nehin nicht besonders wichtig
sein sollte. Dafür zeigt die Mavic
Air, wie wichtig intelligente Com-
putersysteme werden und auch,
was damit heute schon geht: Auf
Knopfdruck erstellt die Drohne
perfekte Panoramas, fliegt im
Halbkreis um einen Punkt und
filmt eine beeindruckende Auf-
macher-Sequenz oder folgt bis zu
16 Zielen vollautomatisch und mit
einem Fingertipp. Zudem wurde
die Hinderniserkennung verbes-
sert: Blieben die Drohnen früher
nur stehen, um nicht zu crashen,
erkennt die Air Gegenstände und
umfliegt sie einfach.
All diese Veränderungen konn-
ten wir bereits bei DJIs Launch-
Event in Monaco testen. Die ge-
steigerte Intelligenz merkt man
deutlich: Alles funktioniert ein-
fach und intuitiv – auspacken
und losfliegen, gerade für Ein-
steiger. Profis freuen sich über
die neuen Hilfen aber ebenso wie
über das noch schönere Video
und die optisch leicht verbesser-
te Fotoqualität. Besonders über-
zeugt allerdings der 360°-Panora-
mamodus – so leicht war es mit
einer Drohne noch nie, Rundum-
bilder zu erhalten, und das auch
noch mit satten 32 Megapixeln.
Die Bilder werden selbst zusam-
mengebaut und als JPG gespei-
chert. Wer das Ganze in RAW will,
muss zwar Lightroom arbeiten
lassen – bekommt es dann aber
in DNG und mit bis zu 116 (!) Me-
gapixeln. Die Flugleistungen ent-
puppten sich im Test allerdings
als zweischneidiges Schwert: Zu-
nächst stört die kürzere Flugzeit
ein wenig, DJI wirkt hier immer-
hin mit deutlich günstigeren Ak-
Panorama-Auf-
nahmen auf Knopf-
druck – dieses Bild
kommt so direkt
aus der Mavic Air.
Der Asteroid-
Effekt sieht ein-
fach toll aus – und
wird von der Droh-
ne automatisch er-
stellt, auf Wunsch
sogar mit Musik.
kus zum Wechseln dagegen. Die
Geschwindigkeit und Wendigkeit
sind auf den Punkt und top. Kri-
tik muss die Mavic Air allerdings
für das neue Funksystem aushal-
ten: Dieses wird nun nicht mehr
über leistungsstarke Funkfre-
quenzen, sondern über WLAN ab-
gewickelt, was die Reichweite zu-
nächst einschränkt – soweit ok.
Allerdings gibt es gerade in Städ-
ten sehr viele WLAN-Netzwerke,
sodass die Air in unserem Test
mehrfach Verbindungsproble-
me hatte – und das bei unter 200
Metern Luftlinie Entfernung. Wer
nicht in Städten fliegt, wird damit
aber klarkommen. Denn ansons-
ten macht die Air alles gleich gut
oder besser als der Quasi-Vorgän-
ger, ist aber rund 300 Euro günsti-
ger und eben viel kompakter.
Unser erster Eindruck
„Klein, leistungsstark, intelligent:
DJI setzt neue Maßstäbe“.
Ruben Schäfer, Technik-Experte
Die Mavic Air liegt zwischen der Spark und der
Pro? Offiziell vielleicht – in der Realität ersetzt
sie beide, indem sie das Beste aus den Welten
verbindet. Die Bildqualität ist insbesondere in
den 4K-Videos hervorragend, die intelligenten
Funktionen hauen uns immer wieder um. Die
Flugleistungen sind genau wie erwartet – in die-
sem Fall ein klares Kompliment. Trotz der Pro-
bleme bei der WLAN-Verbindung in der Stadt,
die für viele kein Problem darstellen dürften: Der
Preis ist definitiv heiß – und das Jahr noch jung.