Praxis
P R O F I-T I P P S
presented by
Tipps für gelungene
Architekturaufnahmen
Gitzo-Ambassador Marcus Schwier gibt Tipps,
wie du Bauwerke toll in Szene setzt und für
Spannung in deinen Aufnahmen sorgst.
Beeindruckende Gebäude aus atemberaubenden
Perspektiven – trotz der Unbeweglichkeit der
Modelle gehören Architekturaufnahmen dank vieler
Herausforderungen zur Königsdisziplin im Bereich
Foto. Architekturfotograf und Gitzo-Ambassador
Marcus Schwier verrät dir seine Technik-Tipps für
gelungene Aufnahmen.
Stürzende Linien vermeiden
Stürzende Linien
werden auf Fotos
vertikale Linien
und Kanten ge-
nannt, die auf
einen gemein-
samen Punkt zu-
streben, obwohl
sie in der Realität
parallel verlaufen.
Stürzende Linien
treten dann auf,
wenn der Abbil-
dungsgegenstand
(z. B. das zu foto-
grafierende Ge-
bäude) und die
Projektionsebene (die Kamera)
nicht parallel zueinander ausge-
richtet sind. Neben der richtigen
Entfernung zum Motiv und der
entscheidenden Aufnahmehöhe
(Wo stehe ich während der Auf-
nahme?) gibt es auch eine sehr
gute Zubehör-Lösung, um stür-
zende Linien zu vermeiden. Ich
nutze spezielle Shift-Objektive,
welche eine Korrektur der Verzer-
rungen bereits beim Fotografie-
ren ermöglichen. Mit solch einem
Objektiv kannst du die Linse so
verschieben, dass die parallelen
Linien gerade erscheinen, ohne
die Kamera zu neigen oder heben.
„Die Bildidee
bestimmt das
Equipment.“
Ein gutes Stativ ist Pflicht
Bevor ich mit
meinen Aufnah-
men starte, lege
ich den Bildaus-
schnitt exakt fest.
Meist sind es Bil-
der auf Augenhö-
he. Das erzeugt
beim Betrachter
das Gefühl „ins
Bild hineingehen
zu können“. Für
diese Aufnahmen
benötige ich na-
türlich ein Stativ
mit entsprechend hoher Arbeits-
höhe, wie das Gitzo Systematic
GT5543XLS. Bei diesem Stativ
habe ich theoretisch die Möglich-
keit, auf 198 cm Arbeitshöhe aus-
zuweiten. In der Architekturfoto-
grafie arbeite ich mit sehr kleinen
ISO-Werten, meist 100 oder 200,
und dadurch hohen Belichtungs-
zeiten. Damit ich trotzdem schar-
fe, hochauflösende Bilder erhal-
te, ist ein Stativ unverzichtbar. Es
hilft gegen das Verwackeln. Ich
arbeite mit einem digitalen Mit-
telformat, schieße, um Pano-
rama-Aufnahmen zu machen,
nacheinander oft drei Hochfor-
mate und ein Querformat (Stit-
ching). Dank meines Stativs habe
ich dabei einen stabilen, unver-
änderten Standpunkt. Apropos
sicherer Stand: Beim Fotografie-
ren von Hochhäusern, wie bei-
spielsweise des Gerling Quartiers
in Köln (siehe Bild oben rechts),
stand ich oft im wahrsten Sinne
des Wortes am Abgrund. Hier
konnte ich das Stativ immer wei-
ter Richtung Abgrund bewegen,
um näher an das Motiv zu kom-
men, ohne mich selbst in Gefahr
zu bringen, toller Nebeneffekt!
Das Gitzo Sys-
tematic Stativ
der Serie 5 XL
(GT5543XLS) ist
ein großes, sehr
formstabiles Car-
bon-Stativ mit vier
Beinsegmenten
und einer maxima-
len Arbeitshöhe
von 198 cm.
Bei FotoTV erklärt Marcus Schwier die Zentralperspektive.
Eine Sache des Kopfes
Die Architektur-
fotografie ist die
klassische Domä-
ne der 3-Wege-
Neiger, da hier
alle Achsen sepa-
rat steuerbar sind.
Ein Kugelkopf ist
zwar platzsparen-
der, aber für die
meisten meiner
Projekte nicht die
ideale Lösung. Ich
nutze den neuen
Gitzo 3-Wege-
Fluid-Neiger, da
er über drei sepa-
rate Fluid-Patronen verfügt, die
selbst unter extremsten Tempe-
ratur-Bedingungen auf jeder Be-
wegungsachse weiche, gleich-
mäßige Bewegungen und einen
hohen Neigungswinkel ermög-
lichen. Zusätzlich habe ich hier
eine integrierte Wasserwaage, de-
ren Libelle sich drehen lässt, um
die Kamera auch bei Hochforma-
taufnahmen exakt ausrichten zu
können. Wichtig ist ein leichtes
Eigengewicht des Kopfes, mög-
lichst unter einem Kilogramm,
und eine gleichzeitig hohe Trag-
last, hier bis zu 13 Kilogramm.
Der neue Gitzo
3-Wege-Fluid-Nei-
ger eignet sich
besonders für die
Landschafts- und
Architekturfoto-
grafie sowie für
Langzeitbelichtun-
gen, Stillleben und
Porträts.
Filter schaffen neue kreative Bildideen
Filter sind für
mich nicht nur
ein nützliches
technisches Hilfs-
mittel, sondern
auch ein wichti-
ges Gestaltungs-
mittel, um mei-
nen Bildern be-
sonderes Flair
zu verpassen. So
nutze ich zum
Beispiel spezielle
UV-Filter, die im
Gegensatz zu ih-
rer ursprünglichen Bedeutung
UV-Strahlen extra durchlassen.
Das schafft einen tollen Effekt!
ND-Filter nutze ich beispiels-
weise in der Werbefotografie, da
ich aufgrund der Datenschutzbe-
stimmungen Menschen auf Bil-
dern unkenntlich machen muss.
Durch die ND-Filter entstehen ge-
nau diese „Wischer“, die bestimm-
te Teile des Bildes verwischen.
Immer mit dabei: das Manfrotto
XUME Schnellwechselsystem,
welches magnetisch funktio-
niert. Dadurch erspare ich mir
das lästige Auf- und Abschrauben
der Filter, welches besonders bei
niedrigen Außentemperaturen
zum echten Kampf werden kann.
Durch das falsche Aufsetzen der
Filter, dreht man das Gewinde
so schnell kaputt.
Manfrotto XUME
Schnellwechsel-
adapter ermög-
lichen die Filter
schnell am Objek-
tiv zu befestigen.
Zur Person
Marcus Schwier (*1964) lebt und arbeitet in Düs-
seldorf und am Bodensee. Neben der Architektur-
fotografie beschäftigt sich der Fotograf mit den
Bereichen Baudokumentation und Industriefotografie. Als Foto-
künstler ist Marcus Schwier in Ausstellungen in nationalen und
internationalen Museen und Galerien vertreten. Von 2000 bis
2002 war er Lehrbeauftragter für Fotografie an der Fachhoch-
schule Düsseldorf im Fachbereich Architektur.
marcusschwier.net | instagram.com/marcusschwier | original-photos.de