Kunden von „ Harper ’ s Bazaar “ bis Mercedes , jüngster BFF Professional aller Zeiten : Der Stuttgarter Fotograf Alwin Maigler , 25 , startet gerade voll durch – und setzt dabei auf das Leica SL-System .
Interview : Peter Schuffelen , Fotos : Alwin Maigler
Als er 16 war , habe er „ ein bisschen rumfotografiert “, zwei Jahre später absolvierte er sein erstes Shooting . „ Ab da wusste ich , dass
ZUR PERSON :
Alwin Maigler (* 1996 ) ist ein professioneller Fotograf aus Stuttgart mit Schwerpunkten auf der Mode- , Porträt- und Kunstfotografie . Alwin ist Gründer des Wilhelm 11 Studio in Stuttgart und Professional Mitglied im BFF – dem Berufsverband Freiberuflicher Fotografen und Filmemacher . alwinmaigler . de instagram . com / alwinmaigler wilhelm11studio . de ich Fotograf werden wollte , aber ich wusste nicht wie “, sagt Alwin Maigler .
Ausbildung , Studium oder Assistenzen ? Ein Kreativer aus der Nachbarschaft beriet ihn , am Ende entschied sich Alwin , gleich ins kalte Wasser zu springen – er assistierte nach und nach bei einer Handvoll Fotografen . „ Das war eine gute und sehr lehrreiche Zeit , in der ich Einblick in viele Bereiche bekommen habe “, sagt Alwin . „ Hinzu kommt : Als Assistent kann man gutes Geld verdienen . Irgendwann habe ich aber festgestellt , dass ich neben der Arbeit zu wenig Zeit und Power hatte , um eigene Projekte umzusetzen .“
Auch deshalb wagt er bereits mit 22 den Sprung in die Selbstständigkeit . Erste Editorials für Modemagazine entstehen , unter anderem für „ L ’ officiel “: „ Ein tolles Gefühl war das , und ich finde es bis heute megacool , die eigene Arbeit irgendwo gedruckt zu sehen . Das Witzige ist aber , dass man selbst immer der schärfste Kritiker ist und die Messlatte höher hängt – was vor zwei Jahren krass war , kann man heute schon wieder besser .“
Inzwischen hat sich sein Portfolio deutlich geweitet . Neben Editorials für Magazine wie „ Cosmopolitan “, „ Harper ’ s Bazaar “ oder „ Marie Claire “ fotografiert er Kampagnen für Modelabels und Strecken in Corporate- Publishing-Magazinen . Vor zwei Jahren sind Kunden aus dem Automobilbereich hinzugekommen . Für einen Wohnmobil-Hersteller reist er regelmäßig quer durch Europa . Auch für Mercedes und Porsche hat er schon fotografiert – Lifestyle-Strecken zwischen Automotive und Mode . Er habe zuletzt weniger Zeit für freie Projekte gehabt , sagt Alwin . Die seien für ihn aber immer noch „ absolut essenziell “. Einerseits , weil er sich dort bedingungslos kreativ austoben könne , andererseits weil sie auch immer wieder zu neuen Aufträgen führten .
Inspiration hatte Alwin Maigler für sein jüngstes freies Projekt in Fotobüchern gesucht , Stichwortgeber in Sachen Look war am Ende Helmut Newton .
Sein jüngstes freies Projekt , aus denen die hier gezeigten Bilder stammen , hat er im Dezember 2021 in der Stuttgarter Staatsgalerie umgesetzt . „ Die Strecke ist in Zusammenarbeit mit einer Vintage-Boutique entstanden , die abgefahrene Klamotten vertreibt – unter anderem extrem seltene und teure Chanel-Kostüme und Taschen aus den 80er-Jahren “, so Alwin . Wie er an freie Shootings herangehe , wollen wir wissen . „ Meist ohne gezieltes Moodboarden jedenfalls “, sagt Alwin . „ Ich habe ein Dutzend Fotobücher aus dem Regal gezogen und darin herumgeblättert , um mir Inspiration zu holen . Ich glaube ohnehin , dass das Konzept der Originalität eine Illusion ist – es gab einfach schon alles . Wenn man es schafft , aus dem , was man sieht , etwas Neues zu rekombinieren , ist das schon viel .“
In diesem Fall war Helmut Newton die Referenz in Sachen Look – der „ Lichtgeber “ sozusagen . Als Licht diente ein einfacher Aufsteckblitz , den der Fotograf manuell anund teilweise bewusst übersteuerte . Ein spartanisches Set-up , dessen schlaglichtartige Wirkung mit der Erhabenheit der klassizistischen Säulengalerie spannungsvoll kontrastiert . Warum hast du das denn so fotografiert ? Diese Frage hätten ihm gleich mehrere Kollegen gestellt , irritiert vom rauen , geradezu amateurfotografisch anmutendem Stil . „ Mir gefiel es einfach “, sagt Alwin , „ und einigen anderen offenbar auch : Ich bin von gleich mehreren Kunden wegen genau dieser Serie gebucht worden .“
Die Strecke ist in Zusammenarbeit mit einer Vintage- Boutique entstanden , die unter anderem extrem seltene Chanel-Kostüme und Taschen aus den 80er-Jahren vertreibt .
Umgesetzt hat er die Strecke mit der Leica SL2 – die Kamera , auf die er letztes Jahr umgestiegen ist . „ Bis dahin hatte ich mit einer Vollformat-DSLR gearbeitet , und ich muss gestehen , dass ich Vorbehalte gegenüber spiegellosen Kameras hatte “, sagt Alwin . Dann aber bekam er die Gelegenheit , die Leica SL2 für ein paar Wochen auszuprobieren . „ Ich war spontan begeistert vom hochauflösenden elektronischen Sucher und habe gleich fünf Strecken umgesetzt . Die Ergebnisse waren so überzeugend , dass damit die Entscheidung gefallen war .“
Gefragt , was er besonders an der Kamera schätze , sagt Alwin , der nebenbei Kommunikationsdesign an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart studiert : „ Zunächst einmal ist die SL2 ein unheimlich schönes Objekt mit einem Ausnahme-Design , einer klassischen Linienführung und einer sagenhaft guten Verarbeitung . Auch auf der fachlichen Ebene hat mich die Kamera beeindruckt , ganz besonders im Lowlight- Bereich . Trotz ihrer 47 Megapixel Auflösung eignet sie sich sehr gut für Aufnahmen bei wenig Umgebungslicht – bis ISO 6.400 lässt sie sich problemlos nutzen .“ Das Korn bleibe auch bei derart hohen Empfindlichkeiten dezent und wirke zudem harmonisch . Gepaart mit dem hocheffizienten Bildstabilisator seien zudem Aufnahmen bis zu 1 / 30 sec . aus der Hand möglich .
Im Lowlight-Bereich habe ihn darüber hinaus auch der ausgewogene Weißabgleich überzeugt – wie auch die Bildwirkung insgesamt . „ Die Bilder hochauflösender DSLRs wirken durch ihre Detailstärke ja oft etwas künstlich und steril , der Sensor der SL2 liefert da ganz andere Ergebnisse “, sagt Alwin . „ Ganz gleich ob Farbwiedergabe oder Kontrastumfang bei Schwarzweiß : Was da aus der Kamera rauskommt , sieht einfach verdammt gut aus . Bei einigen Bildern habe ich praktisch nichts nachbearbeitet .“
Und dann komme noch eins hinzu , sagt er . „ Leica baut einfach die besten Objektive der Welt .“ Er selbst hat sich zwei Festbrennweiten zugelegt : das Leica APO-Summicron-SL 35 f / 2 ASPH . und das Leica APO- Summicron-SL 1:2 / 90 ASPH . „ Ich arbeite schon länger ausschließlich mit zwei Objektiven – einer 35mm- Brennweite und einem leichten Tele . Für Headshots , Corporate- sowie Beautyfotografie habe ich mir das 90mm SL-Objektiv zugelegt , am meisten nutze ich aber das SL 35 mm .“ Bei dieser Brennweite habe er die Bildwirkung schon vor Augen , bevor er durch den Sucher gucke , sagt Alwin , der seine Art zu fotografieren als „ entschleunigt “ beschreibt .
„ Wir wollten etwas Rougheres machen , den Klamotten , aber auch dem Model eine gewisse Härte verleihen “, sagt Alwin .
Irgendwann habe er vom Junior Programm des BFF gehört , dem Berufsverband Freie Fotografen und Filmgestalter , und sich beworben . „ Ich hatte relativ viel freie Arbeiten in meiner Mappe , und die gefielen dem Gremium offenbar , jedenfalls bin ich 2019 Junior-Mitglied geworden .“ Nur zwei Jahre später legte ihm der Geschäftsführer des BFF , Jürgen Meister , nahe , sich als BFF Professional zu bewerben . Alwin legte drei Dutzend freie Arbeiten vor , die neunköpfige Jury entschied : Seither ist er BFF Professional – der jüngste in der Geschichte des Verbands .
Alwin hat es in kurzer Zeit weit gebracht , keine Frage . Lässt sich so ein Karriereverlauf noch toppen ? Anders gefragt : Wo sieht er sich in sprichwörtlich zehn Jahren ? „ Mit Blick auf die Selbstständigkeit wäre es ein Traum , eine gewisse Kontinuität über die Jahre aufzubauen . Das Auf und Ab während der Pandemie ist schon ziemlich anstrengend “, sagt der 25-Jährige . „ Toll wären noch mehr internationale Jobs und mehr Zeit für freie Projekte . Wenn ich es dann noch schaffen würde , mich mit meinen freien Arbeiten in Galerien zu positionieren … was mehr könnte ich mir wünschen ?“