Aktuell
EDITORIAL
02
Wolfgang Heinen
& Florian Schuster,
Herausgeber
Es werde Licht
Ohne Licht keine Fotografie. Klar, oder?
Darauf besinnen sich gerade auch die
Kamerahersteller zurück. Nikon: „Mehr
Licht. Mehr Details.“ Canon: „Catch the the
light.“ Und auch Sony wirbt in seiner aktu-
ellen Kampagne mit Low-Light-Fotos.
Eigentlich eine schöne Entwicklung: Tech-
nische Superlative treten in den Hinter-
grund, der Kern der Fotografie steht wieder
im Mittelpunkt. Allerdings gibt es dabei
einen kleinen Haken: Eine Differenzierung
zu Smartphones gelingt so nicht. Denn
die behaupten von sich so ziemlich das
Gleiche, bis hin zur Astrofotografie mit
dem neuen Google Pixel 4.
Der Unterschied ist
» Manchmal kommt dann doch wieder ein
technischer: Auf den
das bessere Bild aus Vollformatsensor
dem Smartphone. « der Kamera fällt nun
einmal mehr Licht als
auf den millimetergroßen Handysensor.
Was dann daraus wird, ist aber wieder
höchst unterschiedlich. Galt noch vor we-
nigen Jahren „nach Sonnenuntergang
kann ich mit dem Handy kaum mehr fo-
tografieren“, ist der schnelle Schuss mit
dem Telefon heute auf den ersten Blick
dem Bild aus der Kamera oft gleichwertig
oder sogar überlegen. Freilich, nur auf den
ersten Blick, nur auf dem Handy-Display.
Denn noch fragen sich viele: Wozu noch
die Kamera mitschleppen, wenn sogar das
bessere Bild aus dem Smartphone kommt?
Eine Antwort für den Massenmarkt sind
die Kamerahersteller bisher schuldig ge-
blieben. Warum sind die Smartphones
heute so gut? Weil Software all das kom-
pensiert, was optisch-physikalisch nicht
durch das kleine Loch kommen kann.
Schon 2011 postulierte Marc Andreessen,
der in den 90er Jahren Netscape gegrün-
det hatte, „software is eating the world“.
Kernaussage: Jede Firma müsse auf Sicht
eine Software-Firma werden. Dass die Ka-
meraindustrie das verpasst hat, stört den
ambitionierten oder professionellen Foto-
grafen kaum – bei denen läuft die Soft-
ware von Adobe, DxO oder Skylum auf dem
Computer und holt all das aus den Bildern
raus, was wir uns wünschen. Und die wis-
sen auch, dass das Handybild immer noch
viel weniger Möglichkeiten bietet. Aber
alle anderen, die sich heute fragen, ob das
Handy nicht für die Urlaubsbilder aus-
reicht? Die bleiben auf der Strecke ...
Viel Spaß beim Lesen & Fotografieren!