Aktuell
EDITORIAL 02
Wolfgang Heinen
& Florian Schuster,
Herausgeber
Neue Kameras
in alten Gehäusen
Immer mal wieder haben wir an dieser
Stelle betont, dass Design bei Kameras
immer wichtiger wird. Denn, kurz gesagt,
aus Sicht der allermeisten Menschen
da draußen machen alle gute Bilder. Also
müssen andere Unterscheidungsmerkmale
her. Wenn alle mit dem Smartphone
fotografieren, wird die Kamera zum Statement.
Und, so unsere Hypothese: Mit mutigeren
Design-Ansätzen würden vielleicht
auch mehr Leute wieder Interesse an einer
echten Kamera haben.
Andererseits hat es natürlich einen guten
Grund, dass Kameras immer noch so
aussehen, wie sie im Prinzip schon immer
aussahen. Nicht (nur), weil die Kamerahersteller
keine mutigen Chefdesigner
haben, sondern auch, weil diese Kontinuität
von vielen Fotografen geschätzt wird.
» Die neuen Flaggschiffe
von Canon
und Nikon sehen aus
wie ihre Vorgänger. «
Besonders auffällig
wird das im absoluten
Profi-Segment.
Schauen wir
uns mal die neuen
Flaggschiffe an, die
wir in letzter Zeit in
der Redaktion hatten:
Eine Nikon D2X und eine Nikon D6?
Sehen für einen Laien fast gleich aus. Und
die Canon EOS-1D X Mark III ist von der 1D
kaum zu unterscheiden. Und die 1D ist 18
Jahre alt! Klar, Displays sind heute größer,
es sind ein paar Knöpfe dazugekommen
und die Leistung der neuen Modelle ist so
gut, wie man es vor knapp zwei Jahrzehnten
kaum für möglich gehalten hätte. Aber
die Grund ergonomie ist die gleiche – und
stellt so sicher, dass kein Fotograf sich
denkt, ein Umstieg aufs neuere Modell
würde zu viel Umdenken bedeuten.
Wir bauen eben eine Beziehung zu unseren
Geräten auf. Wir gewöhnen uns an das
Gefühl, sie in den Händen zu halten, fühlen
uns irgendwann einfach wohl damit. Beim
Fotografieren heißt das im besten Fall: Die
Kamera ist nicht nur irgendein Gerät, sondern
wird intuitiver Teil unserer Kreativität.
Viel Spaß beim Lesen & Fotografieren!