Praxis
M OT I V-T I P P S
presented by
Kinder in alltäglichen
Situationen fotografieren
Kinderfotos haben einen großen emotionalen
Wert. Insa Hagemann und Stefan Finger
geben praktische Tipps, wie du die schönsten
Erinnerungen am besten festhältst.
Text & Fotos: Insa Hagemann und Stefan Finger
Wenn wir bei unseren journalistischen Projekten
Kinder fotografieren, bemerken wir häufig, dass
Kinder ein gekünsteltes Lächeln aufsetzen und dar-
auf warten, fotografiert zu werden. Nimmt man dann
die Kamera wieder runter, geht das „normale“ Leben
der Kids weiter. Solche Bilder sind nicht das Ziel für
uns im Fotojournalismus und auch selten für uns als
Eltern. Zwei bis drei Mal im Jahr fotografieren wir
unsere Kinder auch gestellt. Je nach Motiv bringen
wir sie da auch zum Lachen. Aber an all den anderen
Tagen möchten wir unsere Kinder so fotografieren,
wie sie sind. Wenn sie Quatsch machen, wenn sie
Spaß haben und sogar, wenn sie weinen. Was wir
nicht möchten, sind Fotoalben mit grinsenden Kin-
dern auf jeder Seite. So ist das Leben nicht – auch
nicht das unserer Kinder. Deshalb fotografieren
wir sie möglichst unbemerkt und geben in diesen
alltäglichen Situationen auf keinen Fall Anwei-
sungen wie „lächel’ mal“ oder „guck’ mal in die
Kamera“. Denn dann ist das Kameragrinsen anerzo-
gen und antrainiert und die Situation ist nicht mehr
so, wie sie war. Was wir aber schon ab und zu ma-
chen: Wenn wir merken, dass das Licht schön ist
oder der Ort gut passt, fragen wir unseren Sohn, ob
er nicht sein aktuelles Lieblingsspiel genau hier
spielen möchte. So steigt der Drachen auch beim
schönen Sonnenuntergang am Meer.
FUJIFILM X-Pro2 | F3.6 | 1/17.000 Sek. | ISO 200 | 16 mm
Kamera und Kamera-Einstellungen
Um die erlebte Situation so festhalten zu können,
wie sie ist, sind die Kamera-Einstellungen und Vor-
bereitungen wichtig. Denn die meisten spannenden
Situationen mit den Kindern passieren ungeplant.
Wenn man dann erst noch die Kamera suchen, eine
Speicherkarte einlegen und die Einstellungen vor-
nehmen muss, ist die Situation ziemlich garantiert
vorbei. Deshalb haben wir für unser Alltagsleben
immer eine FUJIFILM X100F oder eine FUJIFILM
X100V in unserer Wohnung liegen. Mit Speicher-
karte und geladenem Akku, sodass wir die Kamera
einfach nur noch in die Hand nehmen müssen
und startklar sind. Auch die Voreinstellungen in
der Kamera sind direkt auf Fotos für die Kinder opti-
miert: Der Auslöser ist auf elektronisch (ES) gestellt,
sodass wir komplett lautlos auslösen können – also
so, dass die Kids das im besten Fall gar nicht mit-
bekommen. Die Blende ist auf 2,0 voreingestellt, um
einen Fokus auf die Kinder zu haben und den Rest
unscharf im Hintergrund zu halten. Die ISO-Einstel-
lung haben wir auf Auto-ISO stehen, da wir mit den
Sensoren von Fujifilm ohne Bedenken bis zu einer
ISO-Zahl von 6.400 fotografieren können. Auch die
Zeit ist auf Automatik gestellt: Eine 1/100 Sekunde
ist als minimale Verschlusszeit eingestellt. So kön-
nen wir auch etwas schnellere Bewegungen ohne
Verwackelungen fotografieren. Sollten sich die Vor-
einstellungen für eine Situation nicht eignen, justie-
ren wir natürlich nach. Aber so haben wir die
Kamera direkt fertig für ein Foto.
Die FUJIFILM X100-Serie ist für uns perfekt für den
täglichen Gebrauch: Sie passt ohne Probleme in die
Wickeltasche oder in eine Jackentasche, hat trotz-
dem all die Einstellungsmöglichkeiten, die wir als Fo-
tografen brauchen und liefert eine super Bildqualität.
FUJIFILM GFX 50S | F2.8 | 1/600 Sek. | ISO 100 | 63 mm
Auf eine Ebene mit dem Kind
Achtet beim Fotografieren von Kindern darauf, dass
sie deutlich kleiner sind als wir. Fotos von oben ha-
ben immer eine andere Wirkung als Fotos auf glei-
cher Höhe. Das heißt nicht, dass das Fotografieren
von oben nicht auch funktionieren kann. Für uns
gilt aber in der Regel: lieber nah dran als zu weit
weg. Wir wollen unsere Kinder ja schließlich sehen
und nicht erahnen müssen. Aber auch hier gilt, wie
bei vielen Regeln in der Fotografie: Ausnahmen be-
stätigen die Regel! Wenn man das Kind im Chaos
zeigen will, macht es keinen Sinn, nur das Kind zu
sehen. Und wenn es gar nicht um das Chaos, son-
dern die lustige Aktion des Kindes geht, kann es
dem Bild gut tun, das Kind von oben zu fotografie-
ren. So haben wir den Boden als ruhigen Hinter-
grund und kein anderes Bildelement lenkt von
der lustigen Situation ab, die ich als Fotograf
zeigen will.
FUJIFILM X100F | F2 | 1/320 Sek. | ISO 200 | 23 mm
Bilder bauen
Wenn wir schöne Momente beobachten, machen
wir immer erst ein Sicherheitsbild, bevor wir versu-
chen, ein Bild noch spannender zu machen. Dabei
experimentieren wir unter anderem mit unschar-
fen Gegenständen im Vordergrund oder wechseln
die Perspektive. Wenn in dem Moment die Situation
dann schon vorbei sein sollte, ist das schade. Aber
wir würden uns ärgern, wenn wir sie nicht vorher
noch schnell zur Sicherheit festgehalten hätten.
FUJIFILM X100F | F2 | 1/25 Sek. | ISO 6.400 | 23 mm
Bezieht die Kinder in das Fotoshooting ein
Bei unseren geplanten Fotoshootings lassen wir un-
seren Sohn immer gleich mit überlegen. Er soll Spaß
an diesen Shootings haben. Druck bringt da nichts.
Wenn er nicht will, will er nicht. Ihn aber im Prozess
mit einzubeziehen, ihn mit seiner eigenen Kamera
oder auch mit unserer Kamera fotografieren zu las-
sen, macht das Ganze für ihn viel spaßiger und zu ei-
nem Spiel. Das geht nicht mit Kindern in jedem Alter.
Als unser Sohn zwei Jahre alt war, mussten wir
mit ihm so planen, wie wenn wir Stars wie Mario
Adorf fotografieren. Nur, dass er uns noch weniger
Zeit für unsere Fotos gab. Also sind wir wie folgt
vorgegangen: Wir haben zuerst den Lichtaufbau
vorgenommen, bei dem wir selbst als Lichtdouble
dienten. So mussten wir unseren Sohn nur noch auf
die richtige Position stellen und abdrücken. Das war
manchmal frustrierend, aber wir sind der Meinung,
dass Kinder selber entscheiden dürfen, wann und
wie lange sie fotografiert werden möchten.
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