PhotoWeekly 18/2018 | Page 12

News T E C H N I K | T R E N D S | K U LT U R  12 „Fotografie funktioniert überall auf der Welt“ Karin Rehn-Kaufmann Wir haben Leica-Kulturbotschafterin Karin Rehn-Kaufmann getroffen und uns mit ihr über ihre Arbeit unterhalten. Text: Wolfgang Heinen, Fotos: Leica Camera Sie düst als Leica-„Kulturministerin“ um die Welt, behält den Überblick über fast zwanzig Galerien rund um den Globus, organisiert Events und verbindet vor allem Menschen, die eine Leidenschaft teilen: für die Fotografie und für die Marke Leica zu brennen. Frau Rehn-Kaufmann, was macht eigentlich eine „Generalbevollmächtigte Leica Galerien International“? Karin Rehn-Kaufmann: Ich bin in Sachen Kultur bei Leica so etwas wie eine Innen- und Außenmi- nisterin. Leica Camera betreibt weltweit derzeit neunzehn Galerien, die ich koordiniere, berate und manchmal auch ku- ratiere. Dazu kommen unsere vielfältigen Ak- tivitäten, wie die Prä- senz auf Messen wie der Paris Photo oder Photo London, das Kuratieren der Ausstellungen im Leica Headquarter, die Organisation verschiedener Leica-Events und ganz besonders auch des Leica Oskar Barnack Preises. „Es ist faszi- nierend, wie die Menschen für Leica brennen.“ Woher kommt eigentlich Ihre Leidenschaft für Fotografie? Das haben Sie nicht immer gemacht ... Das stimmt, ich war unter anderem als Lehrerin tä- tig. Nach dem Einstieg der Salzburger ACM Projekt- entwicklung bei der Leica Camera AG im Jahr 2005 habe ich mir die damals bestehenden Leica Gale- rien angeschaut, die es bereits seit den Siebziger­ jahren gibt. Da dachte ich – da kann man vielleicht noch mehr draus machen. In 2008 habe ich dann die Leica Galerie in Salzburg eröffnet. Bei der Neuor- ganisation der anderen Leica Galerien habe ich ge- merkt, was für eine besonders dankbare und schöne Arbeit das ist, mit erfahrenen Galeristen, weltbe- kannten und noch weniger bekannten Fotografen sowie vielen anderen Kulturschaffenden zusam- menzuarbeiten. Es ist einfach faszinierend, wie in- ternational die „Sprache Fotografie“ ist, ihre globale Verständlichkeit funktioniert überall. Ja, Fotografie ist tatsächlich meine Leidenschaft geworden und wird es bleiben. Leica Galerie Frankfurt am Main Leica Galerie Kyoto In Ihren Ausstellungen präsentieren Sie häufig die ganz großen Fotografen-Namen, deren Bilder zu Inkunabeln der Geschichte geworden sind. Warum gibt es eigentlich heute so wenige Fotos, die man als Ikone bezeichnen würde und die lange im Ge- dächtnis des Betrachters bleiben? Vielleicht fehlt einigen Fotografen von heute so et- was wie der menschliche Blick, eine echte Empa- thie. Aber dennoch glaube ich auch, dass es heute ebenso wie früher diese Bild-Ikonen gibt. Allerdings ist die Situation eine andere: Diese Foto-Perlen ha- ben oftmals nicht mehr die Kraft, sich in dem Um- feld extremer Massenbilderfluten zu entfalten. Un- sere Aufgabe als Kuratoren ist es, die wirklich guten und aussage­kräftigen Bilder zu identifizieren und in der Galerie bestmöglich präsentiert dem Publikum zu zeigen, damit die Fotografien zumindest dort ihre ganze Kraft entfalten können. Und wie tragen sich die Galerien fi ­ nanziell? Werden sie vom Leica Headquarter bezuschusst? Nein, wir bekommen kein Geld vom Leica Headquarter. Die Leica Galerien müssen sich selbst tragen und finanzieren sich durch Verkäufe von Kunstwerken, aber natürlich auch durch den Ver- kauf von Leica-Produkten. Hinzu kommen Aktivi- täten wie exklusive Workshops mit weltbekannten Fotografen wie neulich mit Ralph Gibson in Salz- burg oder auch Stadtführungen mit Foto-Themen. Wir bekommen Bewerbungen von Leica-Enthusias- ten, um in ihrer Stadt eine Leica Galerie betreiben zu dürfen. Es ist faszinierend, wie die Menschen für diese Marke brennen. „Wir wollen das ganze Spektrum an fotografischen Genres abdecken.“ Leica Galerie Singapur Was muss ein Fotograf eigentlich tun oder was muss er mitbringen, damit Sie ihn in Ihrer Galerie ausstellen? Wir versuchen, mit unseren Ausstellungen das gan- ze Spektrum an fotografischen Genres abzudecken. Wichtig ist, dass die Bilder etwas erzählen. Mit rein kopfverständlicher Konzeptkunst tue ich mich eher schwer. Wir zeigen im Übrigen nicht nur Leica-Fo- tografen, natürlich liegt unser Focus bei ihnen, aber wir sind grundsätzlich für gute Bilder offen. Meine Empfehlung an junge Profifotografen ist, an dem Leica Oskar Barnack Award teilzunehmen. Wer dort gewinnt oder gut platziert ist, wird von uns weltweit präsentiert und promotet, das ist erwiesenermaßen ein gewaltiger Schritt nach vorne. Blicken wir von der Gegenwart in die Zukunft – was haben Sie als Nächstes vor? Mitte Juni soll ja der neue Leitz Park III eröffnen. Dort entsteht neben einem Hotel, das wir mit ausgesuchten Fotografien be- stücken, die Leica-Erlebniswelt mit Akademie, Museum, Archiv und Store auf insgesamt 4.900 Zur Person Quadratmetern. Dazu sind wir Karin Rehn-Kauf- in der Planung mit neuen Gale- mann gründete rie-Standorten in Taipeh, China, 2008 ihre eige- ne Leica Galerie in New York und in London. Au- in Salzburg. Heu- ßerdem wollen der Leica Oskar te ist sie Kultur- Barnack Award juriert und die botschafterin und Art-Direktor für Preisverleihung organisiert wer- Leica, leitet neun- den. Nein, es wird auf keinen Fall zehn Leica Galerien langweilig. Ich glaube, das geht weltweit und kura- tiert internationale auch nicht mit Fotografie – dafür Fotoausstellungen. ist das Medium viel zu lebendig.