PhotoWeekly 08.06.2022 | Page 24

Alle Fotos : Ono Ludwig

INTERVIEW ONO LUDWIG 24

Licht , Form , Farbe

Das Schaffen des Berliner Künstlers Ono Ludwig ist schon immer geprägt durch die Liebe zum Experiment . Allesamt sind es experimentelle Licht- Bilder , die den Begriff der „ Photographie “ – jenes „ Mit Licht schreiben “ – noch einmal neu definieren .

Text : Marc Peschke , Bilder : Ono Ludwig

Alle Fotos : Ono Ludwig

Als „ Lichtwandler “ hat sich Ono Ludwig einmal bezeichnet – und geht in seiner neuen , wiederum analog entstandenen Serie „ Licht , Form ,

ZUR PERSON

Der Diplom-Designer ( FH ) Ono Ludwig ist 1968 in Bochum geboren . Er lebt und arbeitet seit 1996 in Berlin als freischaffender Künstler und Fotograf . www . ono-ludwig . de

Farbe “ noch einmal neue Wege . Als „ Augenschule “ bezeichnet er die neue Serie . Wir sprachen mit Ono Ludwig über seine neuen Werke …

Lieber Ono Ludwig , viele Ihrer bisher entstandenen Arbeiten waren konkrete , „ reine Fotografien “ – diesmal ist es ein wenig anders : Es handelt sich kurz gesagt um abbildende Fotografie . Sie zeigen die Welt , wenngleich in Details und damit formauflösend . Woher kommt der Wandel ? Manchmal mag ich es , einfach mal draufloszufotografieren , um damit eine neue Serie zu starten . Da traten dann über Jahre diese einzelnen Bilder hervor , die mich fasziniert haben . Etwas Gegenständliches und Reales zu fotografieren , aber dennoch auch etwas Sinnliches , Subjektives . Somit entstand diese Serie von analogen Fotoarbeiten .

Ihr neues Thema ist der Alltag . Sie zeigen Details von Autos , Mopeds , Fahrrädern oder Markierungen auf den Straßen . Sie zeigen das , was uns millionenfach umgibt . Nach was suchen Sie denn hier , in diesem Alltag aus Plastik , Glas , Metall und Beton ? Nach Schönheit ? Ja genau ! Für mich ist es immer wieder wichtig , meine Sicht auf das Normale in visuelle Schönheit umzusetzen . Verweile doch ! Schau , das habe ich gesehen . Es ist schlicht . Es ist einfach , aber in meinem Blick und Sehfeld wunderschön und einzigartig .

Parkplatz- absperrung 08.2007

Verkehrsschilder Rückseite 08.2002

Die Kompositionen verblüffen , obwohl man die Dinge tausendfach gesehen hat . Wie stellt man Originalität her ? Durch eine Aneinanderreihung von Schicksalsschlägen habe ich als Kind und Jugendlicher festgestellt , dass ich einen ganz anderen und besonderen Blick auf Dinge wie Formen und Farben habe . Formen und Farben schwirren um mich umher , wenn

ich die Augen schließe . Dies ist eine seltene Begabung , die ich im Laufe meines Lebens verfeinern durfte . Man muss nicht in andere Länder reisen , um etwas Neues zu sehen und

„ Formen und Farben schwirren um mich umher , wenn ich die Augen schließe .“ zu finden . Sowohl in der Malerei als auch in der Fotografie gibt es Gesetzmäßigkeiten der Kompositionen . Wenn man diese erkennt und beherrscht , ist es wie Fahrradfahren .

Wie verhalten sich ihre neuen Bilder zum Begriff des „ Realismus “? Sind sie realistisch – oder subjektiv ? Natürlich zeige ich die Wirklichkeit , das Reale . Aber wenn ich das Motiv auf dem Negativ festhalte , vermischt sich das Motivbild dann auch zu einem subjektiven Ergebnis . Wirklichkeit kann auch so schön subjektiv sein , oder ?

Bordstein Eckenrundung

02.2022

Fahrradgabel mit Rad 02.2022

Der Titel der Serie „ Licht , Form , Farbe “ klingt sehr klassisch , als stamme er aus der Zeit des Neuen Sehens . Warum dieser Titel ? Die Zukunft kann man nicht aufhalten . Dementsprechend ist auch der Alltag voller Materialien , die neu sind , innovativ , anders . Es gibt neue Formen in der Architektur , in der Mobilität . Um uns herum verändert sich alles und wird innovativer mit reichlich Farbe , Farbe , Farbe . Es wird immer wieder Neues gestaltet . Es gibt neue Formen und Farben und aus diesem Sammelsurium schöpfe ich im Hier und Jetzt . Für mich ist „ Licht , Form , Farbe “ aktueller denn je .

Wie haben Sie die vergangenen Corona-Jahre verbracht ? Ich habe eine Autismus-Spektrum-Störung . Für mich ist es die Hölle , jeden Tag aus dem Haus zu gehen . Es ist Krieg in meinem Kopf . Nun war alles anders : Ich habe es genossen , mit meinem Hund spazieren zu gehen und es war ruhig . Es war kein Mensch zu sehen . Es war atemberaubend für mich . In dieser Zeit habe ich auch viel gemalt . Ich war sehr produktiv und kreativ . Meine Tuschearbeiten wurden dann 2020 im Hangaram Art Museum in Seoul in einer Gruppenausstellung gezeigt . Alles zum Thema analoge Fotografie findest du in jeder Ausgabe PhotoKlassik : Neue und gebrauchte Kameras , Filme , Entwickler , Fotopapiere , fundiertes Dunkelkammer-Know-how , … vom Albumindruck bis zum Zonensystem .

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