PhotoWeekly 29.05.2019 | Page 27

Technik M E TA -T E S T 27 TAMRON SP 15-30 mm f/2.8 DI VC USD G2 Vielseitiges Weitwinkel- Talent Wer Landschaften fotografieren will, kommt um ein Weitwinkel nicht herum. Und mit rund 1.200 Euro ist das Tamron der günstigste Vertreter der Klasse. Was bekommt ihr dafür geboten? Von Ruben Schäfer 2018 zur photokina vorgestellt, ist das Tamron SP 2,8/15-30 mm Di VC USD G2 der neueste Vertreter der „Tamron-Trinity“, also der für Fotografen heiligen Dreifaltigkeit von 15-30, 24-70 und 70-200 mm mit der Blende zwokommaacht. Diese drei Ob- jektive bringen für jeden Fotogra- fen eine enorme Flexibilität mit sich, daher sind sie weit verbrei- tet. Und Tamron ist der günstigs- te Anbieter, wer hier in die aktu- elle Generation investiert, zahlt etwa 3.600 Euro für das Trio. Zum Vergleich: Dafür gibt es bei Canon oder Nikon nicht mal zwei Lin- sen, das Trio liegt hier jenseits der 6.000er-Marke. Mindestens 600 Euro müssen mehr investiert werden, wenn es statt dem Tam- ron 15-30mm G2 ein Nikkor oder L-Objektiv sein soll. Die Frage stellt sich also: Wo ist der Haken? N O 080 22/2019 Tamron SP 15-30 mm f/2.8 Di VC USD G2 gut Quick Facts: Preis: ca. 1.250 Euro Gewicht: 1.100 g Filterdurchmesser: – Ausstattung Im Äußeren jedenfalls nicht, so viel ist sicher. Tamron setzt bei der Verarbeitung auf einen Me- tall-Kunststoff-Mix, der sich min- destens auf Augenhöhe mit den Profi-Objektiven der Kameraher- steller bewegt. Der Objektivtubus ist gegen das Eindringen von Feuchtigkeit abgedichtet. Das Design bietet optimalen Schutz bei widrigen Wetterverhältnissen. Das Tamron hat zudem fünf Jahre Garantie. Ein offensichtlicher Nachteil ist der fehlende Filter- halter, der einer enormen und gewölbten Frontlinse zum Op- fer fällt. Die Modellvariante mit Canon-Anschluss wird immerhin standardmäßig mit einem spe- ziellen Filterhalter ausgeliefert, mithilfe dessen sich ein Gelati- ne-Filter oder eine ähnliche Fil- terfolie in den hinteren Teil des Objektivs einsetzen lässt.  Naheinstellgrenze: 28 cm Blendenlamellen: 9 Mit über einem Kilo ist das Tamron recht schwer, da- für aber sehr gut verarbeitet. Die Außenseite der Frontlinse ist mit einer Hightech-Beschichtung auf Basis einer neu entwickelten Fluorverbindung mit hohen was- ser- und ölabweisenden Eigen- schaften vergütet. Sie zeichnet sich durch eine hohe Langlebig- keit und besondere Widerstands- fähigkeit aus. Im Vergleich zum Vorgänger kommt vor allem die von Tamron neu entwickelte AX-Vergütung (Anti-reflection eXpand) zum Einsatz, die eine gleichmäßige Beschichtung auch auf die konvexe Oberfläche von stark gewölbten Linsen ermög- licht. Beim SP 15-30mm F/2.8 G2 kommt die AX-Vergütung in Kombination mit anderen be- währten Vergütungen (eBand Nanound BBAR) zum Einsatz. Dies führt zu einer von Tamron bislang unerreichten Minimie- rung von Reflexionen. Die Dual- MPU (Micro Processing Unit), die je einen Prozessor für den Auto- fokus und den Bildstabilisator beinhaltet, erfüllt diese Aufgabe. Durch sie werden sowohl die AF-Geschwindigkeit und -Prä- zision verbessert als auch eine Bildstabilisierung über 4,5 EV-Stufen (gemäß CIPA-Stan- dards) erreicht. Was uns im Test zudem auffiel: Wer das Objektiv an einer Canon 1DX Mark II ver- wendet und auf f/16 abblendet, stellt fest, dass die Blende bei 14 Bildern pro Sekunde nicht mehr hinterherkommt. Ein Luxuspro- blem, zugegeben. Umfassende Dich- tungen machen das 15-30mm G2 zu ei- nem ausgezeich- neten Objektiv für Wetterfotografie. Bildqualität Die Schärfeleistung ist ordent- lich. ValueTech schreibt: „Bereits bei komplett geöffneter Blende finden wir im Bildzentrum viele Details wieder, ab etwa Blende f/4-5.6 sogar am Vollformat-Bild- rand. Im Detailreichtum kommt man jedoch nicht an die neueste Generation vergleichbarer Fest- brennweiten heran.“ Zudem sei die Vignettierung bei Offenblende recht deutlich. Im Test von Digitalphoto.de werden 85 von 100 Punkten erreicht, auch hier bescheinigen die Tester die grundsätzlich hohe Bildqualität, die zum Rand hin abnimmt. Das ist aber für diese Objektivklasse vollkommen üblich.  Die Nikon-Vari- ante muss ohne Filter-Einsatz auskommen – Canon-Fotografen können eine kleine Folie einsetzen. Das sagen die Kollegen ...  „Das staub- und spritzwassergeschützte Gehäuse bietet ein griffiges Handling. Der integrierte Bildstabilisator lässt sich wie üblich per Schalter ein- und ausschalten. Canon-Foto- grafen dürfen sich über einen rückseitigen Halter für Ge- latine-Filter freuen. Nikon-Fotografen sind indes auf einen speziellen Filterhalter für das abgerundete Frontglas ange- wiesen. Mit einem Handelspreis von 1.219 Euro ist das Tamron etwas günstiger als das vergleichbare Weitwinkel- zoom von Sigma. Klare Kaufempfehlung!“  (Tim Herpers)  Besitzer einer Vollformat-DSLR-Kamera von Canon oder Nikon sollten das Tamron SP 15-30mm F2.8 G2 auf jeden Fall in Betracht ziehen. Zwar erreicht die Bildschärfe nicht ganz das Niveau moderner Festbrennweiten, doch abseits von Ausdrucken im A3-Format (oder größer) oder der 200-Prozent-Ansicht am PC reicht die Auflösung in der Praxis problemlos aus. Das hohe Gewicht sowie die wenig kompakten Abmaße sind hingegen nicht für jedermann ge- eignet. Auch die fehlende Option, klassische Filter einsetzen zu können schränken die Einsatzmöglichkeiten ein. Die Kon- kurrenz ist in der Zwischenzeit ebenfalls gewachsen, insbesondere das Sigma 14-24 mm f/2.8 ART – ohne Bild- stabilisator, dafür praktisch ohne Verzeichnung.  (Matthias Proske)  „Wenn diese Einschränkungen für Sie kein Problem darstel- len, dann werden Sie mit einem scharfen, schnellen Zoom- objektiv belohnt, das etwa 1.300 Euro kostet. Dies ist ein toller Preis, besonders wenn man die gute optische Leistung des Objektivs bedenkt, und vor allem, wenn man die Blende etwas schließt.“  (Jeremy Grey) Das PhotoWeekly-Urteil  Das hat uns gefallen: Tamron liefert ein Objek- tiv, das dreißig Prozent weniger kostet, aber im Vergleich zum direkten Wettbewerb sehr ähn- liche Leistungen bietet. Dazu gibt es noch den klassenbesten Bildstabilisator und umfassende Garantieleistungen.  Hier besteht Nachbesserungsbedarf: Etwas mehr Schärfe hätte Tamron schon herauskitzeln können, denn so ist das Objektiv genau auf dem Niveau des Vorgängers, der zwar weniger gut stabilisiert und verarbeitet ist, aber auch rund 400 Euro weniger kostet. Tamron SP 15-30 mm f/2.8 Di VC USD G2 N 080 O 22/2019 gut