PhotoWeekly 24/2018 | Page 14

News T E C H N I K | T R E N D S | K U LT U R  14 PIV BRANCHENTALK Die Zukunft des Handels Wie kaufen moderne Konsumenten künftig ein und wie kann der stationäre Fachhandel die Chancen der Digitalisierung nutzen, um sein Geschäft erfolgreich in die digitale Zukunft zu führen? Mit neuen Erkenntnissen aus der Handels- und Marktforschung zeigten Fachleuchte vor rund 100 Gästen beim PIV Branchentalk „Handel und Konsument – Zukunft im digitalen Wandel erfolg­ reich gestalten“, praxisnahe Perspektiven auf. These #1: „Nicht noch mehr Online-Ak- tivitäten, sondern die Verzah- nung der Kanäle ist der Schlüs- sel zur Zukunft des Handels.“  Dr. Kai Hudetz, Geschäftsführer IFH Institut für Handelsforschung GmbH Online-Shopping bleibt noch auf Jahre der Wachs­ tumsmotor im Handel. Doch wollen Händler mit Wurzeln im stationären Geschäft an diesem Boom teilhaben, sollten sie nicht den ungleichen Wettbe­ werb mit dominierenden Webplattformen wagen, sondern eine stärkere Kombination von Online- und Offline-Aktivitäten forcieren. Gleichzeitig kau­ fen 24 Prozent aller Verbraucher noch traditionell im Ladengeschäft und weitere 56 Prozent shoppen nur selektiv im Internet. Stationäre Händler kön­ nen davon profitieren, indem sie Angebote für den Cross-Channel-Kauf (online informieren, reservie­ ren oder kaufen, danach offline abholen) forcieren. Doch dafür müssten Cross-Channel-Angebote noch verständlicher und breiter kommuniziert werden als bisher. Außerdem sieht Kai Hudetz das Verkauf­ spersonal künftig noch stärker in einer Rolle als „In­ fluencer“, die auf Augenhöhe widersprüchliches In­ ternetwissen belesener Kunden durch kompetente Entscheidungshilfe kanalisieren. These #2: „Digitalisierung ist kein Selbst- zweck, sondern muss Kunden oder Unternehmen einen konkreten Mehrwert bieten.“  Karin Wunderlich, Shopper Marketing Evangelistin, gmvteam GmbH, Düsseldorf Wer das Potenzial digitaler Lösungen für sich prüft, solle seine Stammdaten zeitgemäß managen und versprengte Datensilos zusammenführen anstatt effektvoll aber kopflos in eine eigene Shopping-App zu investieren. Digitale Angebote an Kunden zu adressieren sei nur dann sinnvoll, wenn sie nach­ weislich ein Alltagsproblem lösen und für ein be­ quemeres Kundenerlebnis sorgen. Wenn Software Routinevorgänge vereinfacht oder beschleunigt werden, bleibt zudem mehr Zeit für wichtigere Auf­ gaben – den Kundenkontakt zum Beispiel. These #3: „Smarte Kunden wollen nicht mit noch mehr Faktenwissen, sondern mit Emotionen über- zeugt werden.“  Frank Rehme, Innovator, Entrepreneur und Morgenmacher, Geschäftsführer, gmvteam GmbH, Düsseldorf Neue Instrumente des Neuro-Marketings und Con­ tent-Marketings, sind eine große Chance für den stationären Handel, sich auch künftig einen festen Platz in den Köpfen und Herzen der Kunden zu si­ chern. „Niemand verliebt sich in Fakten. Emotio- nalisierung und Storytelling sind der Schlüssel“, plädiert der Unternehmensberater für einen Pers­ pektivwechsel in den Off- und Online-Aktivitäten des Fotohandels. So ermöglichen moderne Produkt­ präsentationen die technische Informationen mit multisensorischen Eindrücken zu verbinden, ein Er­ lebnis, das reine Webplattformen nicht bieten kön­ nen. Die fachliche Kompetenz des Handels verliert zwar nicht an Bedeutung, bedarf jedoch einer zeit­ gemäßen Vermittlung. Influencer-Kooperationen mit Podcast-Produzenten, die einer großen Internet­ gemeinde fotografisches Vokabular verständlich er­ klären, sind ein unterschätztes Instrument mit gro­ ßem Potenzial. Das heißt unter dem Strich: „Alle Experten sind sich einig, dass das Einkaufserlebnis vor Ort bei vielen Konsumenten weiter hoch im Kurs steht. Sich mit Fachpersonal von Angesicht zu Ange­ sicht austauschen zu können, bleibt eine Spezia­ lität des klassischen Ladengeschäfts“, resümiert Christian Müller-Rieker, Geschäftsführer Photo­ industrie-Verband e.V. (PIV). „Daher sind wir sehr zuversichtlich, dass der Fotohandel auf allen Ka­ nälen auch in Zukunft eine starke Säule der Ima­ ging-Industrie darstellt.“