Aktuell
EDITORIAL
02
Wolfgang Heinen
& Florian Schuster,
Herausgeber
Spiegellos? Nur eine
Modeerscheinung!
Wenn die Verkaufszahlen nicht so gut
sind, man technologisch den Anschluss
verpasst hat oder es schlicht an guten Ide-
en fehlt, dann gibt es zwei Möglichkeiten:
Kopf in den Sand stecken oder sich und
anderen im Brustton der Überzeugung die
Lage schönreden. Bis vor ein paar Tagen
wäre uns dieser Gedanke in Bezug auf
Ricoh völlig fremd gewesen – mit der
Ricoh GR III kam erst kürzlich eine groß-
artige neue Kamera auf den Markt und die
Strategie, sich voll und ganz der DSLR-
Nische zu widmen, klang überzeugend. Ein
bisschen so wie ein kleiner Analogboom,
nur eben im Digitalen. Echte Kameras, mit
Mechanik. Aber
mit modernen
»Nach ein oder zwei
Sensoren und zeit-
gemäßen Features.
Jahren kommen einige
Fotografen wieder zur
DSLR zurück.«
Wie sieht Ricohs
Marketingchef
Hiroki Sugahara
die Lage? „Derzeit
ist Mirrorless ein Newcomer, sodass na-
türlich viele Benutzer sehr an den neuen
Systemen interessiert sind. Aber nach ein
oder zwei Jahren kommen einige wieder
zur DSLR zurück.“ Deswegen werde auch
der Verkauf von DSLRs in „ein, zwei, drei
Jahren“ wieder steigen, postuliert er in ei-
nem Interview mit Imaging Resource.
Allein uns fehlt der Glaube – warum sollte
das so sein? Sugahara glaubt, der optische
Sucher mache den Unterschied: „Die Men-
schen können das schöne Bild durch den
optischen Sucher sehen und sich dann
überlegen, wie sie das gewünschte
Ergebnis erzielen – zum Beispiel durch
die Belichtung, den Weißabgleich oder die
ISO-Empfindlichkeit.“
Canon und Nikon scheinen die Meinung
nicht zu teilen, wenn man sieht, woran
dort gerade gearbeitet wird und welche
Produkte im Fokus stehen. Was treibt nun
den Ricoh-Mann zu diesen Aussagen? Wir
wissen es nicht. Wenn man aber die welt-
weite Berichterstattung und Kommentare
in sozialen Medien über dieses Interview
sieht, kann man getrost von einem PR-
Desaster sprechen. Die Marke und Produk-
te werden zu unrecht als gestrig abge-
stempelt, einzelne Journalisten schreiben
sogar, damit habe Ricoh sein Todesurteil
unterschrieben. Quatsch, meinen wir. Das
Problem ist nur, dass solche Diskussionen
davon ablenken, worauf es ankommt,
nämlich aufs Fotografieren. Und im Sinne
von Ricoh, von all den Möglichkeiten, die
die Firma da in voller Bandbreite zu bieten
hat, vom Mittelformat und DSLRs über die
Ricoh-GR-Serie bis zur 360-Grad-Theta.
Viel Spaß beim Lesen & Fotografieren!