Special
DIE GOLDENE STUNDE
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Übernimm die
Farbkontrolle
Lichte die perfekte Farbbalance ab, um
realistische und attraktive Bilder aufzunehmen
Ausgewogene
Extreme: Dieses
Bild, das 15 Minu-
ten vor Sonnenauf-
gang aufgenommen
wurde, zeigt die
natürliche Präsenz
kühlerer Farben in
den Schatten und
erzeugt eine
naturgetreue
Farbpalette mit
schöner Wärme in
den Lichtern.
Farbe ist für viele Fotografen
wohl der Hauptanziehungspunkt
der Goldenen Stunde, da die star-
ke Beleuchtung einzigartige, sät-
tigende Eigenschaften hat, die
der Landschaft satte Töne ver-
leiht. Gelegentlich kann sich das
Lichtspektakel jedoch nachteilig
auf die natürlichen Farbtöne aus-
wirken, da die dominierenden
Gelb-, Orange- und Rottöne das
Bild überfluten. Dann besteht
auch die Gefahr, dass Farben
übersättigt werden und außerhalb
des Farbraums liegen. Ein oder
mehrere Farbkanäle werden folg-
lich beschnitten, was zum Verlust
feiner Details führt. Obwohl die-
ser Verlust manchmal wieder-
hergestellt werden kann, ist es
immer besser, wenn du bereits
während der Aufnahme eine gute
Farbbalance erzielst.
Farbkanäle: Neben dem Standard-Histogramm, das die Vertei-
lung der Töne in einem Foto veranschaulicht, bietet dir die RGB-
Ansicht die Möglichkeit, jeden Farbkanal individuell zu betrach-
ten. Wenn eine der roten, grünen oder blauen Kurven die rech-
te Seite des Histogramms berührt, deutet dies, wie beim Lumi-
nanz-Histogramm, auf eine Beschneidung in diesem Kanal und
damit auf Detailverlust hin. Wenn dies der Fall ist, passe
die Belichtung und den Weißabgleich an.
Da Farbe und Helligkeit eng mitei-
nander verbunden sind, ist die Be-
lichtung auf die Highlights immer
der erste Schritt. So erreichst du
eine ausgeglichene Belichtung.
Nun wählst du den passenden
Weißabgleich in deiner Kamera
aus, um die Farbwerte natürlich
einzufangen. Fotografiere im
RAW-Format, damit du später ei-
nen größeren Spielraum in der
Nachbearbei-
tung hast. Son-
nenauf- und
-untergang
sind zwei Ta-
geszeiten, an
denen die „rich-
tige“ Farbe
selten die stärkste ist. Wenn der
automatische Weißabgleich ein-
gestellt ist, versuchen die meisten
Kameras, die starken warmen Far-
ben zu neutralisieren und eine
Aufnahme mit zu viel Cyan oder
Blau abzulichten – eine unattrak-
tive, unrealistische Darstellung
der Szene. Gute Farbe bezieht sich
in diesem Zusammenhang auf
das, was den gesamten Bereich
der verfügbaren Farben in der
Szene vor der Kamera abdeckt.
Dies kann eine Herausforde-
rung sein, da kein Weißabgleich
in der Lage ist, beide Extreme der
Kelvin-Skala darzustellen. Wäh-
rend das Preset „Schatten“ die
starken Goldtöne gut darstellt,
sind die kühleren, aber ebenso
häufigen Farbtöne unterrepräsen-
tiert. Das Preset „Kunstlicht“ be-
wirkt indes eine eher künstliche,
kühle Farbverschiebung. In die-
sen Fällen solltest du einen be-
nutzerdefinierten Weißabgleich
durchzuführen oder mehrere
Dateien während der Verarbei-
tung zusammenzuführen. Wenn
du JPEGs fotografierst, aktiviere
die Weißabgleichsreihe, um Bil-
der mit unterschiedlichen Tem-
peraturen aufzunehmen.
Da Farbe und Helligkeit eng
miteinander verbunden sind, ist
die Belichtung auf die High-
lights immer der erste Schritt.
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