AUSSTIEG
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Retuschierter
Selbstbild-Stress
Text: Wolfgang Heinen, Fotos: Rankin
Foto: Rankin
Finale
Ein Projekt namens „Selfie Harm“
des britischen Fotografen Rankin
untersucht aktuell die beunruhigen-
den Auswirkungen von Foto-Retu-
schierwerkzeugen auf Selfies von jun-
gen Menschen. Es zeigt die Bilder von
15 Jugendlichen, die von ihnen selbst
aufgenommen und retuschiert wur-
den. Innerhalb von fünf Minuten be-
arbeiteten sie ihr Bild mit einer belie-
bigen App, die auf jedem Smartphone
verfügbar ist, bevor sie das Ergebnis in
soziale Medien hochladen.
Und was kam dabei heraus? Die im
wahrsten Sinne des Wortes fertigen
Bilder geben wertvolle und interessan-
te Einblicke in die persönliche Vorstel-
lung von Perfektion jedes Einzelnen.
Die wahre Schönheit, nicht die selbst
akzeptierte neben der wahrgenomme-
nen, verbesserten Version. Die starken
Unterschiede von „vorher/nachher“
zeigen, wie die Gesellschaft die Wahr-
nehmung von Schönheit bei Jugendli-
chen beeinflusst hat. Mit ernstem Hin-
tergrund und ebensolchen Folgen: Die
Simplizität der Bearbeitung sowie die
Vorbilder an Prominenten und Mei-
nungsbildnern, welche unrealistische
Schönheitsideale vertreten, bringen
eine Generation hervor, die in ständi-
ger Angst vor dem Verpassen, eigener
Fehl-Erscheinung und Snapchat-Dys-
morphie lebt. Social Media kann dem-
nach eine nachhaltige schädliche Wir-
kung auf die Jugend der Gesellschaft
haben – und der Ruf nach Medien-
kompetenz bei Kindern und Jugendli-
chen sollte dringend die nötigen Kon-
sequenzen nach sich ziehen.