PhotoWeekly 13.11.2019 | Page 11

News T E C H N I K | T R E N D S | K U LT U R  11 INTERVIEW Die Sigma fp schlägt in Japan Canon, Nikon und Sony PhotoWeekly hatte auf dem Salon de la Photo in Paris vergangene Woche die Gelegenheit, mit Kazuto Yamaki, dem CEO von Sigma zu sprechen – über Allianzen, Kameras und zögernde Fotografen. Interview: Florian Schuster Herr Yamaki, wie läuft Ihre neue Kamera, die Sigma fp? Wir sind sehr zufrieden. Ganz offensichtlich mögen die Kun- den unser Kamerakonzept, das ja doch etwas anders ist. Wir se- hen beide Welten, Foto und Video, gleichberechtigt und es gibt eini- ges spannendes Zubehör. Vor al- lem aber: Sie ist die kleinste Voll- formatkamera auf dem Markt. Zur Person: Kazuto Yamaki ist nicht nur Chef von Sigma, sondern als Sohn des Firmen- gründers auch der Inhaber. Er führt das Unternehmen seit 2012. Verraten Sie uns ausnahmsweise Verkaufszahlen? www.sigma-foto.de Lange ist die fp ja noch nicht auf dem Markt. Die ersten Wochen aber waren phänomenal. Yodobashi, der größte Fotohändler in Japan, hat in der zweiten Oktober- hälfte keine Wechselobjektiv-Kamera öfter verkauft als die Sigma fp. Und das, obwohl wir erst seit 25. Oktober ausgeliefert haben. Unsere fp als Kit inklu- sive Objektiv hat sich auf Platz 1 geschoben, vor der Sony Alpha III und einer Canon EOS 90D! Sigma fp: Die kleinste und leichteste spiegellose Voll- formatkamera der Welt. Herzlichen Glückwunsch zu diesem Erfolg! Bleiben Sie da oben? Das wäre schön, aber ich denke, wir hatten vor allem ein sehr gutes Timing. Auch Panasonic und Leica haben etwa zeitgleich neue Kameras für L-Mount angekündigt. Das ist ein gutes Zeichen für die Kun- den. Unser Kamerakonzept ist bewusst anders – ich glaube auch, dass das Design ein immer wichtigerer Faktor wird, vor allem in einem Nischenmarkt. Des- wegen legen wir darauf auch immer mehr Wert. „Unser Kamera- konzept ist ganz bewusst anders.“ Warum ist L-Mount für mich als Kunde ein Vorteil? Die L-Mount Alliance ist entstanden, um den Kun- den einen Mehrwert zu bieten. Mehr Auswahl, bes- sere Technologie, schnellere Entwicklung. Wenn drei Partner mit unterschiedlichen Expertisen zu- sammenarbeiten – Leica, Panasonic und Sigma – dann können sie viel schneller eine viel breitere Produktpalette aufbauen als allein. Bei einem neuen System ist eine umfangreiche Objektivpalette ein entscheidender Faktor. Wie sieht es denn mit Sigma-Objektiven für andere spiegellose Systeme aus? Wenn Sie auf Canon EOS R und Nikon Z anspielen: Ich glaube, es braucht einfach Zeit, bis solche neuen Systeme ausreichend weit verbreitet sind. Und sie werden erfolgreich sein. Bei Sony hat es auch drei bis vier Jahre gedauert und heute gibt es einige Sigma- Objektive für E-Mount. Allerdings spielt es auch eine Rolle, inwieweit wir das Bajonett nutzen dür- fen. Die Hersteller haben da ein Patent drauf – und wenn sie uns kei- ne Lizenz dafür geben, haben wir als Dritther- steller ein Problem. Bei Sony funktioniert die Zusammenarbeit sehr gut, bei den neuen Sys- temen von Canon und Nikon nicht. Wie entwickelt sich der Fotomarkt aus Ihrer Sicht? DSLR verliert stärker, als Am Sigma-Stand in Paris: Spiegellos gewinnt. Das Sigmas CEO Kazuto Yamaki ist so und dieser Trend mit den Herausgebern von wir auch noch zwei bis PhotoWeekly, Wolfgang Heinen drei Jahre anhalten. Ich und Florian Schuster. glaube an die Vorhersage, die Canon-Chef Fujio Mitarai gemacht hat, der von 5 bis 6 Millionen verkauften Systemkameras pro Jahr ausgeht. Das ist das neue „Normal“ – und von da kann es auch wieder leicht nach oben gehen. Heute sind viele Kunden verunsichert, auch welche Systeme sich durchsetzen. Mit unseren Objektiven merken wir so eine Entwicklung erst später; einige Kategorien, wie zum Beispiel Teles, verkaufen sich aber sehr stabil, auch für klassische DSLR-Bajo- nette, da sehen wir aktuell keinerlei Veränderun- gen. Die Leute zögern also zurzeit eher beim Kamerakauf als bei Objektiven. Herr Yamaki, vielen Dank für dieses Gespräch!