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T E C H N I K | T R E N D S | K U LT U R
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„Fotografie
funktioniert
überall auf
der Welt“
Karin Rehn-Kaufmann
Wir haben Leica-Kulturbotschafterin
Karin Rehn-Kaufmann getroffen und
uns mit ihr über ihre Arbeit unterhalten.
Text: Wolfgang Heinen, Fotos: Leica Camera
Sie düst als Leica-„Kulturministerin“ um die
Welt, behält den Überblick über fast zwanzig
Galerien rund um den Globus, organisiert Events
und verbindet vor allem Menschen, die eine
Leidenschaft teilen: für die Fotografie und für
die Marke Leica zu brennen.
Frau Rehn-Kaufmann, was macht eigentlich eine
„Generalbevollmächtigte Leica Galerien International“?
Karin Rehn-Kaufmann: Ich bin in Sachen Kultur
bei Leica so etwas wie eine Innen- und Außenmi-
nisterin. Leica Camera betreibt weltweit derzeit
neunzehn Galerien, die ich koordiniere, berate und
manchmal auch ku-
ratiere. Dazu kommen
unsere vielfältigen Ak-
tivitäten, wie die Prä-
senz auf Messen wie der
Paris Photo oder Photo
London, das Kuratieren
der Ausstellungen im
Leica Headquarter, die Organisation verschiedener
Leica-Events und ganz besonders auch des Leica
Oskar Barnack Preises.
„Es ist faszi-
nierend, wie die
Menschen für
Leica brennen.“
Woher kommt eigentlich Ihre Leidenschaft für
Fotografie? Das haben Sie nicht immer gemacht ...
Das stimmt, ich war unter anderem als Lehrerin tä-
tig. Nach dem Einstieg der Salzburger ACM Projekt-
entwicklung bei der Leica Camera AG im Jahr 2005
habe ich mir die damals bestehenden Leica Gale-
rien angeschaut, die es bereits seit den Siebziger
jahren gibt. Da dachte ich – da kann man vielleicht
noch mehr draus machen. In 2008 habe ich dann
die Leica Galerie in Salzburg eröffnet. Bei der Neuor-
ganisation der anderen Leica Galerien habe ich ge-
merkt, was für eine besonders dankbare und schöne
Arbeit das ist, mit erfahrenen Galeristen, weltbe-
kannten und noch weniger bekannten Fotografen
sowie vielen anderen Kulturschaffenden zusam-
menzuarbeiten. Es ist einfach faszinierend, wie in-
ternational die „Sprache Fotografie“ ist, ihre globale
Verständlichkeit funktioniert überall. Ja, Fotografie
ist tatsächlich meine Leidenschaft geworden und
wird es bleiben.
Leica Galerie
Frankfurt am Main
Leica Galerie Kyoto
In Ihren Ausstellungen präsentieren Sie häufig die
ganz großen Fotografen-Namen, deren Bilder zu
Inkunabeln der Geschichte geworden sind. Warum
gibt es eigentlich heute so wenige Fotos, die man
als Ikone bezeichnen würde und die lange im Ge-
dächtnis des Betrachters bleiben?
Vielleicht fehlt einigen Fotografen von heute so et-
was wie der menschliche Blick, eine echte Empa-
thie. Aber dennoch glaube ich auch, dass es heute
ebenso wie früher diese Bild-Ikonen gibt. Allerdings
ist die Situation eine andere: Diese Foto-Perlen ha-
ben oftmals nicht mehr die Kraft, sich in dem Um-
feld extremer Massenbilderfluten zu entfalten. Un-
sere Aufgabe als Kuratoren ist es, die wirklich guten
und aussagekräftigen Bilder zu identifizieren und in
der Galerie bestmöglich präsentiert dem Publikum
zu zeigen, damit die Fotografien zumindest dort
ihre ganze Kraft entfalten können.
Und wie tragen sich die Galerien fi
nanziell?
Werden sie vom Leica Headquarter bezuschusst?
Nein, wir bekommen kein Geld vom Leica
Headquarter. Die Leica Galerien müssen sich selbst
tragen und finanzieren sich durch Verkäufe von
Kunstwerken, aber natürlich auch durch den Ver-
kauf von Leica-Produkten. Hinzu kommen Aktivi-
täten wie exklusive Workshops mit weltbekannten
Fotografen wie neulich mit Ralph Gibson in Salz-
burg oder auch Stadtführungen mit Foto-Themen.
Wir bekommen Bewerbungen von Leica-Enthusias-
ten, um in ihrer Stadt eine Leica Galerie betreiben
zu dürfen. Es ist faszinierend, wie die Menschen für
diese Marke brennen.
„Wir wollen das ganze
Spektrum an fotografischen
Genres abdecken.“
Leica
Galerie
Singapur
Was muss ein Fotograf eigentlich tun oder was
muss er mitbringen, damit Sie ihn in Ihrer Galerie
ausstellen?
Wir versuchen, mit unseren Ausstellungen das gan-
ze Spektrum an fotografischen Genres abzudecken.
Wichtig ist, dass die Bilder etwas erzählen. Mit rein
kopfverständlicher Konzeptkunst tue ich mich eher
schwer. Wir zeigen im Übrigen nicht nur Leica-Fo-
tografen, natürlich liegt unser Focus bei ihnen, aber
wir sind grundsätzlich für gute Bilder offen. Meine
Empfehlung an junge Profifotografen ist, an dem
Leica Oskar Barnack Award teilzunehmen. Wer dort
gewinnt oder gut platziert ist, wird von uns weltweit
präsentiert und promotet, das ist erwiesenermaßen
ein gewaltiger Schritt nach vorne.
Blicken wir von der Gegenwart in die Zukunft – was
haben Sie als Nächstes vor?
Mitte Juni soll ja der neue Leitz
Park III eröffnen. Dort entsteht
neben einem Hotel, das wir mit
ausgesuchten Fotografien be-
stücken, die Leica-Erlebniswelt
mit Akademie, Museum, Archiv
und Store auf insgesamt 4.900
Zur Person
Quadratmetern. Dazu sind wir
Karin Rehn-Kauf-
in der Planung mit neuen Gale-
mann gründete
rie-Standorten in Taipeh, China,
2008 ihre eige-
ne Leica Galerie
in New York und in London. Au-
in Salzburg. Heu-
ßerdem wollen der Leica Oskar
te ist sie Kultur-
Barnack Award juriert und die
botschafterin und
Art-Direktor für
Preisverleihung organisiert wer-
Leica,
leitet
neun-
den. Nein, es wird auf keinen Fall
zehn Leica Galerien
langweilig. Ich glaube, das geht
weltweit und kura-
tiert internationale
auch nicht mit Fotografie – dafür
Fotoausstellungen.
ist das Medium viel zu lebendig.