Aktuell
EDITORIAL
02
Wolfgang Heinen
& Florian Schuster,
Herausgeber
Nicht auslösen!
Fotografie hat ja sehr viel mit Gefühlen
zu tun. Schon bei der Entstehung des
Bildes. Jeder von uns kennt das: Man hat
ein starkes Motiv gesehen, gestaltet es im
Sucherformat, drückt auf den Auslöser und
weiß im selben Moment, was einem der
Blick auf das Display der Kamera bestätigt:
Das ist ein echt gutes Foto geworden. Und
wie von Zauberhand breitet sich ein woh-
liges Glücksgefühl in
„Man muss sich
Kopf und Körper aus.
So weit so gut.
entscheiden:
Soll ich auslösen
oder nicht?“
Aber es gibt Situationen,
da ist man sich beim
Blick auf den Monitor
oder durch den Sucher
nicht sicher, ob das Motiv was taugt oder
nicht. Man muss sich entscheiden: Soll
ich auslösen oder nicht? Meistens drückt
man den Finger durch – Speicherplatz ist
ja immer genug vorhanden. Doch beim
Blick auf das Display nach der Auslösung
ahnt man: Das war nichts, das Bild muss
schleunigst gelöscht werden. Das negative
Bild-Erlebnis stört den positiven Flow,
wenn man mit Kamera und wachen Augen
unterwegs ist. Man fühlt sich leicht un-
wohl, was die Ausgangslage für das näch-
ste Motiv und die Chance auf ein gutes
Foto nicht unbedingt verbessert.
Das beste Mittel gegen Foto-Frust: Motive
nicht schnell „abknipsen“, sondern in Ruhe
gestalten. Und erst wenn das innere Auge
„grünes Licht“ gibt, also wenn das Bild
wirklich perfekt im Format „sitzt“, den Aus-
löser durchdrücken. Das heißt in der Kon-
sequenz: Ruhig auch mal ein Bild nicht
machen. Auch das bewusste „Nein“ kann
glücklich machen. Denn umso schneller
wird es wieder „grün“ im inneren Auge und
auf deinem Display.
Viel Spaß beim Lesen und Fotografieren!