PhotoWeekly 23.12.2020 | Page 25

Alle Fotos : Louise Carey

Praxis

SCHRITT FÜR SCHRITT 25

Surreales Stadtporträt

Fotografin Louise Carey verrät dir , wie du abstrakte Spiegelungen erzeugst , um ein urbanes Porträt mit surrealer Wirkung zu kreieren .

Porträtaufnahmen immer wieder eine frische und kreative Note zu verleihen , kann durchaus schwierig sein . Jedoch lassen sich bereits mit alltäglichen Gegenständen tolle , neue Effekte entdecken . Wie wäre es zum Beispiel mit einer surrealen Porträtaufnahme samt Spiegelung , die den Anschein erweckt , als würde die Person im Bild über Wasser laufen beziehungsweise tanzen ? Alles , was du dafür benötigst , ist ein kleiner Spiegel sowie ein Hintergrund mit eindrucksvoller Architektur , vor dem du dein Modell in Szene setzen kannst .

Die Suche nach dem richtigen Hintergrund ist für dieses Projekt von entscheidender Bedeutung . Vermeide belebte Straßenszenen , da sie von deinem Hauptmotiv ablenken könnten . Suche stattdessen nach Hintergründen mit grafischen Linien und Formen , die dein Modell einrahmen . Wenn du diese Linien mit einem Spiegel „ verdoppelst “, verleihen sie deinem Foto eine zusätzliche Dimension .

Während viele Porträts davon leben , nah an das Motiv heranzugehen , erfordert dieses Projekt eine Ganzkörperaufnahme der Person im Bild . Verwende eine Standardbrennweite , wie zum Beispiel 50 mm , aber versuche nicht viel „ kürzer “ als 35 mm zu gehen , da Weitwinkelobjektive bei geraden , architektonischen Linien tonnenförmige Verzerrungen verursachen können . Nutze zudem eine möglichst offene Blende . Diese wird den Spiegel selbst im Vordergrund unscharf zeichnen , die Spiegelung jedoch scharf darstellen , was deinem Bild einen zusätzlichen surrealen Effekt verleihen wird .

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Der passende Spiegel

Ein kleiner Spiegel , zum Beispiel ein Schminkspiegel zum Aufklappen , eignet sich perfekt für dieses Fotoprojekt . Wähle ein Modell , dessen Breite in etwa der des Objektivs entspricht .

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Objektivwahl

Nutze eine Brennweite zwischen 35 und 50 mm . Ein 50-mm-f / 1,8-Objektiv ist für diese Technik besonders gut geeignet .

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Location wählen

Platziere dein Modell vor einem Hintergrund mit klaren , architektonischen Linien . Um die besten Ergebnisse zu erzielen , wähle eine möglichst ruhige Stelle zum Fotografieren , sodass keine anderen Personen in deiner Aufnahme zu sehen sind .

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Blendenpriorität nutzen

Nutze den Kameramodus „ Blendenpriorität “ – so hast du die volle Kontrolle über die Blende , musst dir aber keine Sorgen machen , eine falsche Belichtung zu erhalten , wenn sich das Licht schnell verändert .

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Kameraeinstellungen

Öffne die Blende weit , zum Beispiel auf f / 1,8 , und stelle sicher , dass die Verschlusszeit kürzer als 1 / 125 s beträgt , indem du den ISO-Wert entsprechend anpasst . Verwende den Einzelpunkt-AF und stelle auf das Gesicht des Modells scharf .

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Spiegel einsetzen

Halte den Spiegel so unter dein Objektiv , dass er die untere Hälfte deines Bildrahmens verdeckt beziehungsweise einnimmt und kippe ihn so , dass sich das Modell und die Architektur darin perfekt spiegelt .

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Testaufnahme

Mach einen Probeschuss , um festzustellen , ob die Komposition wirkungsvoll ist und deine Einstellungen korrekt sind . Zoome in das Motiv hinein , um sicherzustellen , dass es scharf ist und der Fokus an der richtigen Stelle sitzt .

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Belichtungskorrektur

Wenn du deinem Bild zusätzlich eine stimmungsvolle Note verleihen möchtest , belichte die Aufnahme etwas unter – circa -1/ 3 EV . Dadurch erscheint es insgesamt dunkler und erhält einen optisch abgedunkelten „ Rahmen “.

Alle Fotos : Louise Carey

Vorher : Dies ist ein ziemlich gewöhnliches Porträt , dem der „ Wow “ -Faktor fehlt . Asphaltweg und Gras lenken die Aufmerksamkeit vom Model und der interessanten Architektur ab .