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WETTBEWERB
Foto: Stephan
GDT Europäischer Natur-
fotograf des Jahres
Im Jahr 2001 zunächst als ein-
malig stattfindendes Ereig-
nis geplant, entwickelte sich der
Wettbewerb GDT Europäischer
Naturfotograf des Jahres in den
folgenden Jahren schnell zu einer
festen Größe von internationalem
Rang. Sein anhaltender Erfolg er-
klärt sich vor allem aus der Be-
strebung, jedes Jahr von neuem
den Ansprüchen moderner Natur-
fotografie gerecht zu werden –
Innovation und Kreativität waren
von Anfang an die erklärten Ziel-
setzungen dieses Wettbewerbs.
Gesamtsieger des Wettbewerbs
2019 wurde der Spanier Eduardo
Blanco Mendizabal mit seinem
Bild „Der Geist“. Die Aufnahme
entstand in der Dämmerung. Sie
zeigt eine der am stärksten be-
drohten Katzenarten Europas, ei-
nen Pardelluchs. Jury-Mitglied
Richard Peters: „Das Bild erreg-
te die Aufmerksamkeit der Jury,
weil es anders ist. Ein Bild, das
sich nicht jedem unmittelbar er-
schließt, dessen Wirkung sich
aber umso stärker entfaltet, je län-
ger man es betrachtet. Wenn sich
die Augen des Betrachters an die
Dunkelheit gewöhnt haben, er-
wacht dieses Bild zum Leben.“
Gesamtsieger:
„Der Geist“ von
Eduardo Blanco
Mendizabal
(Spanien)
Die GDT (Gesell-
schaft für Natur-
fotografie e.V.) for-
dert und fördert
Naturfotografie,
die sich zu Authen-
tizität, unbeding-
tem Naturschutz
und künstlerischer
Qualität gleicher-
maßen bekennt.
Die GDT richtet
jährlich drei Wett-
bewerbe aus, die
weltweit große Be-
achtung finden.
www.gdtfoto.de
Sieger Vögel: „Silberreiher“ von
Dr. Siegmar Bergfeld (Deutschland)
„Nach einer wunderbaren Fototour am Morgen genießen wir einen
Fahrradausflug durch die Sumpflandschaft in der Nähe des Besu-
cherzentrums von Shark Valley (Everglades, USA). Nach unserer
Rückkehr ist das Zentrum voll mit Besuchern, die mit Trambahnen
durch das Gebiet fahren wollen. Niemand nimmt Notiz von einem Sil-
berreiher, der sich inmitten des Trubels auf dem Dach einer stehen-
den Tram ausgiebig putzt. Eilig hole ich meine Kamera. Eine weiße
Wolke im Hintergrund macht das High-Key-Porträt für mich perfekt.“
Sieger Säugetiere: „Ein Puma jagt ein ausgewachsenes
Guanako-Männchen“ von Ingo Arndt (Deutschland)
„Für die erste komplette Fotoreportage über wilde Pumas (Puma
concolor) verbrachte ich mehr als sieben Monate in der Wildnis
Patagoniens. Es war mein bisher aufwendigstes Projekt. Bei ex-
tremem Wind und eisigen Temperaturen wartete ich oft stunden-
lang hinter Felsen versteckt oder legte zu Fuß bis zu 20 Kilometer
zurück. So entstanden Bilder von bisher noch nie dokumentierten
Verhaltensweisen. Das wichtigste Motiv für mein Puma-Projekt
war dieses Bild einer Guanako-Jagd.“
Lobende Erwähnung Säugetiere: „Dschelada nach dem Gewit-
ter“ von Marco Gaiotti (Italien)
„Dscheladas, auch Blutbrust-Paviane genannt, sind weltweit die
einzige Affenart, die sich von Gräsern ernährt. Beheimatet sind sie
auf den Hochebenen Äthiopiens. Jeden Morgen wandern große Fa-
milienverbände von ihren Schlafplätzen in den steilen Felswänden,
die bis zu 1000 Meter senkrecht abfallen können, zu ihren Futter-
plätzen auf den Hochebenen. Auf diesem Bild kann man die Strate-
gie der Nahrungsaufnahme gut erkennen: Die Tiere reißen Büschel
von Gras ab, sortieren die Halme und führen das Bündel dann zum
Maul. Die Aufnahme entstand am Ende der Regenzeit nach einem
heftigen Gewitter.“
Sieger Andere Tiere: „101 Krokodile“ von
Ignacio Medem Seghers (Spanien)
„Der Kadaver des Nilpferdes, das wohl eines natürlichen Todes ge-
storben war, blieb nicht lange erhalten. Schon nach drei Tagen war
von dem massigen Körper nichts mehr zu sehen, und auch die zahl-
reichen Krokodile waren verschwunden. Die Aufnahme entstand am
Luangwa, einem Nebenfluss des Sambesi. Der Titel des Bildes be-
ruht auf meinem Versuch, die Krokodile in diesem Bildausschnitt zu
zählen. Ich kam zu keinem eindeutigen Ergebnis, aber auf jeden Fall
sind es über 100 Individuen.“
Sieger Pflanzen und Pilze: „Standhaft“ von
Dorin Bofan (Rumänien)
„Das Naturreservat Invereshie and Inshriach liegt am Fuße des
Cairngorm-Plateaus im schottischen Hochland. Dort habe ich eine
Woche damit verbracht, Waldkiefern (Pinus sylvestris) zu fotogra-
fieren. Eine Wanderung zwischen den direkten Nachkommen des ur-
sprünglichen Waldes, von denen einige viele hundert Jahre alt sind,
war eine Erfahrung, für die ich sehr dankbar bin. Und noch dank-
barer war ich für die abrupten Wetterwechsel, die während meines
Aufenthaltes stattfanden. Dieses Bild entstand während eines hefti-
gen Schneesturms, von denen es in dieser Woche mehrere gab.“
Sieger Landschaften: „Regenbogen-Nebel“ von
Guillaume Bily (Frankreich)
„An einem Herbstmorgen wanderte ich durch den Wald eines klei-
nen schwedischen Schutzgebietes in der Nähe des Polarkreises.
Mein Ziel war eine große Hochmoorfläche. Die Sonne war bereits
aufgegangen, es ging kein Lufthauch, und die Stille war überwäl-
tigend. Am Waldrand angekommen, sah ich, wie Nebelschwaden
über einer Hügelkette jenseits des Moores aufstiegen. Ständig ver-
änderten sie ihre Form, und das Sonnenlicht brach sich in den ein-
zelnen Schichten. Nach nur zehn Minuten war das beeindruckende
Schauspiel vorbei, und der Nebel löste sich auf.“
Sieger Unter Wasser: „Frühling im Teich“ von
Manuel Plaickner (Italien)
„Seit vielen Jahren verfolge ich im Frühjahr die Paarungszeit der
Grasfrösche. Sobald die ersten frostfreien Nächte mit etwas Regen
anstehen, beginnt deren Wanderung zu den Laichgewässern. In
Südtirol gibt es einzelne Massenlaichplätze, an welchen sich diese
Tiere zahlreich versammeln und wo ich dieses Naturschauspiel be-
obachten kann. Leider ist in einigen Biotopen ein deutlicher Rück-
gang zu verzeichnen, und ich hoffe, mit diesem Bild die Menschen
für den Schutz dieser Tiere begeistern zu können.“
Sieger Mensch und Natur: „Meine Hände“ von
Guillaume Bily (Spanien)
„In den letzten Jahren haben viele Zoos versucht, sich ein neues
Image zu geben. Sie rechtfertigen ihre Existenz damit, dass es ih-
nen gelungen ist, geräumigere Gehege anzulegen und die Anzahl
der gehaltenen Tiere zu reduzieren. Außerdem wird größerer Wert
darauf gelegt, seltene und bedrohte Arten zu halten und gezielt für
diese Fortpflanzungsprogramme zu entwickeln. Das Bild zeigt ei-
nen Mandrill (Mandrillus sphinx) im Zoo von Madrid. Auf der Glas-
wand seines Geheges sieht man die Spuren seiner Hände – ein An-
blick, der verzweifelt wirkt.“