Raffiniert und geerdet zugleich : So lässt sich die Kochkunst , wie auch die Fotografie von Tarik Rose auf den Punkt bringen . Seinen Ausgleich findet der TV-Koch und Spitzengastronom in der entschleunigten Fotografie mit dem Leica M System .
Text : Peter Schuffelen , Fotos : Tarik Rose aka Keba
Auf Basis ausgewählter regionaler Produkte interpretieren Tarik Rose und sein Küchenchef im Hamburger Restaurant „ Engel “ norddeutsche Klassiker neu – freie Liaisons aus weltweit inspirierter
ZUR PERSON :
Porträt : Patrick Lipke
Tarik Rose (* 1971 ) wurde in Kiel geboren und ist ausgebildeter Koch . Von 2011 bis 2021 kochte Tarik Rose regelmäßig in der Sendung „ Mein Nachmittag im NDR “. Darüber hinaus hat Rose mehrere Kochbücher veröffentlicht .
Küche und Klassikern der deutschen Küche , nordic crossover sozusagen . Essen soll Spaß machen , Kochen auch , und das geht am besten , wenn man die klassischen Regeln kennt , aber eben auch intuitiv durchbricht , um der Fantasie ihren Raum zu geben , meint Tarik , der seine Leidenschaft fürs Kulinarische beim gemeinsamen Kochen mit seinem Großvater entwickelte . Später absolvierte er eine Ausbildung zum Koch und wurde 2004 Küchenchef des „ Engel “, das er 2016 schließlich übernahm . Fünf Tage die Woche ist Tarik Rose in seinem Restaurant präsent , dazu ist er als TV-Koch und Juror in diversen Formaten im NDR , ZDF und ARD zu sehen , außerdem hat er gerade sein viertes Kochbuch fertiggestellt , das am 11 . Oktober erschienen ist . Bleibt da noch Zeit für irgendetwas anderes ?
„ Ich fotografiere , sobald ich ein wenig Zeit habe , das ist mein Ruhepol , mein Kurzurlaub zwischendurch , das zieht mich raus , lässt mich runterkommen “, sagt der 51-Jährige . Früher habe er davon geträumt , Profifotograf zu werden , sich dann aber beruflich für seine zweite Leidenschaft entschieden : das Kochen . „ Das war gut so , denn dadurch bin ich beim Fotografieren völlig frei : Als Auftragsfotograf mit all den ökonomischen und inhaltlichen Sachzwängen wäre ich nicht glücklich geworden .“ Auch im „ Engel “ hat Tarik oft eine seiner beiden Leica M Kameras um den Hals hängen , und tatsächlich entstehen nicht wenige seiner Aufnahmen in unmittelbarer Umgebung des Restaurants , andere an Landstrichen der Nordseeküste oder auf Reisen .
Tarik Roses Bildwelten entstehen mit der Leica M6 und M10 und reichen von wohlkomponierten Landschafts- und Stimmungsbildern bis hin zu eindrücklichen Porträts oder Actionshots .
Auf den ersten Blick mögen Tariks Bilder unspektakulär wirken , auf den zweiten sieht man : Sie sind mit Gespür komponiert , auch und gerade , weil sie sich um klassische Gestaltungsregeln nicht scheren . Hier ähnelt das Bildermachen dem Kochen : Es geht um die Liebe zum Detail , um Augenblicke , Stimmungen , Sehnsüchte , um den Reiz des Gegensätzlichen .
In der Küche schwört Tarik auf seine handgeschmiedeten Messer , bei seinen Aufnahmen auf seine Leica M6 und seine M10 . „ Als jemand , der Qualität und die schönen Dinge des Lebens mag , ist das Leica Design für mich ein wichtiger Punkt “, sagt der gebürtige Kieler , der früher mit Vollformat-DSLRs fotografierte . „ Es geht um diese besondere Haptik , die Reduktion auf das Wesentliche . Aufgeblasene , leichte Kameras mit aberdutzenden Knöpfen und Funktionen waren mir schon immer ein Graus . Wenn ich eine Leica in die Hand nehme , das Gewicht fühle , die griffige Belederung , das Klicken des Zeitrads , das satte und zugleich dezente Auslösegeräusch , der Klang des Verschlusses , da geht mir das Herz auf .“
Sicher , Leica Kameras haben ihren Preis , auch deshalb sei er lange um den Hamburger Leica Store „ Meister Camera “ herumgeschlichen , bis er sich endlich ein Herz fasste und hineinging . „ Herr Meier war der Erste , der mir die Kamera in die Hand gedrückt hat und gesagt hat : ‚ Herr Rose , machen wir ’ s kurz , nehmen Sie doch einfach mal eine ‚ M ‘ übers Wochenende mit und gucken Sie mal , wie sich das anfühlt .‘ Ich dachte : Okay , mach ich , ein Messsuchersystem ohne Autofokus , das krieg ich eh nicht hin , dann bin ich ein für allemal geheilt .“
Die meisten seiner Motive findet der Hamburger Spitzengastrom an der Nordseeküste , andere auf Reisen . Wie das Bild des Skaters , das in Venice Beach mit der Leica M6 auf Kodak Portra entstand .
Es kam anders : Tarik verfiel dem Leica Formfaktor , der handwerklichen Herausforderung , die das bewusste Fotografieren mit sich bringt , der „ Plastizität “ der Bilder und ihrer „ perfekten Imperfektion “, wie er sagt . Zwei Tage später kehrte er mit einer großen Tasche zurück , legte einen Großteil seines bisherigen Foto- Equipments auf die Ladentheke , gab es in Zahlung – und verließ den Store mit einer Leica M10 und einem Summilux-M 1:1.4 / 35 ASPH . „ Bis dahin hatte ich mich eher als Knipser gesehen , mit der Leica M habe ich Fotografie neu gedacht und auch neu gelebt . Die Reduktion auf wenige haptische Bedienelemente hat mir geholfen , mich auf das Wesentliche zu konzentrieren , statt beiläufig auf den Auslöser zu drücken .“ Das habe ihn auf der Stelle entschleunigt , sagt Tarik Rose . Später kam eine analoge Leica M6 hinzu und weitere Objektive : ein Leica Summilux-M 1:1.4 / 50 ASPH . und ein Leica Elmarit-M 1:2.8 / 28 ASPH . „ Im Leica Store hat man mir das Elmarit empfohlen , das ich bis dahin gar nicht auf dem Schirm hatte . Es besitzt eine unfassbare Schärfe und einen großartigen dreidimensionalen Look “, sagt Tarik , der das – vergleichsweise – kostengünstige Weitwinkel vorzugsweise für analoge Street- und Landschaftsaufnahmen nutzt .
„ Bis dahin hatte ich mich eher als Knipser gesehen , mit der Leica M habe ich Fotografie neu gedacht und auch neu gelebt .“
Der Name Leica habe ihn immer schon fasziniert , sagt Tarik , doch lange habe er den Marken-Nimbus für einen Hype gehalten . Heute wisse er , dass mehr dahinter stecke . Neben der außerordentlichen Qualität von Kameras und Objektiven schätzt der fotografierende Gastronom , das , was er „ die Leica Community “ nennt . „ Die Marke verbindet die Menschen auf eine besondere Weise – gerade viele junge Menschen sind fasziniert von Leica Kameras , auch wenn sie sich ( noch ) keine leisten können “, sagt Tarik . Die Community funktioniere sowohl on- wie offline , etwa über persönliche Nachrichten oder das LEICAMAG auf Instagram . „ Mit einigen der Leute , die ich so kennengelernt habe , treffe ich mich auch im richtigen Leben , zum Fotografieren und Kochen .“
Apropos Fotografieren und Kochen : Bislang hat Tarik seine Kochbücher nicht mit eigenen Bildern bestückt , das hat er sich für die Zukunft aber vorgenommen . „ Ich möchte mit der M6 durch die Gegend reisen , Erzeuger besuchen , eine analoge Food-Story fotografieren und diese dann in Buch- oder Magazinform herausbringen – das ist mein Traumprojekt .“