PhotoWeekly 24.06.2020 | Page 30

Technik META-TEST 30 SONY ALPHA 7R IV Profi-DSLM mit 61 Megapixeln Sony hat die Auflösung bei der Alpha 7R IV auf satte 61 Megapixel angehoben. Die Steigerung ermöglicht flexible Zuschnitte in der Nachbearbeitung, bringt aber auch Nachteile mit sich. Von Thomas Probst Als Sony die Alpha 7R IV ankündigte, waren viele Fotografen hin- und hergerissen. 61 Megapixel – braucht man die wirklich? Oder ist das lediglich ein Schachzug der Marketing- N O 132 26/2020 Sony Alpha 7R IV sehr gut Abteilung, um der wachsenden Konkurrenz im Markt der Vollformat-DSLMs voraus zu sein? Vorteile haben in erster Linie all jene Fotografen, die ihre Bilder nach der Aufnahme, zum Beispiel für verschiedene Social-Media-Kanäle, in unterschiedliche Formate zuschneiden. Hochzeitsfotografen werden dagegen wenig Freude am Auflösungsgewinn haben, da 61 Megapixel auch eine enorme Datenflut mit sich bringen. Das kann bei einer Ganztagesreportage zu Speicherengpässen und Performance-Problemen führen. Schauen wir uns die A7R IV im Einzelnen an. Ausstattung Quick Facts: Preis: ca. 4.000 Euro Sensor: Vollformat CMOS mit 61,0 Mio. Pixel Video-Auflösung: UHD/30p Display: 3,0-Zoll-Touchscreen (1.440.000 Bildpunkte) ISO: 50-102.400 Serienbild: bis zu 10 B/s Die angesprochenen 61 Millionen Pixel sitzen auf einem neu entwickelten und rückseitig belichteten Vollformat-Sensor. Da Aufnahmen mit solch hohen Auflösungen zu Verwacklungen neigen, ist es erfreulich, dass Sony den Sensor beweglich lagert und damit eine Bildstabilisierung um bis zu 5,5 Lichtwertstufen ermöglicht. Ein echtes Highlight ist zudem das Autofokus-System. Sony kombiniert 567 Phasen-AF-Punkte mit zusätzlichen 425 AF-Feldern für die Kontrasterkennung. Damit werden rund 100 Prozent der Sensorhöhe und 74 Prozent der Sensorbreite mit AF-Sensoren abgedeckt. Neben dem hochauflösenden, elektronischen Sucher ist die A7R IV mit einem kippbaren, 3,0 Zoll großen Touchdsiplay ausgestattet. In der Praxis weiß vor allem die Tracking-Funktion, also die Objektverfolgung, zu überzeugen. Die Kamera erkennt Motive sehr schnell. Das macht vor allem in Verbindung mit dem Augen-Autofokus richtig Spaß. Ist der kontinuierliche Autofokus („AF-C“) aktiviert, bleibt das kleine Fokusfeld sehr zuverlässig auf dem Auge – und das selbst dann, wenn sich die Person vor der Kamera bewegt oder ins Profil dreht. Gut gefällt uns in dem Zusammenhang auch die schnelle Serienbildfunktion mit bis zu zehn Bildern in der Sekunde. Eine beachtliche Leistung bei 61 Megapixeln. Benjamin Kirchheim von digitalkamera.de weist in seinem Testbericht allerdings darauf hin, dass die Alpha 7R IV teilweise länger braucht, um den Pufferspeicher wieder zu leeren. Dabei sollen vor allem die JPEGs deutlich länger als die RAW-Dateien zum Speichern brauchen, da die Datenaufbereitung der JPEGs inklusive der Objektivkorrektur recht aufwändig sei. Zur weiteren Ausstattung gehört ein etwas leiserer Verschluss. Ob mechanisch oder elektronisch, es lassen sich Verschlusszeiten von einer 1/8.000 bis zu 30 Sekunden umsetzen. Die Sony Alpha 7R IV ist gegen Staub und Feuchtigkeit abgedichtet, besitzt einen angenehm großen Handgriff und bietet konfigurierbare Tasten. Darüber hinaus filmt die A7R IV in Ultra HD mit 30 Bildern pro Sekunde, besitzt ein integriertes WLAN-Modul, arbeitet mit gleich zwei SD-Steckplätzen mit UHS-II-Unterstützung, verfügt über ein Anti-Flimmer-System für Aufnahmen bei Kunstlicht und ermöglicht eine individuelle Bedienung über konfigurierbare Tasten und Räder. Bildqualität Bei niedriger ISO-Empfindlichkeit glänzt der 61-Megapixel-Vollformatsensor mit einer hervorragenden Schärfe. Da die einzelnen Pixel durch die Aufflösungssteigerung gegenüber der A7R III (42 Megapixel) auf gleicher Sensorfläche einerseits jedoch kleiner werden und andererseits auch näher zusammenrücken, kommt es bei höheren Sensor-Empfindlichkeiten zu einem sichtbaren Detailverlust. Autor Martin Vieten von photoscala.de schränkt die Problematik aber etwas ein. Spätestens bei ISO 6.400 könne der Detailverlust, vor allen in den dunkleren Bildbereichen, zwar schmerzlich werden, schreibt Vieten. Gleichzeitig nennt er einen interessanten Lösungsvorschlag. Die Sony A7R IV bietet die Möglichkeit, in einem APS-C-Modus zu arbeiten. Dabei wird nur ein kleinerer Teil des Sensors mit 26 Megapixeln genutzt. Reduziere man die Auflösung auf das APS- C-Maß, verliere das Rauschen der Alpha 7R IV deutlich an Schrecken, so Vieten. „Dann sind auch Aufnahmen bei ISO 12.800 und darüber hinaus noch brauchbar.“ Das sagen die Kollegen ... sehr gut „Die Sony Alpha 7R IV stellt im Test eine gelungene Evolution dar: Mehr Auflösung, mehr Features, mehr Grip; in beinahe allen Punkten hat Sony auf die Kritik aus den Reihen der Nutzer gehört.“ (Sascha Ludwig) „Die Sony Alpha 7R IV ist in vielerlei Hinsicht eine hervorragende Kamera und ein deutlicher Schritt nach vorne gegenüber der 7R III. [...] Der Schritt auf 61 Megapixel Auflösung ist indes mit den größten Kompromissen behaftet. So braucht es nicht nur ein entsprechend gutes High-End-Objektiv, um die Auflösung überhaupt ausschöpfen zu können, sondern man muss auch noch recht weit aufblenden (F4), um keine Auflösung durch Beugungsunschärfe zu verlieren.“ (Benjamin Kirchheim) gut (Note: 1,9) „Der 60-Megapixel-Sensor der Sony Alpha 7R IV liefert Fotos mit enormer Auflösung und knackiger Schärfe. [...] Der Autofokus arbeitet sehr schnell und bietet sehr viele Messmethoden, darunter auch einen Augen-Autofokus. Eine kleine Schwäche: Bei sehr hoher ISO-Empfindlichkeit leidet die Bildschärfe.“ (Sven Schulz) Das PhotoWeekly-Urteil � Das hat uns gefallen: Bei niedriger ISO-Empfindlichkeit brilliert die A7R IV mit einer hervorragenden Schärfeleistung. Erstklassig ist auch der sehr schnelle Autofokus mit einer großen Sensorabdeckung und einem treffsicheren Augen-Autofokus. � Hier besteht Nachbesserungsbedarf: Bei höheren ISO-Empfindlichkeiten rutscht die A7R IV teilweise hinter die Leistung der mit 42 Megapixel auflösenden Vorgängerin A7R III. Im Serienbildmodus kann es vor allem bei JPEGs durch die interne Bearbeitung auch mal länger dauern, bis der Speicher wieder frei ist. Sony Alpha 7R IV N O 132 26/2020 sehr gut