Technik
M E TA -T E S T
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CANON RF 50 mm F1,2L USM
Die beste 50-mm-
Festbrennweite?
50 mm haben als Standard-Festbrennweite einen
festen Platz im Koffer eines jeden Fotografen
– selbst Einsteiger werden bei Canon mit einer
100-Euro-Variante versorgt. Was bekommt
man aber für die 23-fache Summe?
Von Ruben Schäfer
Okay, okay, der Vergleich hinkt
natürlich – die Preisdifferenz
ist zwar gewaltig, doch für Per-
fektion zahlt man ja grundsätz-
lich ein gutes Bisschen mehr –
und der Unterschied zwischen
den beiden Linsen ist größer als
er auf den ersten Blick aussieht:
So bedeutet der Sprung von f/1.8
zu f/1.2 faktisch eine ganze Blen-
denstufe und damit die doppelte
Lichtmenge – im Klartext, warst
du vorher bei ISO 6.400, reicht
jetzt 3.200 aus. Von Bokeh spre-
chen wir da noch gar nicht. Und
auch in Sachen Verarbeitung
und Bildqualität soll das RF neue
Maßstäbe setzen; bei Canon fällt
hinter vorgehaltener Hand immer
wieder der Vergleich zu Zeiss.
N O 082
24/2019
Canon RF 50 mm
f/1,2L USM
sehr gut
Quick Facts:
Preis:
ca. 2.300 Euro
Gewicht: 950 g
Filterdurchmesser:
77 mm
Ausstattung
Naheinstellgrenze:
40 cm
Bevor wir zur Bildqualität kom-
men, sprechen wir zunächst
über die Eckdaten. Das RF 50 mm
F1.2L USM, ist aus dem Canon-
typischen Kunststoff gefertigt,
etwas matter als bislang gewohnt,
und macht einen sehr hochwer-
tigen Eindruck. Der Fokusring
ist leicht zu drehen und der neue
Funktionsring, der ganz vorne
sitzt, ist frei programmierbar.
Sonst bietet das Objektiv noch
den obligatorischen AF-MF-Schal-
ter und einen Fokus-Limiter, aber
keinen Bildstabilisator und auch
keine Fokusskala mehr. Canon
betont, die Konstruktion sei auf
höchstem Niveau gegen Staub,
Dreck und Wasser geschützt und
verfüge über einen stoßdämpfen-
den Mechanismus für mehr Ro-
bustheit und Langlebigkeit. Von
all dem ummantelt, verrichten 15
Linsen in 10 Gruppen ihren Dienst,
darunter eine UD-Linse. Canon
setzt auf eine 10-Lamellen-Blende
(f1.2-f/16), was relativ ungewöhn-
lich ist und für interessante Stern-
formen beim Abblenden sorgt.
Angetrieben wird das Paket, wie
bei Canons L-Klasse üblich, von
einem Ultraschallmotor.
Blendenlamellen:
10
Mit fast einem
Kilo ist das Canon
recht schwer, da-
für aber sehr gut
verarbeitet. Es ist
scharf und hat ei-
nen sehr schnellen
Autofokus verbaut.
In der Praxis begeistert Canons
Premium-Festbrennweite mit
schnellem Autofokus, der gerade
in Kombination mit der EOS R zu-
verlässig auf Augen scharfstellt
– was bei dieser Offenblende
eine ordentliche Leistung ist. Ein
Raumwunder hat Canon dabei
aber nicht geschaffen: Das 50er
RF wiegt fast ein Kilogramm und
ist über zehn Zentimeter lang.
An der EOS R ist es aber dennoch
gut ausbalanciert.
Trotz des wuchtigen Äußeren
fühlt sich die Kombination mit
der spiegellosen EOS gut in
der Hand an.
Bildqualität
Wer sich mit der Objektiv-Elite
vergleicht, sollte auch richtig
was liefern können – und so
schaut es auch aus. Benjamin
Kirchheim von Digitalkamera.de
bescheinigt dem 50er eine sehr
gute Auflösung bei Offenblende.
Ken Rockwell geht in seinem Test
sogar noch etwas weiter und be-
schreibt die Blende 1.2 als „ultra-
scharf“, auch und gerade in den
Ecken. Und sonst? „Die chroma-
tischen Aberrationen bewegen
sich nahe der Nulllinie und auch
die Verzeichnung ist mit maxi-
mal 0,2 Prozent Tonnenfom mini-
mal“, schreibt Digitalkamera.de.
Die Vignettierung betrage 0,9
Blendenstufen, falle wegen des
seichten Übergangs aber kaum
auf. Rockwell lobt auch das schön
runde Bokeh. Kritikpunkte?
Fehlanzeige!
Canon setzt auf
sehr viele Dichtun-
gen, um mit dem
Objektiv den har-
ten Ansprüchen
von Reportagefo-
tografen gerecht
zu werden.
Das sagen die Kollegen ...
„Das Canon RF 50 mm 1.2 L USM ist zwar kein preisgünsti-
ges Objektiv, dem Canon zudem eine höherwertige Verar-
beitung hätte spendieren können, an der optischen Leistung
jedoch gibt es fast nichts zu mäkeln. Der Autofokus ist nicht
der schnellste, aber flott genug und manuell lässt sich das
50er ebenfalls hervorragend fokussieren. Interessant ist
die Kombination aus kreisrunden Unschärfescheibchen bei
offener Blende und der Möglichkeit, einen deutlichen Stern-
strahleneffekt bei geschlossener Blende dank der geraden
Anzahl von zehn Blendenlamellen hervorrufen zu können.
Dominantes Gegenlicht mag das Canon nicht gerne, dafür
treten praktisch keine optischen Fehler auf“
(Benjamin Kirchheim)
„Das Canon 50 mm f/1.2 für RF ist ultrascharf, hat eine tol-
le Autofokus-Performance, keine Bildfehler und einen ei-
gentlich angemessenen Preis. Der ist aber trotzdem ziem-
lich hoch – und das Objektiv ist ziemlich groß und schwer.“
(Ken Rockwell)
Das PhotoWeekly-Urteil
Das hat uns gefallen: Die Kombination aus
Schärfe, Autofokus und f/1.2-Bokeh adelt das
50er zu der vielleicht besten Festbrennweite, die
Canon je gebaut hat. Sein vollstes Potenzial wird
es spätestens dann zeigen, wenn ein R-Body mit
Bildstabilisator auf den Markt kommt.
Hier besteht Nachbesserungsbedarf: Größe
und Gewicht sind ein notwendiges, aber nerviges
Übel. Wirklich gefreut hätte uns aber ein Bildsta-
bilisator. Der Funktionsring sollte beim nächsten
Mal näher an die Kamera, dann wäre das Objek-
tiv leichter zu bedienen.
Canon RF 50 mm
f/1,2L USM
N 082
O
24/2019
sehr gut