Special
K R E AT I V E P O R T R ÄT S
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SANFTE
LICHTBRECHUNGEN
Verleihe Porträts kreative Lichteffekte, indem
du Glasobjekte ins Objektiv hältst.
Es gibt unzählig viele Möglich-
keiten, Porträts in der Nachbear-
beitung kreative Lichtbrechungs-
und Weichzeichnungseffekte
hinzuzufügen. All diese digitalen
Effekte kommen jedoch nicht an
die „echte“ Wirkung jener her-
an, die schon während des Foto-
grafierens erzeugt werden kön-
nen. Der Grund dafür ist einfach:
Licht reflektiert und bricht das,
was sich in seiner Umgebung be-
findet – dies wahrheitsgetreu in
der digitalen Bearbeitung nach-
zustellen ist knifflig und erfor-
dert viel Wissen und ein gutes
Gefühl für das natürliche Verhal-
ten von Licht. Effektvoller ist es in
der Regel deshalb, schon während
des Aufnahmeprozesses mit der
Lichtbrechung zu experimentieren.
Das Licht-Set-up:
Um weiches Fens-
terlicht nachzu-
stellen, platzierte
Hicks eine große
Softbox hinter ei-
ner Jalousie. Das
Model wendete
sich dieser zu.
Glas vor dem Ob-
jektiv: Indem Hicks
ein Kristallglas in
das Sichtfeld sei-
nes Objektivs hin-
einragen ließ, ent-
stand ein sanfter
Unschärfe-Effekt
im Vordergrund.
Das Schöne: Analog erzeugte
Lichteffekte sind meist nicht nur
wirkungsvoller, sie lassen sich oft
auch relativ einfach umsetzen.
Zudem sind Lichteffekte, die du
selbst erzeugst, in jedem Fall ein-
zigartig und können von keinem
anderen Fotografen „per Klick“
einfach kopiert werden.
Um einen unscharfen Effekt
in den Vordergrund deiner Port-
räts zu zaubern, musst du ledig-
lich etwas zwischen das Objek-
tiv und das Motiv halten. Hierfür
kannst du Elemente der Umge-
bung nutzen, wie zum Beispiel
einen Vorhang oder das Blatt ei-
ner Pflanze. Oder aber du nutzt
ein Kristall- oder Weinglas. Glä-
ser und Kristalle erzeugen nicht
nur besonders schöne Ergebnisse,
sondern lassen sich, in der Hand
gehalten, auch sehr gut kontrol-
lieren. Hältst du also ein Glas vor
dein Objektiv, fotografierst mit
offener Blende (hier F/2,8) und
fokussierst auf das Model wei-
ter hinten, erhältst du weiche
und unscharfe Elemente im Vor-
dergrund. In Jake Hicks Porträt
wurde das Glasobjekt zudem mit
einer Leuchte im Hintergrund
angestrahlt und somit in einen
leuchtenden Schein verwandelt.
Wie Fensterlicht
Die Softbox hinter der
Jalousie sorgt für eine
weiche und gleichmäßige
Ausleuchtung des Models.
Licht im Hintergrund
Das Licht der Lampe im rechten
Hintergrund fällt nicht auf das
Model, sondern bringt den
„Glaseffekt“ zum Leuchten.
Trennung von Model und Hinter-
grund: Indem der weiße Hinter-
grund hinter dem Model bewusst
nicht ausgeleuchtet wird, ent-
steht eine visuelle Trennung zwi-
schen Vorder- und Hintergrund.
Vordergrund-Elemente
Die unscharfen Vorder-
grundelemente fügen
sich durch ihren sanften
Schein optimal in die wei-
che Gesamtstimmung ein.
Letztes Kapitel: Retro-Objektive verwenden