Interview
JANA STEIN 30
„Es dreht
sich immer um
das Paar!“
Jana Stein
Fotografin und Grafikerin Jana Stein aus Köln
sprach mit uns über die Kunst, den richtigen
Moment bei Hochzeiten einzufangen.
Alle Fotos: Jana Stein
Interview: Ruben Schäfer
Hallo Jana, erzähl mal, was
sind deine Schwerpunkte?
Ich fotografiere überwiegend
Hochzeiten, da ich mich gerne
auf eine Sache konzentriere.
Mit einher gehen da auch immer
Familienfotos, Paar- oder Porträtshootings
und im Nachgang
einer Hochzeit auch das Babybauchshooting
oder das
Babyporträt.
Wie lange machst du das schon
beruflich?
Seit 2017 habe ich richtig losgelegt,
ein Gewerbe angemeldet und
aus meinem Hobby einen Beruf
Zur Person:
Jana Stein ist gelernte
Grafikerin
und eine professionelle
Hochzeitsfotografin.
Aber
nicht nur bei Hochzeiten,
auch in der
Porträtfotografie
setzt sie ihren authentischen
Bildstil
konsequent ein.
luftkind.de
gemacht. Als gelernte Grafikerin
ging das Thema Fotografie und
Bildaufbau immer schon Hand in Hand. Zur Hochzeitsfotografie
kam ich durch einen Kollegen, der
mich gebeten hatte, ihn bei seiner Eheschließung
zu begleiten. So sprang ich ins kalte Wasser und
fotografierte gleich eine Acht-Stunden-Hochzeit mit
meinen zwei Kameras. Ich fühlte mich fast schon
überfordert, doch das Paar war sehr glücklich mit
den Ergebnissen.
Und dann bist du bei den Hochzeiten geblieben?
Reportage-Fotografie hat mir schon immer Spaß gemacht.
Ich finde es sehr spannend, eine Geschichte
zu erzählen. Mir gefällt es, mich im Hintergrund zu
halten und die Menschen zu beobachten und ein
wenig vorherzusehen, dass da gleich was Interessantes
passiert. Dieses Gespür für solche Augenblicke
entwickelt sich sicherlich auch, je mehr Veranstaltungen
du begleitet hast – die Abläufe sind oft
sehr ähnlich. Du bekommst als Fotograf oft auch
Dinge mit, die dem Hochzeitspaar entgehen und
gibst ihnen damit mehr wertvolle Erinnerungen
mit. Es ist aber auch kein Geheimnis, dass du mit
guter Hochzeitsfotografie Geld verdienen kannst.
Momente und Gefühle
festhalten,
das macht Jana
Stein ...
... auch gerne in
Schwarzweiß.
Dein Anspruch ist also sozusagen, bei Hochzeiten
undercover zu arbeiten?
Ja, zwei Drittel der Fotos entstehen tatsächlich so
aus dem „Geheimen“ heraus. Ich halte den Augenblick
fest, wie er ist: ungestellt, unverfälscht und unnachahmlich.
Aber natürlich muss ich auch als Person
zwischendrin in Erscheinung treten und für die
Gruppenfotos oder die Bilder des Paares das Heft in
die Hand nehmen und Regie führen. Dann versuche
ich die Stimmung aufzulockern, damit keiner so
verspannt vor der Kamera steht.
Wie würdest du deinen Stil selbst beschreiben?
Ich versuche, meine Fotos immer natürlich erscheinen
zu lassen. Auch in der Nachbearbeitung
sollen die Personen ästhetisch, aber auch authentisch
wirken, ohne die Menschen zu verfälschen.
Als Grafikerin muss ich jeden Tag Fotos durch Bildbearbeitung
retten. Als
Fotografin lasse ich es
erst gar nicht soweit
kommen und achte von
vornherein auf Licht,
Setting und Bildaufbau.
Auf minimale Retuschen
greife ich zwar,
„Auch in der
Nachbearbeitung
sollen die Personen
authentisch
wirken.“
wenn nötig, zurück, aber
runde Bäuche und graue Haare gehören einfach
dazu. Ich will die Paare so zeigen, wie sie sind. Ich
mag auch sehr Momente in denen etwas „schiefgeht“
oder etwas Humorvolles geschieht – das Kind,
das beim Gruppenfoto die Zunge herausstreckt,
lockert ein Foto unglaublich auf. Das zu erwischen
ist vielleicht auch ein Teil meines Stils.
Kommen wir zu deinem Equipment. Mit welcher
Ausrüstung arbeitest du?
Als Kameras nutze ich die Nikon D750 und die
D7200, ich habe mich bewusst für eine Vollformat
und eine mit APS-C-Sensor entschieden, da ich mit
den Brennweiten nochmals flexibler arbeiten kann.
Bei den Objektiven nutze ich sowohl NIKKOR als
auch sehr oft Linsen von Tamron. Überwiegend natürlich
lichtstarke Festbrennweiten mit 35 mm, 50
mm und 85 mm. Jedoch durch die Flexibilität in
der Brennweite, besonders in der Kirche oder bei
den Feiern, ist auch sehr oft das AF-S NIKKOR 24-70
mm 1:2,8E ED VR im Einsatz, da kann ich schnell
reagieren, auch wenn ich mich selbst nicht so
viel bewegen kann.
Paare und Personen
auf der Hochzeit
zu zeigen, wie
sie sind, ist eine
Herausforderung.
Für Jana Stein
sind spontane
Momente die
besten Momente.
Einmal angenommen du könntest eine „Bilderbuchhochzeit“
planen, wie würde diese für dich
aussehen?
Tatsächlich stand eigentlich in Kürze eine solche
Hochzeit auf meinem Plan, diese wurde jedoch aufgrund
der Corona-Situation abgesagt. Ein Freund
von mir wollte in Schottland heiraten. Ich durfte
schon einige homosexuelle Hochzeiten mit Frauen
begleiten, jedoch noch keine mit zwei Männern. Das
dann noch in einer solch eindrucksvollen und schönen
Landschaft wie in Schottland war wirklich ein
Wunsch von mir. Hier eine passende Geschichte zu
erzählen, das war eine Herausforderung, auf die ich
mich sehr gefreut habe.
Macht es einen Unterschied, auf einer gleichgeschlechtlichen
Hochzeit zu fotografieren im Vergleich
zu einer Hetero-Hochzeit?
Diese Frage höre ich häufiger. Irgendwie scheinen
in vielen Köpfen hierfür andere Regeln zu gelten.
Es wird ja immer gesagt, dass du bei der Hochzeitsfotografie
immer dicht an der Braut sein sollst, da
passieren die interessanten Dinge. Das ist bei einer
Homo-Hochzeit natürlich schwerer, da es entweder
zwei Bräute oder gar keine Braut gibt. Oft wird dann
die Frage gestellt, wer übernimmt dann die männliche
Rolle und wer die weibliche? Das ist Quatsch.
Ich denke nicht in Geschlechterrollen. Ich fotografiere
hier – genauso wie immer – die sich liebenden
Menschen. Hier gibt es genauso zauberhafte
Momente. Es macht für mich absolut keinen Unterschied.
Und wenn man über Rollen reden möchte:
Auch bei Hetero-Hochzeiten sind die Rollen übrigens
oft recht flexibel, teilweise steht der Bräutigam
mehr im Vordergrund als die Braut. Hierfür musst
du ein Gespür haben und das kannst du nicht am
Geschlecht fest machen. Es dreht sich immer um
das Paar!
Wie wirkt sich die aktuelle Situation für dich aus?
Ich hoffe natürlich sehr, dass es dieses Jahr noch
ein paar tolle Hochzeiten gibt. Das werden wir jetzt
eben einfach abwarten müssen. Jetzt ist an der
Stelle eben Pause, es werden aber definitiv wieder
Hochzeiten kommen. Ansonsten beschäftige ich
mich nun stärker mit Porträt-Shootings, also im
kleinen Kreis.
Für Jana Stein steht fest: „Es dreht sich immer um das Paar
und seine Geschichte“. Dazu gehört natürlich auch das
gemeinsame Haustier.