PhotoWeekly 19.08.2020 | Page 26

Praxis SCHRITT FÜR SCHRITT 26 Kreative Unschärfe dank Freelensing Befreie dein Objektiv von dem Kameragehäuse und erzeuge Bildwelten mit einzigartiger Weichzeichnung und malerischem Bokeh. Du möchtest kreative Abwechslung in deinen Fotoalltag bringen und Bilder mit ganz besonderem Look erzeugen? Dann bist du hier genau richtig! In diesem Schritt-für-Schritt-Workshop möchten wir dir das sogenannte „Freelensing“ vorstellen – eine Aufnahmetechnik, die deinen Motiven einen spannenden Unschärfeeffekt mit experimenteller und malerischer Wirkung schenken wird. Beim Freelensing wird – wie die Bezeichnung bereits vermuten lässt – das Objektiv von der DSLR oder CSC befreit beziehungsweise abgenommen, mit der Hand locker vor die Objektivfassung der Kamera gehalten und nach links oder rechts gekippt. Je nach Kippwinkel verläuft dadurch auch die Schärfeebene schräg und es lassen sich Weichzeichnungs- und Schärfentiefe-Effekte mit einzigartigem Look erzeugen. Wichtig: Damit die Freelensing-Technik auch nachhaltig für Spaß und Freude am Fotografieren sorgt, achte darauf, dass weder Schmutz und Staub noch Feuchtigkeit in das Kameragehäuse und auf den Sensor gelangen. Viel Spaß! Objektiv und Schärfeebene Ist dein Objektiv fest mit der Kamera verbunden, verläuft die Schärfeebene parallel zum Sensor und das Bokeh erscheint hinter dem Hauptmotiv. Erst durch das Lösen aus der Halterung und Kippen des Objektivs kippt auch die Schärfeebene. 1 Wahl des Objektivs Die Blenden moderner Objektive neigen dazu, sich beim Lösen aus der Fassung vollständig zu öffnen oder zu schließen. Ältere Objektive hingegen verfügen in der Regel über einen Blendenkontrollring und eignen sich optimal für diese Technik. 2 Manueller Modus Da beim Freelensing keine Verbindung zwischen Objektiv und Kamera besteht, musst du im manuellen Modus fotografieren. Stelle zu Beginn einen ISO-Wert von 400 und eine Verschlusszeit von 1/60 s ein und passe die Einstellung entsprechend einer Testaufnahme an. 3 „Sweet Spot“ finden Halte das Objektiv nahe an das Kamerabajonett und kippe es von einer Seite zur anderen, bis die Schärfeebene an deiner gewünschten Stelle erscheint. Eventuell musst du auch den Fokussierring einstellen. 4 Lichtlecks verhindern Sind Objektiv und Kamera nicht fest verbunden, kann Licht durch den Spalt zwischen Objektiv und Objektivfassung eindringen und Streulicht erzeugen. Gefällt dir dieser Effekt nicht, verdecke diesen Bereich, so gut es geht, mit deiner Hand. 5 Bild überprüfen Überprüfe das Bild regelmäßig auf dem Display, um sicherzustellen, dass es scharf ist und dass es keine starke Vignettierung aufweist, die entsteht, wenn das einfallende Licht nicht auf den gesamten Sensor trifft. 3 „Rückwärts“ fotografieren Hast du dein Objektiv sowieso schon aus der Fassung gelöst, kann es sich lohnen, auch mal „rückwärts“ hindurch zu fotografieren. Auf diese Weise können außergewöhnliche Makroaufnahmen entstehen. Alle Fotos: Dan Mold Indem du das Objektiv von deiner Kamera abnimmst und in einem leicht gekippten Winkel vor den Sensor hältst, lässt sich die Schärfeebene verschieben. Das Ergebnis ist ein Unschärfeeffekt mit besonders spannender und malerischer Wirkung.