Special
SCHWARZWEISS
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Bilder mit Gefühl
Fange Aufnahmen ein, die
Emotionen beim Betrachter auslösen.
Es ist schwierig zu definieren,
was genau ein Bild aus der Masse
herausstechen und zu Kunst wer-
den lässt. Gefühl und Emotion
haben jedoch in jedem Fall sehr
viel damit zu tun. Schafft es dein
Bild also, etwas beim Betrachter
auszulösen – egal, ob positiver
oder negativer Natur – bist du
bereits auf einem guten Weg.
Da wir uns mit Hilfe der
Schwarzweiß-Fotografie im Bild
einen Schritt von der Realität
entfernen und somit die Fesseln
der Vertrautheit abstreifen kön-
nen, bietet sie die perfekte Ba-
sis, um Bilder zu gestalten, die
durch Gefühl und einen kunst-
vollen Charakter überzeugen. Mit
der bloßen Konvertierung dei-
ner Aufnahmen in Schwarzweiß
ist es jedoch nicht getan: So ent-
scheidet beispielsweise die Qua-
lität des Lichts in deinem Bild
darüber, ob und was der Betrach-
ter empfinden könnte. Denke da-
rüber nach, wie Licht und Wetter
deine Stimmung beeinflussen.
Scheint zum Beispiel die Son-
ne, wirkt die Welt warm und ein-
ladend und wir fühlen uns gut.
Das Gegenteil hingegen ist oft an
stürmischen Tagen der Fall, wenn
der Himmel düster ist und Son-
nenstrahlen durch dunkle Wol-
ken brechen. Unter solchen Be-
dingungen ist die Stimmung eher
melancholisch, bedrohlich und
unruhig. „Schlechtwetter-Aufnah-
men“ eignen sich deshalb perfekt
für Schwarzweißbilder mit beson-
ders dramatischer Wirkung.
Apropos: Auch Dunst und
Nebel funktionieren gut in
schwarzweiß. Nebel schenkt Bil-
dern eine spannungsvolle und
geheimnisvolle Wirkung, Dunst
hingegen wirkt etwas verträumter
und atmosphärisch, sodass dem
Betrachter eine leichtere und po-
sitive Stimmung vermittelt wird.
Cienfuegos, Kuba:
Der Einsatz eines
Telezooms lässt
die Elemente in
dieser Szene „zu-
sammenrücken“
und erzeugt eine
kraftvolle Wirkung
in Schwarzweiß.
Flatiron, New York:
Das Original zu
diesem Bild wurde
an einem bewölk-
ten Tag aufgenom-
men und wirkte
ursprünglich sehr
flach. Erst durch
die Nachbearbei-
tung erstrahlt das
Motiv in dunklem
und dramatischem
Look und erhält
einen intensiven
Ausdruck.
Ebenso hat die Bildbearbeitung
einen starken Einfluss darauf,
wie der Betrachter auf dein Bild
reagiert. Hast du bei schlechtem
Wetter fotografiert, ist es zum Bei-
spiel recht einfach, eine bedroh-
liche Stimmung zu erzeugen, in-
dem du die Farbtöne verdunkelst
und den Kontrast verstärkst. Zu-
dem hilft eine dunkle Vignet-
te dabei, die Dramatik im Bild zu
unterstreichen und den Fokus auf
das Hauptmotiv zu lenken.
Auch das Hinzufügen
von Rauschen kann deiner
Schwarzweiß-Aufnahme mehr
Gefühl verleihen – oder du
schenkst deinem Bild mit dem
Schwarzweiß-Plug-in Silver Efex
Pro (aus der Nik Collection) ei-
nen analog anmutenden Charme.
Mach dir hierbei keine Sorgen
darüber, wenn einige der Lich-
ter ausbrennen oder Schatten zu
dunkel erscheinen. Ziel ist es, ein
Gefühl zu erzeugen – und nicht
technische Perfektion.
Möchtest du ein helles, zartes
Bild gestalten, kann der High-
Key-Effekt wirkungsvoll sein. Die-
ser funktioniert besonders gut bei
Aufnahmen, die an nebligen oder
bewölkten Tagen aufgenommen
wurden und bei denen der Ton-
wertumfang eingeschränkt ist.
Grundsätzlich gilt: Experimen-
tieren ist der Schlüssel! Gehe kre-
ative Risiken ein und benutze
dich selbst als „emotionales Ver-
suchskaninchen“. Frage dich, was
dein Bild bei dir selbst auslöst.
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