Technik
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SIGMA 60-600 mm F4,5-6,3 DG OS HSM | S
Zoom-Maschine
Wer für seine Safari ein starkes Zoom zum fairen
Preis sucht, landete bislang bei den 150-600ern
von Sigma und Tamron. Aber erstgenannte legen
jetzt noch eine Schippe drauf. Mit Erfolg?
Von Ruben Schäfer
Im Prinzip ist ein 10-fach-Zoom
ja nichts, was uns aus der Fas-
sung bringen würde – manche
Hersteller haben sogar einen
mehr als 15-fachen Zoom in ih-
ren Wechselobjektiven verbaut.
Wenn das Objektiv dann aber erst
bei 600 mm endet und für Voll-
format-Kameras geeignet ist,
sind wir neugierig. Und wenn der
Hersteller es dann noch „Sport“
nennt, hochwertige Materialien
verwendet, mit gutem Wetter-
schutz wirbt und beste Bildquali-
tät verspricht, ist unser Interesse
garantiert. Bietet Sigma das per-
fekte Safari-Objektiv?
N O 074
16/2019
Sigma 60-600 mm
f/4,5-6,3 DG OS HSM | S
gut
Ausstattung
Zunächst einmal halten wir fest:
Die Safari ist da, wo das Sigma ist.
600 mm eignen sich auch im ei-
genen Garten für Vogel-
Quick
Facts:
oder Mondfotografie
Preis:
ca.
1.900
Euro
der Extreme. Damit der
Gewicht: 2.700 g
Zoom-König auch dann
Filterdurchmesser:
105
mm
noch scharf abbilden
Naheinstellgrenze:
60
cm
kann, bedient er sich ei-
Erhältlich
für:
nes intelligenten Bild-
Canon EF, Nikon F, Sigma
stabilisators mit dem
neuesten Algorithmus,
der einen Bildstabilisierungsef-
fekt von 4 Belichtungsstufen er-
zielt. Der Bildstabilisator verfügt
auch über einen Modus zum Mit-
ziehen und kann mit der optiona-
len Tap-Konsole noch extra fein-
getunt werden.
Der Autofokus entspringt der
neuesten Generation und soll in
puncto Speed dem Namen Sport
alle Ehre machen. Sprechen wir
noch kurz über Äußerlichkeiten:
Um die für ein 10-fach-Zoom-Ob-
jektiv erforderliche komfortable
Handhabung zu erreichen, ent-
hält das Sigma Multi-Materialien
wie Magnesium, CFRP und TSC.
Die Verwendung dieser hochwer-
tigen Werkstoffe an der richtigen
Stelle reduziert das Gewicht des
Objektivs und optimiert gleich-
zeitig die Tragbarkeit und Bestän-
digkeit – betont der Hersteller.
Fakt ist derweil: Es wiegt fast drei
Kilogramm. Immerhin ist das Ob-
jektiv als Teil der Sports-Produkt-
linie staub- und spritzwasserge-
schützt. Sigma betont auch den
Anschluss-Wechselservice, für
den Fall, dass im Jahre 2019 noch
jemand von Canon EF zu Nikon F
will – oder umgekehrt.
Das Sigma kommt
immer mit einer
Arca-Swiss-kom-
patiblen Stativ-
schelle. Ein Ein-
beinstativ wird
von uns dringend
empfohlen.
Das Sigma ver-
fügt über fünf
Schalter: Autofo-
kus, Fokusdistanz,
Bildstabilisator,
Custom-Funkti-
onen und einen
Lock-Schalter für
den Transport.
Bildqualität
Das Objektiv enthält drei
FLD-Glaselemente („F“ Low Dis-
persion) und ein SLD-Glasele-
ment (Special Low Dispersion)
für eine exzellente Bereinigung
der chromatischen Aberration
bei Super-Teleaufnahmen. Es lie-
fere sowohl eine hohe Auflösung
als auch eine konstante Leistung
über den gesamten Bild- und
Zoombereich, sagt Sigma. So ganz
klappt das nicht. „Nennenswer-
te Probleme gibt es aber eigent-
lich nur am kurzen Ende, also bei
60 mm Brennweite. Insbesondere
die Bildränder haben mit deutli-
cher chromatischer Aberration
(violette und grüne Farbsäume)
zu kämpfen und wirken auch et-
was verwaschen“, schreibt Mat-
thias Proske von ValueTech. Am
langen Ende werde es noch deut-
lich besser. Und: Das neue 60-600
steht den 150-600ern in nichts
nach. Gut gemacht, Sigma!
Das 60-600 mm
wird mit zuneh-
mendem Zoom-
Bereich auch deut-
lich länger. Auch
der Filter-Durch-
messer ist groß.
Das sagen die Kollegen ...
„Das ist ein tolles Objektiv. Es ist bei jeder Einstellung
superscharf, deckt einen großen Bereich ab und fokussiert
schnell und so nah, dass es mehrere Objektive ersetzen
kann – wenn dich die enorme Größe, das Gewicht und den
Preis nicht stören. Du benötigst kein Stativ, es sei denn,
du nutzt Telekonverter.“ (Ken Rockwell)
„Mission erfüllt! Sigmas „Versprechen“, dass es bei der
Bildqualität keine großen Unterschiede zur 150-600-mm-
Familie geben soll, hat sich erfüllt. So ist das neue Sigma
60-600 mm Sport mehr als nur eine Alternative zum
150-600 mm Sport: Kleiner, leichter, mit Arca-Swiss-
kompatibler Stativschelle ausgerüstet und ein 10-
statt 4-fach-Zoom. Da muss sich auch die Konkurrenz
warm anziehen.“ (Matthias Proske)
„Sigma hat einmal mehr bewiesen, dass sie keine Angst
vor Herausforderungen haben und je stärker sie sind,
desto höher werden die Standards. Als Ergebnis erhielten
wir ein Objektiv, das physikalisch kleiner und leichter als
die Sigma S 150-600 mm, schärfer und mit einem größeren
Fokusbereich!“ (Maciej Latałło)
Das PhotoWeekly-Urteil
Das hat uns gefallen: Sigma liefert, wie in der
Sportserie üblich, auch hier ein Objektiv ab, das
bedingungslos performt. Die Schärfe ist gut, der
Bildstabilisator ordentlich, die Verarbeitung ist
erstklassig. Kleinigkeiten, wie eine gute Nahein-
stellgrenze und die Arca-Swiss-Schelle, runden
das Paket ab.
Hier besteht Nachbesserungsbedarf: Auch
wenn es besser ist als das 150-600er – optisch
perfekt ist das Sigma leider noch nicht, insbe-
sondere bei 60 mm. Es ist auch nicht besonders
lichtstark. Und Umstände wie der monströse Fil-
terdurchmesser (105 mm) und das hohe Gewicht
erzeugen immer wieder Problemchen.
Sigma 60-600 mm
f/4,5-6,3 DG OS HSM | S
N 074
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16/2019
gut