Einst staubiges Tagebaurevier , heute wasserreiche Urlaubsregion : An vielen Stellen lassen sich die eindrucksvollen Relikte des Industriezeitalters finden . Das macht die Region zu einem lohnenden Reiseziel für Fotografen .
Text : Tourismusverband Lausitzer Seenland , Fotos : Kathrin Winkler
Das Lausitzer Seenland zwischen Berlin und Dresden hat in den letzten Jahrzehnten eine unglaubliche Verwandlung vollzogen – ohne seine Vergangenheit zu verdrängen . Surreal wie Filmsets wirken viele der Zeitzeugen aus Stahl , Beton oder Klinker in der heute wieder idyllischen Landschaft . Auch die Gegenwart auf der Schnittstelle zwischen zwei Epochen bietet reizvolle Motive . Das sind die besten Spots .
Besucherbergwerk F 60
Ein 11.000 Tonnen schwerer Stahlgigant spiegelt sich in einem malerischen See – kontrastreicher kann das oben gezeigte Motiv kaum sein . Die Förderbrücke F60 steht exemplarisch für den Strukturwandel in der Region . Am neuen Bergheider See , der durch Flutung des Braunkohletagebaus Klettwitz-Nord entstand , ragt die größte bewegliche Arbeitsmaschine der Welt in die Höhe . Ein Koloss aus Stahl , 80 Meter hoch , 200 Meter breit . Die ehemalige Abraumförderbrücke ist das spektakulärste Relikt des Bergbaus . Fotografen können sich für Sondertouren während der Öffnungszeiten anmelden . Darüber hinaus sind auch individuelle Touren außerhalb der Öffnungszeiten möglich .
Biotürme Lauchhammer
Burgruine ? Schornsteine ? Silos ? Immer wieder werden Durchreisende von den weithin sichtbaren 24 Klinkertürmen von Lauchhammer überrascht . Was für ein rätselhaftes Monument ! Erst die Informationstafeln vor Ort lüften das Geheimnis der Landmarke : Die Türme sind Relikte einer einst riesigen Kokereianlage – der ersten ihrer Art weltweit . Die 22 Meter hohen Bauten sind das , was davon übrig geblieben ist . Gästeführer des Traditionsvereins führen Fotografen sonntags zwischen zehn und 18 Uhr sowie nach Vereinbarung auf die verglaste Aussichtskanzel . Der Fotospot ist mit dem Auto gut zu erreichen .
Energiefabrik Knappenrode
Majestätisch , fast schon sakral wirkt die Energiefabrik Knappenrode . Der Backsteinbau aus dem Jahr 1914 war ein Menschenleben lang ein Ort des Staubs , harter Arbeit und infernalischen Lärms . Bis 1993 wurden hier die Rohbraunkohleklumpen aus den umliegenden Tagebauen gemahlen und zu handlichen Briketts gepresst . Heute zeigt das Sächsische Industriemuseum in seiner modernen Ausstellung die Entwicklung des Lausitzer Reviers von seinen vorindustriellen Anfängen zur größten künstlich geschaffenen Wasserlandschaft Europas . Beim „ Fabrik . Erlebnis . Rundgang “ erhalten Fotografen Einblick in die Maschinenhallen mit Tellertrocknern und dampfbetriebenen Pressen . Aber auch von außen bietet der monumentale Klinkerbau in grüner Umgebung reizvolle Kontraste .
Tagebau Welzow-Süd
Die Ära der Braunkohle geht zu Ende . Nur noch an wenigen Orten in Deutschland haben Interessierte die Gelegenheit , die apokalyptischen Dimensionen eines aktiven Tagebaus zu erleben . Ein überwältigender Anblick bietet sich Fotografen vom Aussichtspunkt Süd am Tagebau Welzow-Süd . Hinter dem Fenster eines Holzhäuschens eröffnet sich eine riesige Mondlandschaft mit Kratern und Canyons . Dazwischen Bagger und Förderbrücken , die trotz ihrer Größe in der Szenerie verloren wirken . Reizvoll ist das Spannungsfeld zwischen Tagebau und rekultivierten Flächen im Hintergrund . Der Aussichtspunkt ist gut mit dem Auto zu erreichen , Parkplätze befinden sich in unmittelbarer Nähe .
Kraftwerk Schwarze Pumpe
Futuristisch wirkt das angestrahlte Kraftwerk Schwarze Pumpe bei Nacht mit seinen gigantischen Kühltürmen , den roten Hindernisfeuern und den hellen , hoch in den Himmel aufsteigenden Dampfwolken . Braunkohle aus dem Tagebau Welzow-Süd wird hier in Strom verwandelt . Es ist mit Baujahr 1998 eines der modernsten Braunkohlekraftwerke Europas . Doch auch seine Tage sind gezählt . 2038 soll es als eines der letzten Kohlekraftwerke in Deutschland vom Netz gehen . Ideale Standorte zum Fotografieren des Energiemonuments sind an den Straßen „ An der Alten Ziegelei “ und „ Neudorfer Weg “ zu finden .
Ehemalige Tuchfabrik in Forst
Vom Deutschen Manchester , wie Forst in der Lausitz einst genannt wurde , sind heute nur noch verlassene Fabriken übrig . 1913 war Forst das Zentrum der deutschen Textilindustrie . Um 1920 trug jeder fünfte Mensch in Deutschland einen Anzug aus Forster Tuch . Überall in der Stadt war das Klappern der Webstühle zu hören . Das Team von „ go2now “ nimmt Fotografen mit auf eine ganz besondere Lost-Places- Tour : Gemeinsam geht es zu den Feintuchfabriken auf dem Fabrikgelände von Noack und Bergami und in das alte Ferndampfwerk von Gustav Avellis .
Stadthafen Senftenberg
Über Jahrzehnte war Senftenberg die Braunkohlehauptstadt der DDR . Der Ort war umringt von Tagebauen . Für die jüngere Generation der Senftenberger ist das ein abstraktes Stück Regionalgeschichte , das ihnen nur in den Erzählungen der Alten sowie museal aufbereitet in den Industriekulturorten begegnet . Den staubigen Kittel hat Aschenputtel längst abgelegt . Aus der Arbeiterschlafstadt am Tagebau ist ein gepflegter Urlauberort am See geworden . Symbol der Verwandlung ist der moderne Stadthafen . Seebrücke , Segelboote , Seepromenade und natürlich der Senftenberger See selbst bieten stimmungsvolle Motive . Parkplätze finden Fotografen direkt vor Ort .
Aussichtsturm Rostiger Nagel
Wie ein Monolith steht der 30 Meter hohe Aussichtsturm „ Rostiger Nagel “ am Sedlitzer See in der flachen Landschaft . Das abstrakte , begehbare Kunstwerk aus rostrotem Corten-Stahl wurde 2008 errichtet , als Denkmal für den tiefgreifenden Landschafts- und Kulturwandel in der Lausitz . Idealer Zeitpunkt für kontrastreiche Fotos des markanten Treppenaufgangs ist der frühe Morgen . Der Aussichtsturm ist mit dem Auto erreichbar .