Praxis
SCHRITT FÜR SCHRITT 26
Kreative Unschärfe
dank Freelensing
Befreie dein Objektiv von dem Kameragehäuse
und erzeuge Bildwelten mit einzigartiger
Weichzeichnung und malerischem Bokeh.
Du möchtest kreative Abwechslung in deinen Fotoalltag
bringen und Bilder mit ganz besonderem
Look erzeugen? Dann bist du hier genau richtig! In
diesem Schritt-für-Schritt-Workshop möchten wir
dir das sogenannte „Freelensing“ vorstellen – eine
Aufnahmetechnik, die deinen Motiven einen spannenden
Unschärfeeffekt mit experimenteller und
malerischer Wirkung schenken wird.
Beim Freelensing wird – wie die Bezeichnung
bereits vermuten lässt – das Objektiv von der DSLR
oder CSC befreit beziehungsweise abgenommen,
mit der Hand locker vor die Objektivfassung der
Kamera gehalten und nach links oder rechts gekippt.
Je nach Kippwinkel verläuft dadurch auch
die Schärfeebene schräg und es lassen sich Weichzeichnungs-
und Schärfentiefe-Effekte mit einzigartigem
Look erzeugen. Wichtig: Damit die Freelensing-Technik
auch nachhaltig für Spaß und Freude
am Fotografieren sorgt, achte darauf, dass weder
Schmutz und Staub noch Feuchtigkeit in das Kameragehäuse
und auf den Sensor gelangen. Viel Spaß!
Objektiv und Schärfeebene
Ist dein Objektiv fest mit
der Kamera verbunden,
verläuft die Schärfeebene
parallel zum Sensor
und das Bokeh erscheint
hinter dem Hauptmotiv.
Erst durch das Lösen aus der Halterung
und Kippen des Objektivs
kippt auch die Schärfeebene.
1
Wahl des Objektivs
Die Blenden moderner
Objektive neigen dazu,
sich beim Lösen aus der
Fassung vollständig zu
öffnen oder zu schließen.
Ältere Objektive hingegen
verfügen in der Regel über einen
Blendenkontrollring und eignen
sich optimal für diese Technik.
2
Manueller Modus
Da beim Freelensing
keine Verbindung zwischen
Objektiv und Kamera
besteht, musst du
im manuellen Modus
fotografieren. Stelle zu Beginn einen
ISO-Wert von 400 und eine
Verschlusszeit von 1/60 s ein und
passe die Einstellung entsprechend
einer Testaufnahme an.
3
„Sweet Spot“ finden
Halte das Objektiv nahe
an das Kamerabajonett
und kippe es von einer
Seite zur anderen, bis
die Schärfeebene an
deiner gewünschten Stelle erscheint.
Eventuell musst du auch
den Fokussierring einstellen.
4
Lichtlecks verhindern
Sind Objektiv und Kamera
nicht fest verbunden,
kann Licht durch
den Spalt zwischen Objektiv
und Objektivfassung
eindringen und Streulicht
erzeugen. Gefällt dir dieser Effekt
nicht, verdecke diesen Bereich, so
gut es geht, mit deiner Hand.
5
Bild überprüfen
Überprüfe das Bild regelmäßig
auf dem Display,
um sicherzustellen, dass
es scharf ist und dass es
keine starke Vignettierung
aufweist, die entsteht, wenn
das einfallende Licht nicht auf
den gesamten Sensor trifft.
3
„Rückwärts“ fotografieren
Hast du dein Objektiv
sowieso schon aus der
Fassung gelöst, kann es
sich lohnen, auch mal
„rückwärts“ hindurch
zu fotografieren. Auf diese Weise
können außergewöhnliche
Makroaufnahmen entstehen.
Alle Fotos: Dan Mold
Indem du das Objektiv von deiner Kamera abnimmst und in
einem leicht gekippten Winkel vor den Sensor hältst, lässt sich
die Schärfeebene verschieben. Das Ergebnis ist ein Unschärfeeffekt
mit besonders spannender und malerischer Wirkung.