DESIGN-SCOUT Denn sie wissen nicht , was hinten rauskommt
Von Wolfgang Heinen
Seit wenigen Tagen gibt es ( beispielsweise bei fotoimpex . de ) eine neue Kamera zu kaufen . Die Agfaphoto , in Schwarz , Braun oder ( geschmacklich empfohlen ) Rot . Für unter 30 Euro . Mit technisch klarer Ansage : eine einzige 1 / 120 Sekunde Belichtungszeit , feste Blende 9 , fixe Fokussierung . Was in der Praxis heißt : Von nicht so ganz weit vorne bis hinten ist alles scharf . Das Tollste aber ist : Wenn man auf den Auslöser gedrückt hat – sieht man nichts . Kein Monitor , kein erster Check , nichts . Wie auch , in der Kamera ist ja auch ein Film statt eines vorwitzigen Bildsensors . Und der Film , das kennen die meisten noch vom Hörensagen , muss erst entwickelt und die so entstehenden Negative auf Fotopapier vergrößert werden , damit man etwas sieht . Das kann man ein Labor erledigen lassen oder man nimmt die Dinge selbst in die Hand . Letzteres ist fehleranfälliger , aber deutlich spannender .
Warum es so eine Kamera gibt ? Weil sie das Gegenstück bildet zu dem gewohnt digitalen „ sofort , perfekt , vernetzt , ohne Limit , künstlich verschönt “. Man weiß nie , was hinten rauskommt . Denn im Moment der Aufnahme interessiert nur , was vorne reinkommt . Und diese urfotografische Eigenschaft hat das Zeug , als Weiterentwicklung des Sofortbild-Booms der letzten Jahre zu einem echten Trend zu werden .