PhotoWeekly 12.06.2019 | Page 23

Technik M E TA -T E S T 23 CANON RF 50 mm F1,2L USM Die beste 50-mm- Festbrennweite? 50 mm haben als Standard-Festbrennweite einen festen Platz im Koffer eines jeden Fotografen – selbst Einsteiger werden bei Canon mit einer 100-Euro-Variante versorgt. Was bekommt man aber für die 23-fache Summe? Von Ruben Schäfer Okay, okay, der Vergleich hinkt natürlich – die Preisdifferenz ist zwar gewaltig, doch für Per- fektion zahlt man ja grundsätz- lich ein gutes Bisschen mehr – und der Unterschied zwischen den beiden Linsen ist größer als er auf den ersten Blick aussieht: So bedeutet der Sprung von f/1.8 zu f/1.2 faktisch eine ganze Blen- denstufe und damit die doppelte Lichtmenge – im Klartext, warst du vorher bei ISO 6.400, reicht jetzt 3.200 aus. Von Bokeh spre- chen wir da noch gar nicht. Und auch in Sachen Verarbeitung und Bildqualität soll das RF neue Maßstäbe setzen; bei Canon fällt hinter vorgehaltener Hand immer wieder der Vergleich zu Zeiss. N O 082 24/2019 Canon RF 50 mm f/1,2L USM sehr gut Quick Facts: Preis: ca. 2.300 Euro Gewicht: 950 g Filterdurchmesser: 77 mm Ausstattung Naheinstellgrenze: 40 cm Bevor wir zur Bildqualität kom- men, sprechen wir zunächst über die Eckdaten. Das RF 50 mm F1.2L USM, ist aus dem Canon- typischen Kunststoff gefertigt, etwas matter als bislang gewohnt, und macht einen sehr hochwer- tigen Eindruck. Der Fokusring ist leicht zu drehen und der neue Funktionsring, der ganz vorne sitzt, ist frei programmierbar. Sonst bietet das Objektiv noch den obligatorischen AF-MF-Schal- ter und einen Fokus-Limiter, aber keinen Bildstabilisator und auch keine Fokusskala mehr. Canon betont, die Konstruktion sei auf höchstem Niveau gegen Staub, Dreck und Wasser geschützt und verfüge über einen stoßdämpfen- den Mechanismus für mehr Ro- bustheit und Langlebigkeit. Von all dem ummantelt, verrichten 15 Linsen in 10 Gruppen ihren Dienst, darunter eine UD-Linse. Canon setzt auf eine 10-Lamellen-Blende (f1.2-f/16), was relativ ungewöhn- lich ist und für interessante Stern- formen beim Abblenden sorgt. Angetrieben wird das Paket, wie bei Canons L-Klasse üblich, von einem Ultraschallmotor.  Blendenlamellen: 10 Mit fast einem Kilo ist das Canon recht schwer, da- für aber sehr gut verarbeitet. Es ist scharf und hat ei- nen sehr schnellen Autofokus verbaut. In der Praxis begeistert Canons Premium-Festbrennweite mit schnellem Autofokus, der gerade in Kombination mit der EOS R zu- verlässig auf Augen scharfstellt – was bei dieser Offenblende eine ordentliche Leistung ist. Ein Raumwunder hat Canon dabei aber nicht geschaffen: Das 50er RF wiegt fast ein Kilogramm und ist über zehn Zentimeter lang. An der EOS R ist es aber dennoch gut ausbalanciert. Trotz des wuchtigen Äußeren fühlt sich die Kombination mit der spiegellosen EOS gut in der Hand an. Bildqualität Wer sich mit der Objektiv-Elite vergleicht, sollte auch richtig was liefern können – und so schaut es auch aus. Benjamin Kirchheim von Digitalkamera.de bescheinigt dem 50er eine sehr gute Auflösung bei Offenblende. Ken Rockwell geht in seinem Test sogar noch etwas weiter und be- schreibt die Blende 1.2 als „ultra- scharf“, auch und gerade in den Ecken. Und sonst? „Die chroma- tischen Aberrationen bewegen sich nahe der Nulllinie und auch die Verzeichnung ist mit maxi- mal 0,2 Prozent Tonnenfom mini- mal“, schreibt Digitalkamera.de. Die Vignettierung betrage 0,9 Blendenstufen, falle wegen des seichten Übergangs aber kaum auf. Rockwell lobt auch das schön runde Bokeh. Kritikpunkte? Fehlanzeige!  Canon setzt auf sehr viele Dichtun- gen, um mit dem Objektiv den har- ten Ansprüchen von Reportagefo- tografen gerecht zu werden. Das sagen die Kollegen ...  „Das Canon RF 50 mm 1.2 L USM ist zwar kein preisgünsti- ges Objektiv, dem Canon zudem eine höherwertige Verar- beitung hätte spendieren können, an der optischen Leistung jedoch gibt es fast nichts zu mäkeln. Der Autofokus ist nicht der schnellste, aber flott genug und manuell lässt sich das 50er ebenfalls hervorragend fokussieren. Interessant ist die Kombination aus kreisrunden Unschärfescheibchen bei offener Blende und der Möglichkeit, einen deutlichen Stern- strahleneffekt bei geschlossener Blende dank der geraden Anzahl von zehn Blendenlamellen hervorrufen zu können. Dominantes Gegenlicht mag das Canon nicht gerne, dafür treten praktisch keine optischen Fehler auf“   (Benjamin Kirchheim)  „Das Canon 50 mm f/1.2 für RF ist ultrascharf, hat eine tol- le Autofokus-Performance, keine Bildfehler und einen ei- gentlich angemessenen Preis. Der ist aber trotzdem ziem- lich hoch – und das Objektiv ist ziemlich groß und schwer.“   (Ken Rockwell) Das PhotoWeekly-Urteil  Das hat uns gefallen: Die Kombination aus Schärfe, Autofokus und f/1.2-Bokeh adelt das 50er zu der vielleicht besten Festbrennweite, die Canon je gebaut hat. Sein vollstes Potenzial wird es spätestens dann zeigen, wenn ein R-Body mit Bildstabilisator auf den Markt kommt.  Hier besteht Nachbesserungsbedarf: Größe und Gewicht sind ein notwendiges, aber nerviges Übel. Wirklich gefreut hätte uns aber ein Bildsta- bilisator. Der Funktionsring sollte beim nächsten Mal näher an die Kamera, dann wäre das Objek- tiv leichter zu bedienen. Canon RF 50 mm f/1,2L USM N 082 O 24/2019 sehr gut