Praxis
PROFI DER WOCHE
presented by
PHILIPP REINHARD
Mittendrin
Philipp Reinhard hat sich auf die Bereiche
Reportage und Porträt spezialisiert. Im Fokus
steht dabei das Thema Sport. Intensiv, nah,
ehrlich. So auch beim Basketball-Shooting der
HAKRO Merlins Crailsheim in Belgrad. Foto-
grafiert hat er dabei ganz puristisch. Mit der
Leica M-10P und dem Summilux 28mm f/1,4.
Text: Steffen Schmidtke; Bilder Philipp Reinhard
Philipp Reinhards fotografi-
scher Stil und seine Arbeits-
weise reduzieren sich auf das
Wesentliche. Der Mensch steht
im Mittelpunkt. Dies spürt man
Das Basketball-
Shooting der
nicht nur, wenn man seine Auf-
HAKRO
Merlins
nahmen betrachtet, sondern
Crailsheim in Bel-
auch, wenn man mit ihm spricht.
grad fotografierte
Philipp Reinhard
Für seine Reportagen taucht er
mit
der
Leica
M10-P.
mitten ins Geschehen ein. Direkt
und nah. Immer ganz dicht dran,
um die entscheidenden Momente festzuhalten.
Für seine Bilder über die HAKRO Merlins Crails-
heim, die Philipp Reinhard als Teamfotograf seit
rund vier Jahren begleitet, ging es zur Saisonvor-
bereitung ins Trainingslager nach Belgrad. Vor Ort
wurde in einer abgerockten, dunklen Halle trainiert
– und fotografiert. Für den jungen Fotografen eine
echte Herausforderung, die ihm zu Beginn auch
Respekt einflößte. „Vor Ort war meine Euphorie
erstmal verflogen. Mein erster Eindruck: Kaum
Licht in der Halle. Das wird spannend. Die ISO-Emp-
findlichkeit pendelte sich zwischen 3.200 und 6.400
ein, kombiniert mit Offenblende f/1,4 am 28mm
Summilux und meiner Leica M-10P. Ich wusste ehr-
lich nicht, was mich erwartet, bis ich die Bilder
das erste Mal sichtete. Als es soweit war, war ich
komplett happy und begeistert“, so Reinhard. Bei
überraschend vielen Fotos war die Schärfe auf den
Punkt. Das Bildrauschen wirkte zudem wie ein an-
genehmes und homogenes Korn aus analogen Zei-
ten mit einem außergewöhnlichem Look. Sportauf-
nahmen, die aus der Masse hervorstechen. Bilder,
die mehr zeigen als den Sport. Sie erzählen eine Ge-
schichte. Transportieren Emotionen und gewähren
intime Einblicke. „Ich mag diese Spontaneität, diese
Ehrlichkeit. Ich beobachte, greife nicht ein und las-
se einfach alles um mich herum geschehen. Wenn
ich einen besonderen Moment entdecke, drücke ich
auf den Auslöser. Dabei bin ich immer wieder auf
der Suche nach einzigartigen Augenblicken. Ohne
das Vertrauen des Teams wären meine Aufnahmen
so nicht realisierbar. Ich respektiere die Personen
vor meiner Kamera und bedränge sie nicht. Ich bin
mehr ein Freund mit Kamera, in dessen Umgebung
sich die Menschen wohlfühlen. Das ist der Schlüs-
sel, um erfolgreich solche Momente zu fotografie-
ren“, verrät Philipp Reinhard.
Philipp Reinhard fotografierte alle Aufnahmen mit seiner Leica
M-10P, dem Summilux 28mm und Offenblende f/1,4. Für seine
Bilder ist er mittendrin im Geschehen.
Dies spürt man besonders, wenn man sich die
Aufnahmen ansieht, die er in Belgrad neben dem
Training ablichtete. Ein verletzter Spieler, der vom
Physiotherapeuten behandelt wird, das Team bei
der Essensausgabe oder das Abklatschen der Bas-
ketballer in der Kabine. Philipp ist mittendrin. „Egal,
was man fotografiert, man muss bereit und den-
noch diskret – fast unsichtbar – sein. Man braucht
Leidenschaft, um den Fokus zu wahren. Antizipa-
tion ist entscheidend. Ich spüre und sehe die Emo-
tionen und halte sie in meinen Bildern fest. Dafür
muss die Chemie einfach stimmen. Für mich ist es
ein absolutes Privileg, dass ich mir meine Jobs aus-
suchen kann. Ich möchte das machen, was ich lie-
be“, beschreibt der Fotograf seine Vorgehensweise.
Und diese Liebe spürt man in seinen Aufnahmen,
die an alte Fotojournalisten erinnern, die sich eben-
falls immer Mitten ins Geschehen gestürzt haben.
Unterstützt wird Philipp Reinhard dabei von sei-
nem Kamerasystem und dem Summilux-M 1:1,4/28
mm ASPH. Letzteres zwingt ihn, sich vor Ort zu be-
wegen. Variabel und flexibel zu sein. Die Perspekti-
ve zu ändern. Sich dem Gegenüber unmittelbar zu
nähern. Eine Nähe, die man seinen Bildern ansieht
und die die Emotionalität des Augenblicks gekonnt
transportiert. „Ich bin eigentlich immer in Action
und bleibe nie statisch an einem Ort. Ich lege mich
hin, suche erhöhte Aufnahmeorte oder betrete wäh-
rend einer Auszeit sogar das Spielfeld – ohne die
Spieler oder Trainer zu stören“, erzählt Philipp.
„Zudem halte ich immer meine Augen nach außer-
gewöhnlichen Momenten offen. Das können Fans
sein, die das Spiel beobachten oder skurrile Situa-
tionen, die man sonst nicht bewusst wahrnimmt.
Das treibt mich an und macht mir unglaublichen
Spaß“, so der Fotograf weiter.
Das Licht in der
Arena ist mau.
Doch mit hohen
ISO-Werten, Offen-
blende F1.4 und der
Leica M10-P gelin-
gen ihm packen-
de Aufnahmen der
Spieler in Aktion.
Sportaufnahmen,
die aus der Masse
hervorstechen. Bil-
der, die mehr zei-
gen als den Sport,
sondern eine Story
in all ihren Facet-
ten erzählen.
Diese Freude an der Fotografie packte Philipp
nicht sofort. Seine erste digitale Kamera kaufte er
sich erst vor fünf Jahren. Davor hat er zehn Jahre
analog fotografiert. Dabei wollte er sich ursprüng-
lich in Richtung Film entwickeln und absolvierte
eine Ausbildung als Mediengestalter. Doch es kam
anders. Durch einige Zufälle und Begebenheiten
kam der Autodidakt zur professionellen Fotografie.
Dabei war für ihn relativ schnell klar, wenn er foto-
grafiert, dann mit einer Leica. Denn je mehr er in die
Materie hineinwuchs, umso stärker inspirierten ihn
andere Bildermacher aus der Skateboardwelt wie
French Fred, Arto Saari und Greg Hunt – die alle-
samt mit Leica-Kameras ihre Bilder fotografieren.
So probierte er bei einem zufälligen Treffen mit
einem dieser Fotografen erstmalig eine Leica M8
aus – und der Funke sprang über. „Das Gefühl ist
einfach einzigartig. Der Klang, die Haptik, die Re-
duktion auf das Wesentliche“, so Reinhard. Kurzum
erwarb er eine analoge Leica CL, die er auch heute
noch regelmäßig nutzt. Es folgten die M-10P, die
SL, die Q und die M-6. Fotografiert wird dabei aus-
schließlich mit Festbrennweiten. Meist mit 28 mm,
Reinhards absoluter Lieblingsoptik: „Auch wenn das
fast dauerhafte Fotografieren mit dem Weitwinkel
eine Herausforderung ist“, wie der Fotograf verrät.
„Doch es zwingt mich frisch über die Motive nach-
zudenken. Meine Komfortzone zu verlassen. So
wird die Fotografie niemals langweilig. Ich suche
und finde außergewöhnliche Perspektiven, die an-
dere nicht sehen“, so Reinhard.
Zudem ist sein puristisches Equipment meist ein
toller Eisbrecher – in Belgrad arbeitete Philipp zum
Beispiel nur mit der Leica M-10P, dem 28 mm, zwei
Akkus und zwei Speicherkarten. Viele sprechen ihn
auf seine Kamera an. „Das schafft einen Gesprächs-
einstieg und erlaubt mir, Vertrauen aufzubauen“, so
der Fotograf und er ergänzt abschließend: „Ich muss
mir bei Leica schlicht keine Gedanken über meine
Ausrüstung machen. Ich bin rundum perfekt aus-
gestattet. Wenn ich meine Leica in die Hand neh-
me, spüre ich den Unterschied direkt. Damit möchte
ich einfach jeden Tag fotografieren. Die Bildqualität
und der Look der Aufnahmen sind zudem einfach
unglaublich – und ich kann mich voll und ganz auf
meine Motive fokussieren.“
Philipp Reinhard ist Teamfotograf des Basketballteams von
Crailsheim. Zur Vorbereitung ging es nach Belgrad. Dabei fand
unter anderem ein Trainingsspiel gegen Roter Stern Belgrad
statt, eine der besten Basketballmannschaften Europas.
Philipp Reinhard (29)
... ist Fotograf und Filmemacher, der sich auf die Bereiche Repor-
tage und Porträt spezialisiert hat. Nach fünf Jahren Werbung
auf Agenturseite machte er sich als Autodidakt selbstständig.
Als Teamfotograf der HAKRO Merlins Basketballer und der Deut-
schen Fußballnationalmannschaft begleitet er die Teams bei
Spielen und Turnieren hautnah. Zuletzt wurde Philipp für den PR-
Bild Award nominiert und hat neben Berlin und München auch in
Paris seine Bilder ausgestellt. Neben der Leidenschaft für Foto
und Film fährt er Skateboard und surft, spielt Basketball, hört
Vinyl oder fährt seinen alten, weinroten Mercedes-Klassiker aus.
Weitere Infos: www.philippreinhard.com