Technik
M E TA -T E S T
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TOKINA OPERA 50 mm f/1,4 FF
Zu spät zur Party?
Während Nikon und Canon langsam aber sicher
ihre Spiegelreflex-Boliden in die ewigen Jagd-
gründe schicken, bringt Tokina für genau diese
Modelle ein High-End-Objektiv. Eine gute Idee?
Von Ruben Schäfer
Vor ziemlich genau einem
Jahr kündigte der Objektivher-
steller Tokina eine eigene Hoch-
leistungsserie an, opera genannt.
opera soll sich als Premium-Voll-
format-Serie neben der Tokina
AT-X-Serie positionieren und
schon bald mit weiteren Model-
len sukzessive ausgebaut wer-
den. Bislang erschien neben dem
opera 50 mm f/1.4 auch ein 16-28
mm f/2.8. Beide sind für Vollfor-
mat-Kameras konzipiert, aller-
dings für solche mit einem Spie-
gel von Canon und Nikon. Und
hier tritt das 50 mm in einen
harten Wettbewerb.
N O 073
15/2019
Tokina opera
50 mm f/1,4 ff
gut
Ausstattung
Das 50-mm-Objektiv ist eine
technologische Neuentwicklung
von Tokina und wurde in allen
Bereichen des optischen und
elektronischen Designs für die
aktuellen Vollformat-DSLR-Ka-
meras von Nikon und Canon op-
timiert, verspricht der Hersteller.
Bedeutet im ersten Schritt: Das
Objektiv ist an insgesamt acht
Verbindungsstellen abgedichtet,
sodass Staub und Feuchtigkeit
nicht in das Gehäuse eindringen
können. Die Außenhaut besteht
aus Metall und bietet ein Fenster
für die Fokusdistanz und einen
Schalter für den Autofokus.
Quick Facts:
Preis: ca. 980 Euro
Gewicht: 950 g
Filterdurchmesser:
72 mm
Naheinstellgrenze:
40 cm
Erhältlich für:
Canon EF, Nikon F
Auf einen Bildstabilisator haben
sie bei Tokina leider verzichtet.
Dafür gibt es ein spezielles Fil-
terfenster, das in das Design der
Gegenlichtblende integriert ist.
Wenn das Fenster geöffnet wird,
hat der Fotograf Zugang zum Fil-
ter und kann diesen drehen. Im
Objektiv selbst geht es ebenfalls
sehr clever zu: Zur effektiven Un-
terdrückung von Aberrationen
sowie für optimale Schärfe über
das gesamte Bild hinweg, besteht
die optische Konstruktion des
Tokina opera 50 mm F1.4 FF aus
drei SD-Linsenelementen (Super-
Low Dispersion) sowie einem as-
phärisches Glaselement. Runde
Blendenlamellen sorgen für ein
natürlich schönes Bokeh. Um ei-
nen schnellen und genauen AF
zu gewährleisten, verfügt das
Tokina opera 50 mm F1.4 FF über
einen leistungsstarken, ringför-
migen Ultraschallmotor.
Die Verarbeitung
ist hochwertig und
die Konstruktion
gegen Wasser und
Staub geschützt.
Die Technik im
50-mm-opera
überzeugt uns.
Allerdings ist
der Preis sehr
selbstbewusst.
Bildqualität
50-mm-Objektive sind aus gutem
Grund Bildqualitäts-Wunder,
selbst für kleines Geld. Das Tokina
macht bei diesem Spiel gut mit.
Schon bei Blende f/1.4 recht
scharf, steigt die Schärfe bei f/2.8
im Ephotozine-Test auf das Ma-
ximum der Skala. Chromatische
Aberrationen konnten fast keine
festgestellt werden, die Verzer-
rung ist im nicht messbaren Be-
reich. Ben Andrews schreibt für
Digitalcameraworld, die Schärfe
im Zentrum sei beeindruckend,
dafür falle die Zeichnung am
Bildrand ein wenig ab. Generell
kommen die härtesten Heraus-
forderer für das Tokina aus dem
Hause Sigma und Tamron. Im
Vergleich performt das opera
einen Hauch besser, ist aber auch
deutlich teurer als beide Modelle.
Welches am Ende auf die eigene
Kamera kommt, ist also wie im-
mer eine Glaubensfrage.
Insgesamt liefert
Tokina ein sehr
gutes Objektiv,
dessen Zeit ab-
läuft. Nun braucht
die Welt eine
Spiegellos-Version.
Das sagen die Kollegen ...
„Da Sigma und Tamron hart darum kämpften, Käufer von
Canon und Nikon Glas zu überzeugen, musste Tokina ein
ganz besonderes Objektiv liefern, um sich im Wettbewerb
zu behaupten. Glücklicherweise ist die opera 50 mm f/1.4 FF
eine grandiose Standard-Festbrennweite. Die Bildqualität
ist hervorragend, das Objektiv ist eines der schärfsten 50,
das wir je getestet haben. Auch die Ränder und Verzerrun-
gen sind beeindruckend gering.“ (Ben Andrews)
„All die Dinge, die die Pentax-Version dieses Designs zu ei-
ner Editor‘s Choice gemacht haben, gelten ebenso für die
Tokina opera-Version, die einige gute Eigenschaften in die
Domäne der Canon- und Nikon-Anwender bringt. Der Wett-
bewerb zwischen diesen hochwertigen Gläsern ist hart,
aber Tokina liefert nahezu die beste verfügbare Qualität zu
einem sehr wettbewerbsfähigen Preis.“ (John Riley)
Das PhotoWeekly-Urteil
Das hat uns gefallen: Tokina schickt sich aus
dem Stand an, die Platzhirsche von Sigma und
Tamron alt aussehen zu lassen – zumindest in
Sachen Schärfe. Es gibt keine Verzeichnung, das
Bokeh ist wunderbar, die Qualität ausgezeichnet.
Ein guter Tag für Freunde von feinem Glas.
Hier besteht Nachbesserungsbedarf: Es ist
schwer, es ist groß, es hat keinen Bildstabilisator.
Vor allem aber: Es ist 250 Euro teurer als das
Sigma Art, aber nur geringfügig besser. Es gibt
keine deutsche Hersteller-Webseite, der Support
erfolgt über den Händler. Und es gibt keine
Version für spiegellose Kameras.
Tokina opera
50 mm f/1,4 ff
N 073
O
15/2019
gut