PhotoWeekly 20.11.2019 | Page 2

Aktuell EDITORIAL 02 Wolfgang Heinen & Florian Schuster, Herausgeber Es werde Licht Ohne Licht keine Fotografie. Klar, oder? Darauf besinnen sich gerade auch die Kamerahersteller zurück. Nikon: „Mehr Licht. Mehr Details.“ Canon: „Catch the the light.“ Und auch Sony wirbt in seiner aktu- ellen Kampagne mit Low-Light-Fotos. Eigentlich eine schöne Entwicklung: Tech- nische Superlative treten in den Hinter- grund, der Kern der Fotografie steht wieder im Mittelpunkt. Allerdings gibt es dabei einen kleinen Haken: Eine Differenzierung zu Smartphones gelingt so nicht. Denn die behaupten von sich so ziemlich das Gleiche, bis hin zur Astrofotografie mit dem neuen Google Pixel 4. Der Unterschied ist » Manchmal kommt dann doch wieder ein technischer: Auf den das bessere Bild aus Vollformatsensor dem Smartphone. « der Kamera fällt nun einmal mehr Licht als auf den millimetergroßen Handysensor. Was dann daraus wird, ist aber wieder höchst unterschiedlich. Galt noch vor we- nigen Jahren „nach Sonnenuntergang kann ich mit dem Handy kaum mehr fo- tografieren“, ist der schnelle Schuss mit dem Telefon heute auf den ersten Blick dem Bild aus der Kamera oft gleichwertig oder sogar überlegen. Freilich, nur auf den ersten Blick, nur auf dem Handy-Display. Denn noch fragen sich viele: Wozu noch die Kamera mitschleppen, wenn sogar das bessere Bild aus dem Smartphone kommt? Eine Antwort für den Massenmarkt sind die Kamerahersteller bisher schuldig ge- blieben. Warum sind die Smartphones heute so gut? Weil Software all das kom- pensiert, was optisch-physikalisch nicht durch das kleine Loch kommen kann. Schon 2011 postulierte Marc Andreessen, der in den 90er Jahren Netscape gegrün- det hatte, „software is eating the world“. Kernaussage: Jede Firma müsse auf Sicht eine Software-Firma werden. Dass die Ka- meraindustrie das verpasst hat, stört den ambitionierten oder professionellen Foto- grafen kaum – bei denen läuft die Soft- ware von Adobe, DxO oder Skylum auf dem Computer und holt all das aus den Bildern raus, was wir uns wünschen. Und die wis- sen auch, dass das Handybild immer noch viel weniger Möglichkeiten bietet. Aber alle anderen, die sich heute fragen, ob das Handy nicht für die Urlaubsbilder aus- reicht? Die bleiben auf der Strecke ... Viel Spaß beim Lesen & Fotografieren!