PhotoWeekly 08/2018 | Page 19

Praxis M OT I V-T I P P S  19 Fotografieren bei Nacht Wir zeigen dir, wie du mit deiner Kamera bei sehr wenig Licht ganz neue Bildwelten schaffst. Schnapp dir dein Stativ und los geht‘s! Klassische Motive neu entdecken Orte, die sich bei ganz normalem Tageslicht zum Fotografieren eignen, sehen auch bei Nacht meist gut aus. Nur eben anders – und das macht die Bilder eben so reizvoll. Das kann eine berühmte Sehens- würdigkeit sein, die jeder schon mit seinem Handy vor blauem Himmel fotografiert hat – deine Nacht- aufnahme mit Lichtspuren im Vordergrund wirkt aber einfach besser. Oder der einsame Baum auf dem Feld: Er gewinnt durch die Langzeitbelichtung mit Sternen und ziehenden Wolken im Hintergrund. Damit der Baum selbst sich gut abhebt, leuchtest du ihn während der Belichtung mit einer starken Taschenlampe an.  Aufnahme-Details: 20 mm (KB) | f/2,2 | 25 s | ISO 2500 Die Sterne als Motiv Wer den Sternenhimmel mit einfangen will, muss erst mal eine Grundentscheidung treffen: Sollen es Sternenspuren sein oder will ich die Sterne als scharfe Punkte im Bild haben? Je nach Brennweite sollte die Belichtungszeit für Letzteres nicht länger als ca. 30 Sekunden sein – je länger die Brennweite, desto kürzer. Im Zweifel also die ISO-Empfindlich- keit entsprechend hochsetzen. Wer Sternenspuren haben will, belichtet entweder direkt mehrere Stun- den oder setzt die Spuren aus mehreren kürzeren (aber immer noch minutenlangen) Belichtungen zusammen. Zusammensetzen kannst du die Bilder hinterher mit der kostenlosen Software Startrails. Da der Zeitaufwand für Aufnahmen mit Sternenspuren immens ist, empfehlen wir, dafür eher auf die war- me Jahreszeit zu warten.  Aufnahme-Details: 85 mm (KB) | f/3,5 | 1/30s | ISO 640 Stimmungsvolle Porträts in der Nacht Das geht fast immer: Porträts bei wenig Licht, ein- fach spontan nachts auf der Straße. Die Straßen- beleuchtung reicht, um die Konturen des Gesichts hervorzuheben – und die Lichter der Stadt machen sich wunderbar in der Unschärfe. Wer im Bokeh keine runden Lichter, sondern zum Beispiel Herz- chen haben will, der bastelt sich eine entsprechen- de Schablone und platziert sie vor seinem Objektiv.  Aufnahme-Details: 14 mm (KB) | f/2,8 | 30 s | ISO 1250 Der Mond macht die Nacht zum Tag Mondlicht ist nichts anderes als reflektiertes Son- nenlicht. Entsprechend kannst du bei Vollmond die Nacht ganz leicht so hell wie den Tag erstrahlen lassen. Bei wolkenlosem Vollmond reichen dafür schon Belichtungszeiten unter einer Minute bei ent- sprechend hoher ISO und offener Blende – ISO 1.600, Blende f/2,8 und 30 Sekunden sind gute Werte für einen ersten Probeschuss. Du wirst erstaunt sein, wie hart das Mondlicht auf deinen Bildern aussieht.  Aufnahme-Details: 300 mm (KB) | f/2,8 | 1/200 s | ISO 12.800 Kontrastreiche Street Photography Auch Street-Fotografen müssen dank der Leis­ tungs­fähigkeit aktueller Kameras nachts nicht ruhen. Momentaufnahmen wie diese wären früher kaum möglich gewesen. Um die Bewegung ein­- zufrieren, braucht man schließlich eine richtig kurze Belichtungszeit von 1/100 Sekunde oder noch kürzer. Heutzutage entstehen auch bei ISO 6.400 und mehr noch locker gute Bilder und in Schwarzweiß geht auch das Bildrauschen bei ISO 25.600 noch als Stilmittel durch. Und das beste für alle Stativmuffel: Diese Art der Nacht­ fotografie geht ohne, einfach aus der Hüfte.