Vom Äußeren auf die inneren Werte zu schließen , ist in den seltensten Situationen eine gute Idee . Die Nikon Z fc beweist , dass starke Technik auch in einem altmodischen Gehäuse stecken kann .
Von Sascha Ludwig
Über Design lässt sich streiten – ganz egal , in welchem Bereich des Lebens . Design polarisiert und ist nicht zuletzt Ausdruck persönlicher Vorlieben oder auch zeitgenössischer
N O 193
40 / 2021
Nikon Z fc
sehr gut
Kunst . Doch da ist noch mehr : Während die Bauweise heute in manchen Bereichen der Gestaltung Vorzug vor der Funktion gibt , kann ein Blick in die Formensprache der Vergangenheit dafür sorgen , dass erneut die Ergonomie in den Vordergrund rückt . Nach einer ganzen Reihe von modern gehaltenen , spiegellosen Kameras wagt Nikon mit der neuen Z fc nun einen ausführlichen Blick in die goldene Zeit der Fotografie .
Ausstattung
Neben den großen Einstellrädern , die per Knopfdruck gegen versehentliches Verstellen gesichert werden können , finden wir ein Rädchen zur Belichtungskompensation auf der Oberseite
– sehr gut . Dazwischen versteckt sich ein Zusatzdisplay , das über die Blende des angesetzten Objektivs informiert . Direkt am Auslöser befindet sich der Hauptschalter , daneben ein Knopf zum Start der Video-Aufnahme . Ähnlich aufgeräumt auch die Rückseite : Die Direkttasten für die Bildrückschau und zu den Menüs sind klar abgegrenzt und gut erreichbar . Das große 3-Zoll-Touchdisplay mit einer Auflösung von 1,04 Millionen Bildpunkten ist an der linken Gehäuseseite aufgehängt . Direkt über dem Monitor sitzt der elektronische Sucher mit scharfen 2,36 Millionen Bildpunkten und vollständiger Bildfeldabdeckung .
Das Touch-Display der Nikon Z fc klappt dank seitlicher Aufhängung um bis zu 180 Grad nach vorne ; praktisch nicht nur für Filmer : innen .
Alles andere als klassisch sind dann aber die Komponenten , die im Inneren der DSLM zum Einsatz kommen . Hier setzt Nikon auf die starken Gene der Z 50 ; mit ein paar kleinen Anpassungen an der einen oder anderen Stelle . Unverändert im Vergleich zum Schwestermodell bleibt zunächst der Sensor : Der APS-C-Chip mit einer Auflösung von 20,7 Megapixeln leistet sehr gute Arbeit , lässt aber nach wie vor einen integrierten Bildstabilisator vermissen .
Beim Fotografieren schneller Serien liegen Z fc und Z 50 ungefähr auf Augenhöhe : Elf Bilder pro Sekunde – bei Bedarf dank elektronischem Verschluss auch lautlos – eignen sich für vielfältige Motive . Wird ausschließlich in JPEG fotografiert , hält die DSLM den Sprint rund zehn Sekunden lang durch . Beim Wechsel zu RAW sinkt die Serienbildgeschwindigkeit auf rund neun Bilder pro Sekunde und auch die Ausdauer leidet ein wenig .
Das in Silber gehaltene Kit-Objektiv fährt für den Transport platzsparend ein und passt auch optisch hervorragend zur Retro-DSLM .
Bildqualität
Was das Auftreten von Störpixeln angeht , stellt die Nikon Z fc ein deutliches Upgrade im Vergleich zur Z 50 dar : Bis einschließlich ISO 1.600 gibt es hier fast keinen Anlass für Kritik . Jenseits dieser Marke nimmt sichtbares Rauschen kontinuierlich zu ; mehr als ISO 12.800 solltest du bei der Z fc nur im Notfall einstellen .
Bei der Auflösung sowie der Darstellung feiner Details bleibt die Z fc etwas hinter dem Schwestermodell zurück , zugunsten eines deutlich besseren Rauschverhaltens . So sehen die Bilder aus der DSLM bei ISO 100 noch hervorragend klar und jederzeit detailreich aus . Erst bei ISO 3.200 sehen wir in den Aufnahmen erste Anzeichen von Unschärfe aufgrund einsetzender Weichzeichnung . Ebenfalls bis ISO 3.200 ist die Detail-Darstellung auf einem gleichmäßig hohen Niveau und liefert Fotografen klare und scharfe Bilder .
„ Die Nikon Z fc sieht nicht nur richtig gut aus , sie schießt auch richtig gute Fotos und Videos – da muss sich die kleine Systemkamera nicht vor größeren und teureren Vollformatmodellen verstecken . Die Bedienung ist einfach , auch für Anfänger . Nachteil des 80er Looks : Es fehlt ein Griff – mit großen und schweren Objektiven wird die Z fc unhandlich .“ ( Sven Schulz )
gut „ Die Nikon Z fc ist eine optisch auf Retro getrimmte Kamera , die technisch weitestgehend dem schon länger erhältlichen Modell Z 50 entspricht . In der Praxis erreichen beide Kameramodelle sehr ähnliche Leistungswerte , die Gehäuse weichen jedoch voneinander ab . (...) Wer auf der Suche nach einer Kamera mit modernem Inneren und Retro-Äußerem ist , sollte sich die Nikon Z fc sicherlich näher ansehen . Wer nicht unbedingt eine DSLM im Retrodesign besitzen möchte , fährt mit der Z 50 besser .“ ( Thomas Kniess )
Das PhotoWeekly-Urteil
� Das hat uns gefallen : Insbesondere beim Rauschverhalten stellt die neue Nikon Z fc ein signifikantes Upgrade im Vergleich zur Z 50 dar ; ein Lob an die Techniker . Handling und Bedienung sind stimmig und vor allem für Veteranen wunderbar vertraut . Der schicke Retro-Body gefällt ebenso auf Anhieb ; über Geschmack lässt sich eben doch nicht streiten .
� Hier besteht Nachbesserungsbedarf : In puncto Video-Featues hätten wir uns etwas mehr gewünscht , etwa flache Bildprofile oder schnellere Zeitlupen . Der langsame UHS-I-Standard bremst die Leistung zusätzlich aus . Und auch das Angebot an dedizierten DX-Objektiven mit Z-Bajonett fällt derzeit leider noch sehr überschaubar aus .