Technik
M E TA -T E S T
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CANON POWERSHOT SX740 HS
Super-Zoom
im Taschen-
Format
In der SX740 HS kombiniert Canon ein sehr klei-
nes Gehäuse mit einem Zoom von 24 bis 960 mm.
Auch der Preis ist attraktiv. Ist die Powershot die
perfekte Reisekamera oder ein Kompromiss?
Von Ruben Schäfer
Die Fotografierenden dieser
Welt sind gespalten: Die einen
tragen ihre Reisezoom-Kamera
immer griffbereit herum, die an-
deren schwören auf dicke System-
kameras und greifen im Notfall
zum Handy. Denn die kleinen
Zoom-Talente befinden sich im-
mer in einem Zwiespalt aus Preis,
Brennweite, Ausstattung und
Bildqualität – und so einen Kom-
promiss will man seinen Reisebil-
dern ja nicht zumuten, oder? Wer
keine Schwergewichte schleppen
will, bekommt mit einer Kamera
wie der Powershot SX740 HS aber
deutlich bessere Bilder, als ein
Smartphone (aktuell) liefert.
Ausstattung
N O 092
35/2019
Canon PowerShot
SX740 HS
befriedigend
Quick Facts:
Mit nur 299 Gramm und
Preis: ca. 330 Euro
einer Tiefe von rund vier
Sensor: 1/2,3“, CMOS
Zentimetern hat Canon
mit 20,3 Mio. Pixel
der Powershot ein sehr
Video-Auflösung: UHD/30p
kompaktes Gehäuse ver- Display: 3,0 Zoll
(922.000 Bildpunkte)
passt, das im Austausch
ISO:
100-3.200
aber einige Features
Serienbild:
bis
zu
10
B/s
vermissen lässt: So hat
die 740 HS keinen Wet-
terschutz und einen sehr kleinen
Handgriff. Auf der Rückseite be-
findet sich ein 3-Zoll-Display, das
keine Touchfunktion hat, aber
nach oben geklappt werden kann,
was für Selfies praktisch ist. Ein
kleiner Blitz hat allerdings noch
ins Gehäuse gepasst. Das Objektiv
bietet einen optischen 40-fach-
Zoom, der digital nochmal ver-
doppelt werden kann.
Was genau Canon zu der Annah-
me führt, es handle sich um eine
„Reise-Zoomkamera für Profis“,
bleibt wohl ein Geheimnis. Tatsa-
che ist: Die 740 HS hat zwar einen
manuellen Modus, kann aber kei-
ne RAW-Bilder aufnehmen und
hat einen kleinen 1/2,3“-Sensor,
der zwar für die kompakte
Bauweise zuständig ist, dem
aber bei ISO 3.200 die Puste aus-
geht. Angesichts einer Blende
von f/3.3 bis f/6.9 kündigen sich
überschaubare Low-Light-Qua-
litäten an. Immerhin: 20,3 Mega-
pixel reichen für größere Drucke
noch gut aus. Die Kamera punk-
tet mit einem schnellen Autofo-
kus und schießt zehn Bilder pro
Sekunde, was für Sport solide
ist. Du kannst unterwegs Movies
mit 4K-Auflösung aufnehmen
und natürlich auch deine frisch
erstellten Werke via WLAN und
Bluetooth mit der Welt teilen.
Kleine Kamera,
kleine Knöpfe.
Die sind auch rege
in Benutzung, denn
Canon verzichtet
auf ein Touch-
display (!).
Weit hinaus: Das
Zoomobjektiv
deckt den Brenn-
weitenbereich von
24 bis 960 mm ab.
Bildqualität
Im vergleich zum Vorgänger hat
Canon vor allem einen neuen
Bildprozessor verbaut, der sich
unter anderem um das Bild-
rauschen kümmert. Mit Erfolg:
Harm-Diercks Gronewold hat für
Digitalkamera.de den Test ge-
wagt und lobt die Kombination
Sensor-Objektiv-Prozessor. Aber:
„Bei ISO 400 ist die Entrauschung
dann schon so rigoros, dass feine
Details einfach “weggebügelt”
werden.“ Diese Problematik fiel
auch Sascha Ludwig von Chip
auf, mehr noch: „Selbst bei ISO
100 messen wir in den Ecken nur
dürftige 986 Linienpaare von
theoretisch möglichen 2.333
Linienpaaren pro Bildhöhe. Ab
ISO 1.600 rutscht schließlich auch
die Auflösung im Zentrum unter
diesen Schwellenwert.“ FotoHits
beschreibt zudem die hohe Sätti-
gung der Bilder als „auf das Ziel-
publikum abgestimmt“.
Für Selfies und
Vlogger: Das nach
oben klappbare
Display werden
viele kaum brau-
chen, manche da-
für besonders.
Das sagen die Kollegen ...
gut
„Als vielseitig einsetzbare Reisebegleiterin, die durch ein-
fache Bedienung problemlos als Familien-Kamera für alle
möglichen Anlässe geeignet ist, macht die Canon-Kamera
eine gute Figur. Die Bildqualität ist auf das Zielpublikum
abgestimmt und sorgt etwa durch sehr hohe Sättigung für
farbenfrohe Bilder des Sommerurlaubs. “
befriedigend
„Die Canon SX740 HS präsentiert sich im Test als durch-
aus vielseitige Kompaktkamera. Mit großem Zoombereich,
Videos in UHD-Auflösung und cleveren Assistenz-Features
weiß die Superzoomkamera zu begeistern. Mit Schwächen
in Sachen Bildqualität reicht es am Ende aber dennoch nur
für eine Platzierung im Mittelfeld.“ (Sascha Ludwig)
„Die Canon PowerShot SX740 HS schlägt in die gleiche Ker-
be wie ihr Vorgänger und richtet sich vor allem an Fotogra-
fen, die schnell und unkompliziert Bilder aufnehmen wollen.
Das für Selfies taugliche Display spricht den Smartphone-
Fotografen an und das macht es umso ärgerlicher, dass kei-
ne Touchscreen-Bedienung vorgesehen ist. Die Bildqualität
der Kamera ist in Ordnung, auch wenn sie die typischen
Schwächen der kleinen 1/2,3“-Sensoren zeigt.“
(Harm-Diercks Gronewold)
Das PhotoWeekly-Urteil
Das hat uns gefallen: Spezialeffekte wie
Fischaugen- oder Minitaturansicht, Weichzeich-
ner und Maleffekte machen eine Menge Spaß.
Die Brennweite von umgerechnet 960 mm ist be-
eindruckend und ermöglicht in Kombination mit
dem 20,3-Megapixel-Sensor Aufnahmen in jeder
denkbaren Urlaubssituation.
Hier besteht Nachbesserungsbedarf: Mal un-
ter uns: Wer die Riesenbrennweite nicht braucht,
kann auch zum Handy greifen – aktuelle Modelle
erzielen schon eine bessere Bildqualität. Oder
du investierst 350 Euro in eine EOS 2000D. Die
SX740 HS ist ein großer Kompromiss.
Canon PowerShot
SX740 HS
N 092
O
35/2019
befriedigend