PhotoWeekly 23.09.2020 | Page 26

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Technik

PROFI DER WOCHE presented by

Reportageklassiker reloaded

Mit der M10-R stellt Leica die Highres-Variante seiner legendären Messsucherkamera vor . Marco Fischer konnte den Boliden während eines Shootings bereits testen . Hier kommt sein Bericht .

Text und Fotos : Marco Fischer

„ Vor drei Jahren habe ich eine radikale Zäsur gewagt : Ich bin von einer Vollformat-DSLR ins Leica- Universum gewechselt . Dabei bin ich von Anfang an zweigleisig gefahren : Für kommerzielle Jobs habe ich mir das spiegellose Vollformatmodell Leica SL angeschafft und diese inzwischen gegen das 47 Megapixel auflösende Nachfolgemodell SL2 eingetauscht . Reportagen decke ich hingegen mit der Leica M , Typ 240 ab .

Natürlich hat die Umstellung auf eine Messsucherkamera und den manuellen Fokus etwas Zeit gebraucht . Allerdings : Die Lernkurve war ziemlich steil . Abzuschätzen , wie weit ich von meinem Objekt entfernt bin , ist mir inzwischen in Fleisch und Blut übergegangen , und ich habe meine Entscheidung keine Sekunde bereut . Was mich begeistert , mehr noch als der historische Nimbus dieser Kamera-Linie , ist die dahinter steckende

Leica M10-R

Neu entwickelter Bildsensor mit mehr als 40 Megapixeln

Deutlich mehr Bilddetails und große Reserven für Ausschnittsvergrößerungen und große Formate

Feine Strukturen , kontrastreicher aufgelöst , noch weniger Moiré-Effekte

Rauschverhalten und Dynamik trotz höherer Auflösung deutlich verbessert

Verbleibendes Bildrauschen feinkörniger – und damit unauffälliger

ISO 100 bis 50.000

Längstmögliche Belichtungszeit bis 16 Minuten für außergewöhnliche Nachtaufnahmen

Gleicher Verschluss wie in der Leica M10-P : außergewöhnlich leise , vibrations- und damit verwacklungsarm

Komplettiert die Leica M10- Familie , zu der auch die M-10 , die M10-P , die M10-D und die M-10 Monochrom gehören

„ Weniger ist mehr “- Philosophie . „ Reduced to the max “, das entspricht meiner Arbeitsweise , meinem Blick auf die Welt . Zu viel Automatik macht meine Arbeit nicht einfacher – und schon gar nicht besser .

Einen Tag lang begleitete Marco Fischer den TV-Moderator , Musiker und Künstler Jan Köppen bei der Arbeit .

„ Es hat einen Heidenspaß gemacht , dieses schnelle , unbeschwerte Bewegen im Raum mit der Leica M10-R , während Jan Köppen die Farbe auf die Leinwand warf “, so Fotograf Marco Fischer .

Irgendwann kam dann ein Anruf von Leica , in einigen Wochen werde man die M10-R launchen , eine „ M10 “-Variante mit 40 Megapixeln Auflösung . Ob ich Interesse an einem Testshooting hätte ? Natürlich hatte ich – und ich wusste auch schon , welches der To-dos auf meiner Projektliste sich dafür eignen würde : eine Reportage über den TV-Moderator und Musiker Jan Köppen , den ich seit Jahren kenne . Jan hat vor einiger Zeit mit dem Malen angefangen , abstrakt , teilweise in Actionpainting-Technik , das wollte ich festhalten . Ich fuhr also zu seinem Atelier , die brandneue M10-R und mein SUMMILUX 1:1.4 / 50 ASPH . in der Tasche . Ein Klassiker der Objektivgeschichte , genial für Reportagen , Porträts inklusive . Es hat seinen Preis , sicher , aber der relativiert sich , wenn man – wie ich bei einer Werksführung –

„ Die Details , die man fast zu spüren meint , haben mich beim Begutachten der Bilder am Rechner begeistert .“ mal gesehen hat , was an Hightech und Präzisions-Handarbeit dahintersteckt . Meiner Meinung nach reicht nichts an Leica- Objektive heran .

Eine Kamera in die Hand zu nehmen muss aus meiner Sicht vor allem eins : Spaß machen . Ästhetisch wie haptisch , im Sinne eines inspirierenden Erlebnisses und einer intuitiven Handhabung . Bei Leica ist das der Fall . Ich habe Jan dann einen Tag lang bei der Arbeit begleitet . Es hat einen Heidenspaß gemacht , dieses schnelle , unbeschwerte Bewegen im Raum , während er die Farbe auf die Leinwand warf – buchstäblich .

„ Eine Kamera in die Hand zu nehmen muss aus meiner Sicht vor allem eins : Spaß machen . Ästhetisch wie haptisch , im Sinne eines inspirierenden Erlebnisses und einer intuitiven Handhabung “, so Fotograf Marco Fischer .

Das Arbeiten mit der M10-R fühlt sich vertraut an : Alles ist extrem wertig , alles bewegt sich präzise . Nur dass die Kamera eben noch ein wesentliches Stück kompakter ist als meine bisherige – und leichter dazu . Das erleichtert meine Arbeit , den Augenkontakt mit dem Gegenüber . Hinzu kommt : Der Auslöser ist extrem dezent .

Technisch gesehen bedeutet die neue M für mich einen Riesensprung . Das liegt vor allem an dem neuen 40-Megapixel-Sensor , der eigens für diese Kamera entwickelt und dem Vernehmen nach perfekt auf die M-Objektive abgestimmt wurde . Das deckt sich mit meinem persönlichen Eindruck : Die feinen Strukturen auf der Leinwand , der Dynamikumfang bei Farben und Aufnahmen im Gegenlicht , die Details , die man fast zu spüren meint , all das hat mich beim Begutachten der Bilder am Rechner begeistert . Zoomt man hinein , sieht man : Reserven für Crops und Detailvergrößerungen gibt es reichlich . Über die High-ISO-Qualitäten , die der Kamera trotz der hohen Auflösung bescheinigt werden , kann ich nicht viel sagen . Im Atelier herrschten sehr gute Lichtverhältnisse , die meisten Bilder sind bei ISO 200 oder 400 entstanden . Bei einigen Porträts habe ich allerdings bewusst mit Blitz und einem Para-Schirm gearbeitet , einerseits , um die hohe Auflösung noch plastischer zu machen , andererseits , um auszuprobieren , wie die Kamera in Shooting-Situationen jenseits der Reportage reagiert .

Der neue 40-Megapixel-Sensor bietet reichlich Reserven und eine enorme Detailvielfalt , wie diese Aufnahme zeigt . Zudem lassen sich dank der großen Auflösung des Bildsensors Bildausschnitte auch noch im Nachhinein festlegen .

Die Kamera hat mir auf Anhieb sehr gut gefallen . Mittelfristig werde ich meine M Typ 240 verkaufen und mir die neue M10-R zulegen . Für mich ist sie die ideale Ergänzung zur Leica SL2 , vor allem wenn es um Reportagen geht . Um Bilder , bei denen der Moment , der Kontakt zum Gegenüber , die Authentizität und der spezielle Look der M-Objektive mehr zählen als knackscharfe Shots . Konkret werde ich die Kamera beispielsweise für das anstehende Cover-Shooting der Indie-Band Mighty Oaks verwenden und für Lifestyle-Aufnahmen für Kunden wie BMW . Außerdem , so hoffe ich , bei der nächsten Europa-Tournee von Sting , für die ich gebucht war , die aber coronabedingt ausgefallen ist . Darüber hinaus werde ich sie als Back-up-Kamera nutzen . Im Fall der Fälle bietet sie Auflösung satt für Crops und große Formate .“

Marco Fischer

Fotografiert unter anderem für „ Harper ’ s Bazaar “, das „ Zeit Magazin “, „ Geo “, Adidas , Odlo , Boss und Versace . Darüber hinaus ist er mit seiner Kampagne für „ Viva con Agua “ bekannt geworden , eine Initiative , die sich für das Menschenrecht auf Trinkwasser einsetzt und für die er mehr als 150 Prominente fotografiert hat , darunter Bela B ., Ed Sheeran oder Sting .

Weitere Infos : www . studiomarcofischer . com