PhotoWeekly 22.05.2019 | Page 2

Aktuell EDITORIAL 02 Wolfgang Heinen & Florian Schuster, Herausgeber Spiegellos? Nur eine Modeerscheinung! Wenn die Verkaufszahlen nicht so gut sind, man technologisch den Anschluss verpasst hat oder es schlicht an guten Ide- en fehlt, dann gibt es zwei Möglichkeiten: Kopf in den Sand stecken oder sich und anderen im Brustton der Überzeugung die Lage schönreden. Bis vor ein paar Tagen wäre uns dieser Gedanke in Bezug auf Ricoh völlig fremd gewesen – mit der Ricoh GR III kam erst kürzlich eine groß- artige neue Kamera auf den Markt und die Strategie, sich voll und ganz der DSLR- Nische zu widmen, klang überzeugend. Ein bisschen so wie ein kleiner Analogboom, nur eben im Digitalen. Echte Kameras, mit Mechanik. Aber mit modernen »Nach ein oder zwei Sensoren und zeit- gemäßen Features. Jahren kommen einige Fotografen wieder zur DSLR zurück.« Wie sieht Ricohs Marketingchef Hiroki Sugahara die Lage? „Derzeit ist Mirrorless ein Newcomer, sodass na- türlich viele Benutzer sehr an den neuen Systemen interessiert sind. Aber nach ein oder zwei Jahren kommen einige wieder zur DSLR zurück.“ Deswegen werde auch der Verkauf von DSLRs in „ein, zwei, drei Jahren“ wieder steigen, postuliert er in ei- nem Interview mit Imaging Resource. Allein uns fehlt der Glaube – warum sollte das so sein? Sugahara glaubt, der optische Sucher mache den Unterschied: „Die Men- schen können das schöne Bild durch den optischen Sucher sehen und sich dann überlegen, wie sie das gewünschte Ergebnis erzielen – zum Beispiel durch die Belichtung, den Weißabgleich oder die ISO-Empfindlichkeit.“ Canon und Nikon scheinen die Meinung nicht zu teilen, wenn man sieht, woran dort gerade gearbeitet wird und welche Produkte im Fokus stehen. Was treibt nun den Ricoh-Mann zu diesen Aussagen? Wir wissen es nicht. Wenn man aber die welt- weite Berichterstattung und Kommentare in sozialen Medien über dieses Interview sieht, kann man getrost von einem PR- Desaster sprechen. Die Marke und Produk- te werden zu unrecht als gestrig abge- stempelt, einzelne Journalisten schreiben sogar, damit habe Ricoh sein Todesurteil unterschrieben. Quatsch, meinen wir. Das Problem ist nur, dass solche Diskussionen davon ablenken, worauf es ankommt, nämlich aufs Fotografieren. Und im Sinne von Ricoh, von all den Möglichkeiten, die die Firma da in voller Bandbreite zu bieten hat, vom Mittelformat und DSLRs über die Ricoh-GR-Serie bis zur 360-Grad-Theta. Viel Spaß beim Lesen & Fotografieren!