Technik
M E TA -T E S T
25
CANON RF 50 mm f/1,2L USM
Der nächste Meilenstein
Wenn ein neues Objektivsystem entsteht, dann
gibt es plötzlich Möglichkeiten, die vorher un-
denkbar waren. Das neue Canon 50 mm f/1.2
RF ist einer der ersten Vertreter der neuen
Canon-Generation. Zeit für einen Test.
Von Ruben Schäfer
Die beiden spiegellosen Kame-
N O 063
05/2019
rasysteme von Canon und
Nikon sind wohl die prägendsten
Canon RF
50 mm f/1.2L USM
Meldungen des vergangenen
sehr
gut
Foto-Jahres. Und während Nikon
für die Kameras gelobt, für die
Objektive aber vielerorts geschol-
ten wurde, kritisierten viele der
selbsternannten Fachleute die
EOS R – lobten aber die Objektive.
Großen Anteil an diesem Lob hat
sicher auch das neue 50 mm, das
in Kombination mit der
Quick
Facts:
neuen Kamera beacht-
Preis: ca. 2.500 Euro
liche Leistungen voll-
Gewicht:
950
g
bringt – wie etwa die
Filterdurchmesser:
77
Fokussierung bei LW -6,
Naheinstellgrenze:
40
cm
also fast vollkommener
Erhältlich für: Canon RF
Dunkelheit.
Ausstattung
Das 50 mm RF getrennt von der
einzigen Kamera zu betrachten,
die es tragen kann, fällt durchaus
schwer. Doch es werden weitere
EOS-R-Varianten folgen – das tut
der Qualität des Objektivs keinen
Abbruch. Und die Qualität ist bril-
lant, schon die Verarbeitung ist
auf höherem Niveau, als es je ein
L-Objektiv war. Zwar besteht der
Tubus auch diesmal aus Kunst-
stoff, der Anschluss ist dafür breit
aus Metall gefasst und das ge-
samte Objektiv ist umfassend ab-
gedichtet.
Äußerlich gibt es Neues und Be-
kanntes zu entdecken: Ein Schal-
ter für MF-AF, ein Fokus-Limiter,
mit dem der Nahbereich bis 80 cm
ausgeschlossen werden kann –
das kennen wir schon. Neu ist
dagegen der Objektiv-Steuerring,
der sich vollkommen frei pro-
grammieren lässt. Nostalgiker
können an dieser Stelle auch die
Blende einstellen, wir fanden die
Belichtungskorrektur hier gut
aufgehoben. Im Inneren gibt es
nun eine 10-Lamellen-Irisblende,
die für eine runde Unschärfe (Bo-
keh) sorgt. Und feinstes Glas –
Canon selbst spricht davon, sich
qualitativ an den hochwertigsten
Zeiss-Objektiven orientiert zu
haben. Asphärische und UD-Lin-
sen minimieren optische Fehler
wie chromatische Aberrationen.
Das relativiert auch den Preis ein
Stück weit. Einen Bildstabilisator
sucht man derweil leider verge-
bens – schade, da auch die EOS
R keinen internen Stabi bietet.
Dafür kommt die neueste Gene-
ration des USM-Autofokus zum
Einsatz, was mit dem Dual-Pixel-
Fokus der EOS R gut harmoniert.
Der Steuer-Ring
lässt sich mit vie-
len Funktionen, wie
ISO, Blende und
Co., frei belegen.
An der EOS R ist
das Objektiv gut
ausbalanciert –
trotz eines Eigen-
gewichts von
beinahe einem
Kilogramm.
Bildqualität
Dank des Vergleiches zum Zeiss
Otus muss sich Canon natürlich
gefallen lassen, dass hier sehr
genau hingeschaut wird. Dabei
waren doch die drei EF-50er der
letzten Generation alle nicht das
Gelbe vom Ei in Sachen Schär-
fe bei Offenblende. Dieses Erbe
übertrumpft Canon mit dem RF
eindrucksvoll und toppt viele Er-
wartungen. Kollege Bryan Car-
nathan schrieb für The Digital
Picture gar, es mache Sinn, eine
EOS R alleine wegen dieses Ob-
jektives anzuschaffen. „Mit die-
ser Linse bekommen Sie, was Sie
wollen. Die Ergebnisse bei f/1,2
sind sehr scharf und zeigen eine
starke Auflösung und einen guten
Kontrast über den gesamten Bild-
kreis einschließlich der extremen
Ecken.“ Die höchste Schärfe wer-
de bei f/2 erreicht. Auch PCMag
lobte die extreme Bildqualität.
thephoblographer.com attestiert
dem Canon derweil sogar einen
Mittelformat-Look und lobt den
schnellen Autofokus.
Wetterschutz auf
höchstem Niveau:
Das 50 mm RF ist
für harte Einsätze
ebenso geeignet
wie für Arbeiten im
Studio.
Das sagen die Kollegen ...
„Glückwunsch, Canon! Sie brauchten zwar ewig, um ein
spiegelloses Kamerasystem rauszubringen und Ausrufezei-
chen zu setzen. Das Canon RF 50 mm f1,2 L USM setzt eben
dieses Ausrufezeichen und ich wünsche Canon viel Glück mit
allen weiteren Objektiven. Dieses Objektiv bietet ein wun-
derschönes Bokeh, scharfe Bilder, Mikrokontrast, einen
mittelformatigen Look, Wetterschutz, schnelle Fokussie-
rung usw. In vielerlei Hinsicht ist es vielleicht die perfektes-
te Festbrennweite von Canon.“
„Es gibt natürlich Alternativen. Wenn der Preis zu hoch ist,
können Sie das EF 50 mm 1: 1,2L USM zusammen mit einem
Adapter mit der EOS R verwenden. Sie können auch einen
Drittanbieter nutzen. Wenn Sie jedoch mit f / 1.2 fotogra-
fieren möchten, und Sie sich mit dem spiegellosen Vollfor-
mat-System von Canon anfreunden, ist das RF 50 mm F/1.2
L USM das richtige Objektiv. Seine Optik ist schärfer als die
EF-Version und auch die Passform und das Finish sind mo-
derner. Wir sind davon begeistert.“
„Ein großartiges 50-mm-Objektiv ist für viele Fotografen
ganz oben auf der Wunschliste und mit dem 50-mm-F1,2-L-
USM-Objektiv von RF hat Canon einen großen Erfolg erzielt.
Für einige wird der Preis zwar dafür sorgen, dass das Ob-
jektiv für immer auf der Wunschliste bleibt, Profis und be-
geisterte Amateure werden aber zuschlagen.“ (Bryan Car-
nathan)
Das PhotoWeekly-Urteil
Das hat uns gefallen: Mit dem RF 50 mm f/1.2
zeigt Canon eindrucksvoll, was sie leisten kön-
nen, die Ingenieure. Scharf, schneller Fokus, per-
fekte Verarbeitung, lichtstark. Ein besseres
50 mm kennen wir nicht. Der Anspruch, den
Canon an das RF-Bajonett richtet, lässt auf
rosige Zeiten hoffen.
Hier besteht Nachbesserungsbedarf: Wer mit
der EOS R nicht klarkommen kann oder will,
kann mit dem Objektiv auch nichts anfangen –
es gibt eben erst eine Kamera dafür. Wir hätten
uns zudem über einen Bildstabilisator gefreut.
Canon RF
50 mm f/1.2L USM
N 063
O
05/2019
sehr gut