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T E C H N I K | T R E N D S | K U LT U R
09
CANON EOS RP
Der Vollformat-
Preisknaller
Von Ruben Schäfer
Eine kleine, leichte und prakti-
sche Vollformat-Kamera: Was
vielleicht wie ein Widerspruch
klingt, verwirklicht Canon jetzt
mit der neuen EOS RP. Sie ist die
zweite Vertreterin des
Quick
Facts:
neuen Canon-Systems
Preis:
ca.
1.500
Euro
und richtet sich an Voll-
Sensor:
35
mm
CMOS
format-Einsteiger, Rei-
mit 26,2 Mio. Pixel
se-, Landschafts- und
Video-Auflösung: 4K/25p
Porträtfotografen. Das
Display: Dreh- und schwenk-
merkt man insbesonde-
barer Touchscreen
re am Preis, der sie zur
ISO: 100 - 102.400
günstigsten spiegello-
Serienbild: bis zu 5 B/s
sen Vollformatkamera
der aktuellen Genera-
tion macht – mit Abstand. Dafür
ist das Gehäuse nun aus Kunst-
stoff, was sich aber auch in einem
niedrigen Gewicht ausdrückt. Die
Ergonomie ist gelungen, wie von
Canon gewohnt. Verglichen mit
der EOS R fehlt das obere Display,
auch die umstrittene Touchbar
hat es nicht geschafft. Das beliebte
dreh- und schwenkbare Display
bleibt, was insbesondere Video-
grafen freuen wird, wie auch der
Kopfhörer-Anschluss. Einen in-
ternen Blitz gibt es nicht.
Die EOS RP ist im Inneren eng
mit der Canon EOS 6D Mark II
verwandt, es kommt unter an-
derem der 26,2-Megapixel-Chip
zum Einsatz. Der fiel im dama-
ligen Test durch gutes Rausch-
verhalten bei hohem ISO-Wert,
aber auch durch mäßigen Dyna-
mikumfang auf. Ob Canon hier
nachgebessert hat, werden schon
bald erste Labortests zeigen. Die
maximale ISO-Empfindlichkeit
von 40.000 – erweiterbar auf bis
zu ISO 102.400 – ist optimal für
Aufnahmen bei wenig Licht. Auch
hier gibt es den aus der EOS R be-
kannten Low-Light-AF, selbst bei
LW -5 stellt die Kamera scharf. Das
Dual-Pixel-CMOS-AF-System bie-
tet laut Canon einen schnellen
Autofokus von 0,05 Sekunden.
Durch bis zu 4.779 wählbare AF-
Positionen über einen großen ab-
gedeckten Bildbereich von bis zu
88 Prozent x 100 Prozent lässt sich
der AF-Punkt präzise platzieren.
Der elektronische Sucher (EVF)
der EOS RP punktet mit 2,36 Mil-
lionen Bildpunkten und einer
Bildfeldabdeckung von 100 Pro-
zent. Durch den Touch-and-Drag-
AF kann der Fokusbereich wäh-
rend des Blicks durch den Sucher
mit einer einfachen Berührung
des Touchscreen-LCDs bestimmt
werden. Für eindrucksvolle Por-
träts fokussiert die AF-Augener-
kennung kontinuierlich das Auge
des Motivs – das kann die EOS R
noch immer nicht. Ebenfalls er-
staunlich: Während der Organ-
spender 6D Mark II „nur“ Full HD
mit 60 Bildern pro Sekunde filmt,
kann die Canon EOS RP auch 4K
aufnehmen, allerdings mit ei-
nem starken Crop und – was
uns wirklich ärgert – ohne den
genialen Dual-Pixel-AF, der bei
Full HD arbeitet. Bei 4K kann nur
der langsamere Kontrast-AF ge-
nutzt werden. Der digitale Movie
IS funktioniert dagegen auch bei
4K. Features wie HDR-Video und
Intervall-Aufnahmen gehören na-
türlich ebenfalls zum Repertoire
der EOS RP. Was bleibt, sind Klei-
nigkeiten: So kostet der Erweite-
rungsgriff für die neue Vollformat-
kamera nur 79 Euro. Und es gibt
bald ein neues Objektiv, das RF 24-
240 mm f/4-6.3 IS USM – welches
aber nicht als Kit erhältlich ist.
Die Canon EOS RP
ist sehr kompakt
gehalten. Im Inne-
ren gehört sie zur
Familie der 6D
Mark II, sie teilen
sich den Sensor.
Dennoch kann die
EOS RP einiges
mehr.
Mit dem 24-240-
mm-Objektiv steht
nun ein neues
Zoomobjektiv
zur Verfügung.
Fokus- und Con-
trol-Ring wurden
zusammengelegt.
Unser erster Eindruck
„Geiz ist geil? Warum die RP
Maßstäbe setzt“
Ruben Schäfer, Redakteur PhotoWeekly
Eines ist klar: Wenn man die Leistungsdaten der
EOS RP betrachtet, gibt es wieder Gründe, unzu-
frieden zu sein. Keine zwei Speicherkartenslots,
4K ohne DPAF und mit Crop, die Wiederauferste-
hung des technologisch altbackenen Sensors aus
der 6D Mark II. Und dennoch: Wer für 1.500 Euro
in die Welt der Vollformat-Spiegellosen einstei-
gen will, ist hier goldrichtig. Denn dann kommst
du über diese Punkte hinweg, dafür wirst du mit
einem genialen Fokus, guter Bildqualität, top
Konnektivität, Canon-typischer Zuverlässigkeit
und genialen RF- und EF-Objektiven belohnt.