Interview
VERA WOHLLEBEN
presented by
„Ein Bild muss eine
Geschichte erzählen“
Vera Wohlleben ist Bloggerin und Fotografin mit
dem Schwerpunkt Food-Fotografie. Wir haben mit
ihr über ihren Blog, Tipps für Food-Fotografie und
das beste Objektiv für ihre Arbeit gesprochen.
Interview: Ruben Schäfer
Vera, was ist die Idee zu dei-
nem Blog „nicest things“? Wel-
che Rolle spielt Fotografie dabei?
Über die Jahre haben sich die
Themen meines Blogs gewandelt.
Ging es anfangs noch vermehrt
um Lifestyle und DIY, so liegt mein
Fokus heute klar auf Food. Mein
übergeordnetes Konzept war aber
immer die Ästhetik. Ich liebe es,
Harmonie mit Farben und Licht
zu erzeugen, Stimmungen zu ver-
mitteln und mit meinen Bildern
Geschichten zu erzählen.
Zur Person:
Vera Wohlleben,
35, ist Bloggerin,
Fotografin und
Stylistin für Food
& Stills aus Heidel-
berg. Rezeptent-
wicklung und Food-
Fotografie sind ihre
Leidenschaften.
Neben kreativen,
saisonalen Rezep-
ten findest du auf
ihrem Blog „nicest
things“ auch The-
men wie Fototipps,
Reisen, Interior
Design, Minimalis-
mus und DIY.
Wie bist du zu dem gekommen,
was du heute machst?
2011 habe ich meinen Blog "nicest
things" als kreativen Ausgleich
zum Medizinstudium gegründet.
nicestthings.com
Um meine damaligen Themen
Food, Interior und DIY zu illustrie-
ren, habe ich fast täglich fotografiert. Schon bald ka-
men erste Kooperationsanfragen, sodass ich Ende
2011 ein Gewerbe angemeldet habe. Inzwischen ist
aus dem Hobby ein Vollzeitberuf geworden. So ar-
beite ich als Content Creator und Blogger, aber auch
blogunabhängig als Fotografin und Stylistin für
Food & Stills. Mein Fokus liegt auf der Food-Foto-
grafie, ich biete aber auch Produktfotografie, Life-
style-Fotografie und Interior-Shootings an.
Zitronentarte
Tamron SP 90mm
F/2.8 Di MACRO 1:1 VC
USD
bei 90 mm (KB) |
f/11 | 1/10 s | ISO 400
Hier entsteht
Maronenbrot
Tamron SP 90mm
F/2.8 Di MACRO 1:1 VC
USD bei 90 mm (KB) |
f/3.2 | 1/100 s |
ISO 500
Worauf legst du bei Food-Fotos besonderen Wert?
Natürlich müssen die Basics stimmen – appetitlich
gestyltes, frisches Essen, ein gut sitzender Fokus
und eine schöne Lichtführung. Mir persönlich ist
es außerdem besonders wichtig, dass das Foto ein
kongruentes Storytelling hat. Jahreszeit, Situation,
Stimmung, Umgebung, all das soll eine stimmige
Geschichte erzählen.
Welche Technik nutzt du aktuell und was wofür?
Ich fotografiere mit einer Canon EOS 5D Mark IV.
Dazu nutze ich tatsächlich nur zwei Objektive: Zum
einen meine Lieblingslinse, das Tamron SP 90 mm
F/2.8 Di MACRO 1:1 VC USD, für Food-Fotografie und
Produktbilder. Zum anderen das Tamron SP 24-70 mm
F/2.8 Di VC USD G2 für Flatlays, Interior-Fotografie
und Reportagen, bei de-
nen ich schnell und fle-
„Das 90-mm-
xibel hinsichtlich der
Makro-Objektiv
Brennweite sein möch-
te. Beide Objektive sind
von Tamron ist
richtig scharf, was bei
meine
absolute
meiner Fotografie ein
wichtiger Aspekt ist.
Lieblingslinse“
In welches Equipment sollte ein Einsteiger
unbedingt investieren?
Zuerst, klar, in eine gute Kamera. Das muss aber
nicht gleich eine Vollformatkamera sein und auch
nicht unbedingt eine Spiegelreflexkamera. Je nach
Einsatzbereich leistet eine DSLR mit APS-C-Sensor,
wie die Canon EOS 800D oder eine DSLM (spiegellose
Systemkamera, APS-C oder Vollformat), gute Diens-
te. Mindestens genauso wichtig ist aber das Objektiv.
Hier empfehle ich, nicht beim Kit-Objektiv zu blei-
ben. Eine lichtstarke Festbrennweite um die 90-100
mm und ein flexibles Zoom im weitwinkligeren Be-
reich sind eine gute Kombi. Tamron hat da richtig
scharfe Objektive, die auch preislich echt fair sind.
Wer nicht gleich in zwei Linsen investieren will, ist
mit einer 45-mm-Festbrennweite wie dem Tamron
SP 45mm F/1.8 Di VC USD gut bedient. Am APS-C-
Sensor wäre auch ein 35 mm empfehlenswert, da der
Bildausschnitt hier wegen des Crop-Faktors unge-
fähr einem 50 mm am Vollformatsensor entspricht.
Poutine
Tamron SP
24-70mm F/2.8
Di VC USD G2
bei 63 mm (KB) |
f/11 | 1/8 s |
ISO 500
Fischburger
Tamron SP 90mm
F/2.8 Di MACRO 1:1 VC
USD bei 90 mm (KB) |
f/3.5 | 1/100 s | ISO 500
Wie entstehen deine Beiträge und wie bereitest
du ein Shooting vor?
Viele meiner Beiträge entstehen für Kunden, sodass
ein Produkt oder eine Zutat bereits vorgegeben ist.
Damit entwickle ich dann ein Konzept und ein Re-
zept, wobei ich mich von frischem Obst und
Gemüse der Saison, neuen Food-Trends oder ein-
fach meinem Appetit inspirieren lasse. Parallel
überlege ich mir auch schon den Set-Aufbau mit
passenden Untergründen und Props, die eventuell
noch bestellt werden müssen. Nach der groben
Konzept- und Rezeptentwicklung folgen der Ein-
kauf der Zutaten und die Zubereitung mit der
genauen Rezeptentwicklung. Dann style ich das
frisch zubereitete Gericht, fotografiere es und
bearbeite die Bilder in Lightroom. Nach der Key-
word-Recherche, Textredaktion und Korrektur-
schleife kann der Beitrag dann online gehen.
Was sind deine drei besten Tipps, um schöne
Food-Fotos zu machen?
Natürlich steht und fällt alles mit einer guten
Lichtführung, aber das ist ja nicht spezifisch für
die Food Fotografie. Daher folgende drei Tipps ...
Erstens: Das Gericht sollte immer im Mittelpunkt
stehen. Untergrund und Props können das Gericht
zwar unterstützen, aber am besten, ohne ihm die
Show zu stehlen. Man muss nicht jede Ecke des
Fotos mit Küchentüchern, Besteck, Schälchen etc.
vollstopfen. Statt zu überlegen: "Was könnte ich
noch dazu stellen?" fragt man sich lieber: "Was
könnte ich noch wegnehmen?", wenn man mit
dem Styling noch nicht zufrieden ist. Die besten
Props sind übrigens einfach die Zutaten, aus
denen das Gericht besteht, wie zum Beispiel
frische Früchte oder ein Kännchen mit Milch.
Zweitens: Gericht, Props und Lichtstimmung
sollten kongruent sein, also dieselbe Geschichte
erzählen. Ein deftiger Auflauf kommt gut auf rusti-
kalem Geschirr und einem alten Holztisch in einer
Dark & Moody-Stimmung. Pastelltöne und gleich-
mäßiges, sanftes Licht wären hier weniger passend.
Drittens: Die meiste Zeit sollte man auf das
Styling des Gerichts selbst verwenden. Ist es super
frisch, ansprechend serviert und mit frischen
Kräutern garniert, kann es schon fast für sich allei-
ne stehen. Hier ist mein besonderer Tipp, um Tiefe
zu erzeugen. Das erreicht man durch verschiedene
Schichten und Details, wie zum Beispiel noch eine
Puderzucker-Schicht auf dem Kaiserschmarrn oder
Öl, Kräuter und geröstete Nüsse auf einer Suppe.
Der Tiefe-Trick ist aber auch auf das gesamte Set
anwendbar. Dezente Holzbrettchen, Butterbrot-
papier, Küchentücher oder Kuchengitter sorgen
hier für ein dreidimensional wirkendes Bild.
„Zu jeder Szene über-
lege ich mir auch pas-
sende Requisiten und
Deko-Elemente, die
das Bild verschönern“
Canon 5D Mk IV
mit Tamron SP 24-
70mm F/2.8 Di VC USD
G2 Aufnahme-Details:
56 mm (KB) | f/10 |
1/15 s | ISO 100
„Eine lichtstarke Fest-
brennweite um die
90-100 mm, wie das
Tamron SP 90mm, und
ein flexibles Zoom im
weitwinkligeren Be-
reich sind eine gute
Kombi für ambitionier-
te Food-Fotografen.“
Canon 5D Mk IV mit
Tamron SP 90mm F/2.8
Di MACRO 1:1 VC USD
Aufnahme-Details:
90 mm (KB) | f/9 |
1/13 s | ISO 1250
Vera Wohlleben