PhotoWeekly 25.09.2019 | Page 24

Praxis P R O F I-T I P P S  presented by Tipps für gelungene Architekturaufnahmen Gitzo-Ambassador Marcus Schwier gibt Tipps, wie du Bauwerke toll in Szene setzt und für Spannung in deinen Aufnahmen sorgst. Beeindruckende Gebäude aus atemberaubenden Perspektiven – trotz der Unbeweglichkeit der Modelle gehören Architekturaufnahmen dank vieler Herausforderungen zur Königsdisziplin im Bereich Foto. Architekturfotograf und Gitzo-Ambassador Marcus Schwier verrät dir seine Technik-Tipps für gelungene Aufnahmen. Stürzende Linien vermeiden Stürzende Linien werden auf Fotos vertikale Linien und Kanten ge- nannt, die auf einen gemein- samen Punkt zu- streben, obwohl sie in der Realität parallel verlaufen. Stürzende Linien treten dann auf, wenn der Abbil- dungsgegenstand (z. B. das zu foto- grafierende Ge- bäude) und die Projektionsebene (die Kamera) nicht parallel zueinander ausge- richtet sind. Neben der richtigen Entfernung zum Motiv und der entscheidenden Aufnahmehöhe (Wo stehe ich während der Auf- nahme?) gibt es auch eine sehr gute Zubehör-Lösung, um stür- zende Linien zu vermeiden. Ich nutze spezielle Shift-Objektive, welche eine Korrektur der Verzer- rungen bereits beim Fotografie- ren ermöglichen. Mit solch einem Objektiv kannst du die Linse so verschieben, dass die parallelen Linien gerade erscheinen, ohne die Kamera zu neigen oder heben. „Die Bildidee bestimmt das Equipment.“ Ein gutes Stativ ist Pflicht Bevor ich mit meinen Aufnah- men starte, lege ich den Bildaus- schnitt exakt fest. Meist sind es Bil- der auf Augenhö- he. Das erzeugt beim Betrachter das Gefühl „ins Bild hineingehen zu können“. Für diese Aufnahmen benötige ich na- türlich ein Stativ mit entsprechend hoher Arbeits- höhe, wie das Gitzo Systematic GT5543XLS. Bei diesem Stativ habe ich theoretisch die Möglich- keit, auf 198 cm Arbeitshöhe aus- zuweiten. In der Architekturfoto- grafie arbeite ich mit sehr kleinen ISO-Werten, meist 100 oder 200, und dadurch hohen Belichtungs- zeiten. Damit ich trotzdem schar- fe, hochauflösende Bilder erhal- te, ist ein Stativ unverzichtbar. Es hilft gegen das Verwackeln. Ich arbeite mit einem digitalen Mit- telformat, schieße, um Pano- rama-Aufnahmen zu machen, nacheinander oft drei Hochfor- mate und ein Querformat (Stit- ching). Dank meines Stativs habe ich dabei einen stabilen, unver- änderten Standpunkt. Apropos sicherer Stand: Beim Fotografie- ren von Hochhäusern, wie bei- spielsweise des Gerling Quartiers in Köln (siehe Bild oben rechts), stand ich oft im wahrsten Sinne des Wortes am Abgrund. Hier konnte ich das Stativ immer wei- ter Richtung Abgrund bewegen, um näher an das Motiv zu kom- men, ohne mich selbst in Gefahr zu bringen, toller Nebeneffekt!  Das Gitzo Sys- tematic Stativ der Serie 5 XL (GT5543XLS) ist ein großes, sehr formstabiles Car- bon-Stativ mit vier Beinsegmenten und einer maxima- len Arbeitshöhe von 198 cm. Bei FotoTV erklärt Marcus Schwier die Zentralperspektive. Eine Sache des Kopfes Die Architektur- fotografie ist die klassische Domä- ne der 3-Wege- Neiger, da hier alle Achsen sepa- rat steuerbar sind. Ein Kugelkopf ist zwar platzsparen- der, aber für die meisten meiner Projekte nicht die ideale Lösung. Ich nutze den neuen Gitzo 3-Wege- Fluid-Neiger, da er über drei sepa- rate Fluid-Patronen verfügt, die selbst unter extremsten Tempe- ratur-Bedingungen auf jeder Be- wegungsachse weiche, gleich- mäßige Bewegungen und einen hohen Neigungswinkel ermög- lichen. Zusätzlich habe ich hier eine integrierte Wasserwaage, de- ren Libelle sich drehen lässt, um die Kamera auch bei Hochforma- taufnahmen exakt ausrichten zu können. Wichtig ist ein leichtes Eigengewicht des Kopfes, mög- lichst unter einem Kilogramm, und eine gleichzeitig hohe Trag- last, hier bis zu 13 Kilogramm.  Der neue Gitzo 3-Wege-Fluid-Nei- ger eignet sich besonders für die Landschafts- und Architekturfoto- grafie sowie für Langzeitbelichtun- gen, Stillleben und Porträts. Filter schaffen neue kreative Bildideen Filter sind für mich nicht nur ein nützliches technisches Hilfs- mittel, sondern auch ein wichti- ges Gestaltungs- mittel, um mei- nen Bildern be- sonderes Flair zu verpassen. So nutze ich zum Beispiel spezielle UV-Filter, die im Gegensatz zu ih- rer ursprünglichen Bedeutung UV-Strahlen extra durchlassen. Das schafft einen tollen Effekt! ND-Filter nutze ich beispiels- weise in der Werbefotografie, da ich aufgrund der Datenschutzbe- stimmungen Menschen auf Bil- dern unkenntlich machen muss. Durch die ND-Filter entstehen ge- nau diese „Wischer“, die bestimm- te Teile des Bildes verwischen. Immer mit dabei: das Manfrotto XUME Schnellwechselsystem, welches magnetisch funktio- niert. Dadurch erspare ich mir das lästige Auf- und Abschrauben der Filter, welches besonders bei niedrigen Außentemperaturen zum echten Kampf werden kann. Durch das falsche Aufsetzen der Filter, dreht man das Gewinde so schnell kaputt.  Manfrotto XUME Schnellwechsel- adapter ermög- lichen die Filter schnell am Objek- tiv zu befestigen. Zur Person Marcus Schwier (*1964) lebt und arbeitet in Düs- seldorf und am Bodensee. Neben der Architektur- fotografie beschäftigt sich der Fotograf mit den Bereichen Baudokumentation und Industriefotografie. Als Foto- künstler ist Marcus Schwier in Ausstellungen in nationalen und internationalen Museen und Galerien vertreten. Von 2000 bis 2002 war er Lehrbeauftragter für Fotografie an der Fachhoch- schule Düsseldorf im Fachbereich Architektur. marcusschwier.net | instagram.com/marcusschwier | original-photos.de