Aktuell
EDITORIAL
02
Wolfgang Heinen
& Florian Schuster,
Herausgeber
Was schön ist, ist auch gut
Fotos von Sonnenuntergängen oder
Sonnenblumen oder einzelnen Bäumen
auf endlosen Feldern gelten oft als kit-
schig, manchmal sogar peinlich. Es sind
die Bilder, die bei Fotowettbewerben als
erste aussortiert werden. Warum? Weil sie
angeblich (zu) schön sind. Damit tut man
ihnen aber ausgesprochen Unrecht, denn
jetzt haben auch diverse Wissenschaftler
festgestellt: Wir schütten mehr Glückshor-
mone aus, wenn wir Bilder betrachten, die
wir als „schön“ empfinden. Kranke gene-
sen beim Anblick von „Schönem“ deutlich
schneller und wir alle sind zufriedener und
ausgeglichener, wenn wir „schöne Bilder“
betrachten, beispielsweise in den eigenen
vier Wänden. Ästhetisch ansprechende
Motive im Großformat als Eigentherapie
für mehr Glücksmomente und ein bes-
seres Leben – das klingt zunächst unge-
wohnt, doch wir sind überzeugt: Da ist
viel Richtiges dran.
Der italienische Psychotherapeut Piero
Ferrucci, Autor der Buchs „Beauty and the
Soul“, bringt es auf den Punkt: „Wir brau-
chen Schönheit für unser Wohlbefinden.
Aber wir vergessen häufig, unseren Durst
nach Schönem zu stillen.“ Denn: „Theore-
tisch haben wir
» Wir müssen uns
mehr Zugang zu
schönen Dingen
bewusst darauf kon- als jemals zuvor,
zentrieren, Schönes
aber wir sind zu
abgelenkt. Wir
wahrzunehmen. «
müssen uns be-
wusst darauf kon-
zentrieren, Schönes wahrzunehmen. Je
mehr man sich mit schönen Dingen be-
schäftigt, desto stärker wird das Bewusst-
sein dafür und letztlich auch der Genuss.“
Und schon sehen wir mit etwas anderen
Augen durch den Sucher unserer Kamera:
Schöne Motive sind eine ideale Basis für
gute Bilder. Im Moment der ersten Ent-
deckung des Motivs, bei der bewussten
Gestaltung im Rahmen des Suchers –
genau da fängt das Glücksgefühl an. Und
teilt sich später in gedruckten Bildern vie-
len anderen Menschen mit. Ästhetik kann
ganze Gesellschaften positiv verändern –
und wir verändern ein klein wenig mit.
Viel Spaß beim Lesen & Fotografieren!