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PIV BRANCHENTALK
Die Zukunft des Handels
Wie kaufen moderne Konsumenten künftig ein und
wie kann der stationäre Fachhandel die Chancen
der Digitalisierung nutzen, um sein Geschäft
erfolgreich in die digitale Zukunft zu führen?
Mit neuen Erkenntnissen aus der Handels- und
Marktforschung zeigten Fachleuchte vor rund
100 Gästen beim PIV Branchentalk „Handel und
Konsument – Zukunft im digitalen Wandel erfolg
reich gestalten“, praxisnahe Perspektiven auf.
These #1:
„Nicht noch mehr Online-Ak-
tivitäten, sondern die Verzah-
nung der Kanäle ist der Schlüs-
sel zur Zukunft des Handels.“
Dr. Kai Hudetz,
Geschäftsführer IFH Institut für Handelsforschung GmbH
Online-Shopping bleibt noch auf Jahre der Wachs
tumsmotor im Handel. Doch wollen Händler mit
Wurzeln im stationären Geschäft an diesem Boom
teilhaben, sollten sie nicht den ungleichen Wettbe
werb mit dominierenden Webplattformen wagen,
sondern eine stärkere Kombination von Online-
und Offline-Aktivitäten forcieren. Gleichzeitig kau
fen 24 Prozent aller Verbraucher noch traditionell
im Ladengeschäft und weitere 56 Prozent shoppen
nur selektiv im Internet. Stationäre Händler kön
nen davon profitieren, indem sie Angebote für den
Cross-Channel-Kauf (online informieren, reservie
ren oder kaufen, danach offline abholen) forcieren.
Doch dafür müssten Cross-Channel-Angebote noch
verständlicher und breiter kommuniziert werden
als bisher. Außerdem sieht Kai Hudetz das Verkauf
spersonal künftig noch stärker in einer Rolle als „In
fluencer“, die auf Augenhöhe widersprüchliches In
ternetwissen belesener Kunden durch kompetente
Entscheidungshilfe kanalisieren.
These #2:
„Digitalisierung ist kein Selbst-
zweck, sondern muss Kunden
oder Unternehmen einen
konkreten Mehrwert bieten.“
Karin Wunderlich,
Shopper Marketing Evangelistin, gmvteam GmbH, Düsseldorf
Wer das Potenzial digitaler Lösungen für sich prüft,
solle seine Stammdaten zeitgemäß managen und
versprengte Datensilos zusammenführen anstatt
effektvoll aber kopflos in eine eigene Shopping-App
zu investieren. Digitale Angebote an Kunden zu
adressieren sei nur dann sinnvoll, wenn sie nach
weislich ein Alltagsproblem lösen und für ein be
quemeres Kundenerlebnis sorgen. Wenn Software
Routinevorgänge vereinfacht oder beschleunigt
werden, bleibt zudem mehr Zeit für wichtigere Auf
gaben – den Kundenkontakt zum Beispiel.
These #3:
„Smarte Kunden wollen nicht
mit noch mehr Faktenwissen,
sondern mit Emotionen über-
zeugt werden.“
Frank Rehme,
Innovator, Entrepreneur und Morgenmacher, Geschäftsführer,
gmvteam GmbH, Düsseldorf
Neue Instrumente des Neuro-Marketings und Con
tent-Marketings, sind eine große Chance für den
stationären Handel, sich auch künftig einen festen
Platz in den Köpfen und Herzen der Kunden zu si
chern. „Niemand verliebt sich in Fakten. Emotio-
nalisierung und Storytelling sind der Schlüssel“,
plädiert der Unternehmensberater für einen Pers
pektivwechsel in den Off- und Online-Aktivitäten
des Fotohandels. So ermöglichen moderne Produkt
präsentationen die technische Informationen mit
multisensorischen Eindrücken zu verbinden, ein Er
lebnis, das reine Webplattformen nicht bieten kön
nen. Die fachliche Kompetenz des Handels verliert
zwar nicht an Bedeutung, bedarf jedoch einer zeit
gemäßen Vermittlung. Influencer-Kooperationen
mit Podcast-Produzenten, die einer großen Internet
gemeinde fotografisches Vokabular verständlich er
klären, sind ein unterschätztes Instrument mit gro
ßem Potenzial.
Das heißt unter dem
Strich: „Alle Experten
sind sich einig, dass
das Einkaufserlebnis
vor Ort bei vielen
Konsumenten weiter
hoch im Kurs steht.
Sich mit Fachpersonal von Angesicht zu Ange
sicht austauschen zu können, bleibt eine Spezia
lität des klassischen Ladengeschäfts“, resümiert
Christian Müller-Rieker, Geschäftsführer Photo
industrie-Verband e.V. (PIV). „Daher sind wir sehr
zuversichtlich, dass der Fotohandel auf allen Ka
nälen auch in Zukunft eine starke Säule der Ima
ging-Industrie darstellt.“