Technik
M E TA -T E S T
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FUJIFILM X-PRO3
Nischen-
Kamera für
Nostalgie-
Fans
Die Fujifilm X-Pro3 ist keine gewöhnliche Kamera.
Ihr verdecktes Display führt dazu, dass sich
Fotografen wieder mehr Zeit für ihre Bilder
nehmen. Ein Ansatz, den wir sehr begrüßen.
Von Thomas Probst
Mit der X-Pro3 wagt Fujifilm
ein kleines Experiment. Es
geht bei dieser DSLM nicht dar-
um, möglichst schnell zu schö-
nen Bildergebnissen zu kommen.
Ziel ist es vielmehr, Kameraein-
stellungen wieder bewusster zu
wählen und nicht einfach drauf-
los zu fotografieren.
N O 113
05/2020
Fujifilm
X-Pro3
sehr gut
Ausstattung
Erst nachdenken, dann auslösen
– Fujifilm möchte erreichen, dass
sich Fotografen für ihre Bilder
wieder mehr Zeit nehmen. Dafür
dreht der Hersteller das im Digi-
talzeitalter gewohnte, große Dis-
play auf der Rückseite
einfach um, sodass es in
Richtung des Kamerage-
häuses zeigt und damit
beim Einschalten der
X-Pro3 verdeckt ist. Wer
es verwenden möchte,
Quick Facts:
kann es um 180 Grad
Preis: ca. 2.100 Euro
nach unten ausklappen.
Sensor: APS-C CMOS
Anstelle des großen Dis- mit 26 Mio. Pixel
plays ist auf der Rück-
Video-Auflösung: C4K/30p
seite ein neues, recht
Display: 3,0-Zoll-Touchscreen
(1.620.000
Bildpunkte)
kleines OLED-Display
ISO:
80-51.200
zu finden, das lediglich
Serienbild: bis zu 11 B/s
Kameraeinstellungen
und keine Aufnahme-
bilder anzeigt. Diese Umgewöh-
nung wird sicherlich nicht jedem
gefallen. Wer aber die Geduld
aufbringt, sich in Ruhe mit sei-
nen Einstellungen zu beschäf-
tigen und Motive statt über das
Display, wie zu Zeiten der analo-
gen Fotografie, wieder über den
großen Sucher anzuvisieren, der
wird eine entschleunigte Art der
Fotografie für sich entdecken, die
durchaus erholsam sein kann.
Der verbaute Hybrid-Sucher kom-
biniert eine optische und eine di-
gitale Anzeige und wurde gegen-
über der X-Pro2 im Hinblick auf
das Sichtfeld, den Kontrast und
die Farbwiedergabe verbessert.
Für den Wechsel zwischen den
Anzeigeoptionen wird lediglich
der Hebel vorne auf der Kamera
zur Seite geschoben. Darüber hin-
aus fällt auf, dass Fujifilm bei der
Bedienung auf das sonst typische
Tastenkreuz verzichtet. In der
X-Pro3 werden Einstellungen, wie
auch das Autofokus-Feld, über
einen Joystick navigiert.
Das Gehäuse zählt zu den
robustesten im gesamten X-Line-
up. Fujifilm kombiniert Magne-
sium- und Titanium-Elemente
und spendiert der Kamera zu-
dem Dichtungen gegen Staub
und Feuchtigkeit. Selbst bei fros-
tigen Temperaturen bis zu mi-
nus zehn Grad Celsius bleibt
die Kamera betriebsbereit. Zum
Funktionsumfang gehören zahl-
reiche Filmsimulationsmodi für
den Look analoger Filmer, ein
Low-Light-Autofokus, der bis zu
einem Helligkeitswert von -6
Lichtwertstufen arbeitet, eine
neue HDR-Funktion und ein
ebenfalls neuer Mehrfach-
belichtungsmodus.
Das kleine Display
auf der Rückseite
zeigt Kameraein-
stellungen und
eine grafische Dar-
stellung des ge-
wählten Filmtyps.
Die Einstellrä-
der für die Belich-
tungszeit und die
ISO-Empfindlich-
keit liegen zwar
übereinander, kön-
nen aber separat
bedient werden.
Bildqualität
Die Bildqualität gehört zur Königs-
disziplin der X-Pro-Reihe. Das
gilt auch für die X-Pro3. Im Chip-
Test erreichte der mit 26 Mega-
pixel auflösende X-Trans-CMOS-
4-Sensor im APS-C-Format eine
sehr gute Bildqualitätsnote 1,2
und überzeugt dort vor allem mit
einem enorm niedrigen Bild-
rauschen bis einschließlich ISO
6.400. Auch das Labor von
dpreview.com bescheinigt der
Kamera exzellente Ergebnisse,
die mit denen aus dem Schwes-
termodell X-T3 vergleichbar sind.
Dabei werden insbesondere der
hohe Dynamikumfang, die Farb-
wiedergabe-Optionen und das
geringe Bildrauschen gelobt.
Was den neuen HDR-Modus
betrifft, so werden die drei unter-
schiedlich lang belichteten Auf-
nahmen zwar gut in der Kamera
zusammengesetzt, dpreview-Tes-
ter Richard Butler bemerkte aller-
dings einen kleinen Beschnitt
des Bildes an den Rändern. Das
hängt damit zusammen, dass die
Kamera den Rand als Spielraum
verwendet, um bei Freihandauf-
nahmen einen möglichen Ver-
satz durch leichte Bewegungen
zwischen den einzelnen Bildern
ausgleichen zu können. An-
schließend werden die Fotos, laut
Butler, wieder auf 26 Megapixel
hochskaliert. Dabei fällt die De-
tailtreue etwas niedriger aus, als
wenn die drei Belichtungen aus
einer einzigen fertigen RAW-Auf-
nahme gespeichert und überein-
andergelegt werden.
Wer das große Dis-
play verwenden
möchte, muss es
zuerst nach unten
ausklappen.
Das sagen die Kollegen ...
85 %, Silver Award
„Ich habe das Fotografieren mit der X-Pro3 sehr genossen.
Es ist die Art von Kamera, die den Anwender dazu bringt,
selber etwas herunterzufahren und über die aufgenom-
menen Bilder nachzudenken. [...] In einer Zeit, in der das
Smartphone so ziemlich alles kann, ist es erfrischend, mit
einer Kamera zu arbeiten, die sich voll und ganz an puristi-
sche Fotografen richtet.“ (Dan Bracaglia)
„Die Fujifilm X-Pro3 bietet eine exzellente Bildqualität, eine
gute Auswahl an Objektiven und eine einzigartige Aufnah-
me-Erfahrung. Die Kamera mag nicht jeden Fotografen an-
sprechen. Wer jedoch nach einer traditionellen Mess-
sucherkamera Ausschau hält, wird an der X-Pro3 seine
Freude haben.“ (Joshua Waller)
„Von außen wirkt die spiegellose Fujifilm X-Pro3 wie eine nur
leicht modernisierte Version der drei Jahre alten X-Pro2,
die nun einige Kernfunktionen der X-T3 geerbt hat und diese
mit dem traditionellen Design einer Messsucherkamera ver-
bindet. Schaut man dagegen etwas genauer hin, dann wird
deutlich, dass Fujifilm durch das ungewohnte Display ganz
gezielt darauf hingearbeitet hat, die X-Pro3 noch nischiger
und noch traditioneller zu gestalten, als es ihre Vorgängerin
war.“ (Mark Goldstein)
Das PhotoWeekly-Urteil
Das hat uns gefallen: Die X-Pro3 ist in ihrem
robusten Retro-Gehäuse ein echtes Schmuck-
stück. Die Bedienung erinnert an analoge Kame-
ras, bei denen das Motiv noch über den Messsu-
cher und nicht über ein Kameradisplay gewählt
wurde. Bei der Bildqualität sind sich die Testlabo-
re einig. Vor allem das geringe Bildrauschen und
der hohe Dynamikumfang sind erstklassig.
Hier besteht Nachbesserungsbedarf: Es ist
etwas schade, dass Fujifilm auf einen eingebau-
ten Bildstabilisator verzichtet. Darüber hinaus
kommt das Gehäuse etwas wuchtig daher. Das
verdeckte Hauptdisplay ist in unseren Augen
kein wirklicher Nachteil, wird aber nicht jeder-
manns Sache sein.
Fujifilm
X-Pro3
N 113
O
05/2020
sehr gut