PhotoWeekly 10.04.2019 | Page 27

Technik M E TA -T E S T 27 TOKINA OPERA 50 mm f/1,4 FF Zu spät zur Party? Während Nikon und Canon langsam aber sicher ihre Spiegelreflex-Boliden in die ewigen Jagd- gründe schicken, bringt Tokina für genau diese Modelle ein High-End-Objektiv. Eine gute Idee? Von Ruben Schäfer Vor ziemlich genau einem Jahr kündigte der Objektivher- steller Tokina eine eigene Hoch- leistungsserie an, opera genannt. opera soll sich als Premium-Voll- format-Serie neben der Tokina AT-X-Serie positionieren und schon bald mit weiteren Model- len sukzessive ausgebaut wer- den. Bislang erschien neben dem opera 50 mm f/1.4 auch ein 16-28 mm f/2.8. Beide sind für Vollfor- mat-Kameras konzipiert, aller- dings für solche mit einem Spie- gel von Canon und Nikon. Und hier tritt das 50 mm in einen harten Wettbewerb. N O 073 15/2019 Tokina opera 50 mm f/1,4 ff gut Ausstattung Das 50-mm-Objektiv ist eine technologische Neuentwicklung von Tokina und wurde in allen Bereichen des optischen und elektronischen Designs für die aktuellen Vollformat-DSLR-Ka- meras von Nikon und Canon op- timiert, verspricht der Hersteller. Bedeutet im ersten Schritt: Das Objektiv ist an insgesamt acht Verbindungsstellen abgedichtet, sodass Staub und Feuchtigkeit nicht in das Gehäuse eindringen können. Die Außenhaut besteht aus Metall und bietet ein Fenster für die Fokusdistanz und einen Schalter für den Autofokus. Quick Facts: Preis: ca. 980 Euro Gewicht: 950 g Filterdurchmesser: 72 mm Naheinstellgrenze: 40 cm Erhältlich für: Canon EF, Nikon F Auf einen Bildstabilisator haben sie bei Tokina leider verzichtet. Dafür gibt es ein spezielles Fil- terfenster, das in das Design der Gegenlichtblende integriert ist. Wenn das Fenster geöffnet wird, hat der Fotograf Zugang zum Fil- ter und kann diesen drehen. Im Objektiv selbst geht es ebenfalls sehr clever zu: Zur effektiven Un- terdrückung von Aberrationen sowie für optimale Schärfe über das gesamte Bild hinweg, besteht die optische Konstruktion des Tokina opera 50 mm F1.4 FF aus drei SD-Linsenelementen (Super- Low Dispersion) sowie einem as- phärisches Glaselement. Runde Blendenlamellen sorgen für ein natürlich schönes Bokeh. Um ei- nen schnellen und genauen AF zu gewährleisten, verfügt das Tokina opera 50 mm F1.4 FF über einen leistungsstarken, ringför- migen Ultraschallmotor.  Die Verarbeitung ist hochwertig und die Konstruktion gegen Wasser und Staub geschützt. Die Technik im 50-mm-opera überzeugt uns. Allerdings ist der Preis sehr selbstbewusst. Bildqualität 50-mm-Objektive sind aus gutem Grund Bildqualitäts-Wunder, selbst für kleines Geld. Das Tokina macht bei diesem Spiel gut mit. Schon bei Blende f/1.4 recht scharf, steigt die Schärfe bei f/2.8 im Ephotozine-Test auf das Ma- ximum der Skala. Chromatische Aberrationen konnten fast keine festgestellt werden, die Verzer- rung ist im nicht messbaren Be- reich. Ben Andrews schreibt für Digitalcameraworld, die Schärfe im Zentrum sei beeindruckend, dafür falle die Zeichnung am Bildrand ein wenig ab. Generell kommen die härtesten Heraus- forderer für das Tokina aus dem Hause Sigma und Tamron. Im Vergleich performt das opera einen Hauch besser, ist aber auch deutlich teurer als beide Modelle. Welches am Ende auf die eigene Kamera kommt, ist also wie im- mer eine Glaubensfrage. Insgesamt liefert Tokina ein sehr gutes Objektiv, dessen Zeit ab- läuft. Nun braucht die Welt eine Spiegellos-Version. Das sagen die Kollegen ...  „Da Sigma und Tamron hart darum kämpften, Käufer von Canon und Nikon Glas zu überzeugen, musste Tokina ein ganz besonderes Objektiv liefern, um sich im Wettbewerb zu behaupten. Glücklicherweise ist die opera 50 mm f/1.4 FF eine grandiose Standard-Festbrennweite. Die Bildqualität ist hervorragend, das Objektiv ist eines der schärfsten 50, das wir je getestet haben. Auch die Ränder und Verzerrun- gen sind beeindruckend gering.“  (Ben Andrews)  „All die Dinge, die die Pentax-Version dieses Designs zu ei- ner Editor‘s Choice gemacht haben, gelten ebenso für die Tokina opera-Version, die einige gute Eigenschaften in die Domäne der Canon- und Nikon-Anwender bringt. Der Wett- bewerb zwischen diesen hochwertigen Gläsern ist hart, aber Tokina liefert nahezu die beste verfügbare Qualität zu einem sehr wettbewerbsfähigen Preis.“  (John Riley) Das PhotoWeekly-Urteil  Das hat uns gefallen: Tokina schickt sich aus dem Stand an, die Platzhirsche von Sigma und Tamron alt aussehen zu lassen – zumindest in Sachen Schärfe. Es gibt keine Verzeichnung, das Bokeh ist wunderbar, die Qualität ausgezeichnet. Ein guter Tag für Freunde von feinem Glas.  Hier besteht Nachbesserungsbedarf: Es ist schwer, es ist groß, es hat keinen Bildstabilisator. Vor allem aber: Es ist 250 Euro teurer als das Sigma Art, aber nur geringfügig besser. Es gibt keine deutsche Hersteller-Webseite, der Support erfolgt über den Händler. Und es gibt keine Version für spiegellose Kameras. Tokina opera 50 mm f/1,4 ff N 073 O 15/2019 gut