PhotoWeekly 36/2018 | Page 2

Aktuell EDITORIAL 02 Wolfgang Heinen & Florian Schuster, Herausgeber Was ist ein „gutes“ Porträt? Diese Frage hat sich wohl jeder Fotograf schon mal gestellt – die Antwort darauf ist nicht ganz so einfach. Ist beispielsweise ein Passbild ein „gutes“ Porträt? Ja, wenn auch nur für den Passbildscanner der Einwanderungsbehörde. Will sagen: Es kommt auf den Zweck und den Kontext an, ob das Abbild eines Menschen „gut“ ist. Wir definieren das mal so: Ein gutes Port- rät sollte die Persönlichkeit des Porträtier- ten widerspiegeln und auch auf fremde Menschen interessant wirken. Die Mittel dazu sind fotografischer Art: Bei einem Porträt im Studio spielt » Ein gutes die gekonnte Lichtfüh- rung, der exakte Aus- Porträt sollte die schnitt, die Dramaturgie Persönlichkeit der Augenpartie oder auch die „Farbe-oder- des Porträtierten Schwarzweiß-Frage“ widerspiegeln. « eine große Rolle, wäh- rend bei einem Porträt im Freien der entscheidende Moment des Auslösens und damit die Wiedergabe ei- nes intensiven, für den Porträtierten typi- schen Gesichtsausdrucks wichtiger ist als die millimetergenaue Führung des Nasen- schattens. Beide Wege können zu „guten“ Porträts führen, in denen sich der Mensch vor der Kamera wiederfindet und der Foto- graf sein Können bestätigt sieht. Die Aussagen zahlreicher Meister der Por- trätfotografie haben einen gemeinsamen Nenner: Die Technik ist keinesfalls zu un- terschätzen, aber relativ einfach erlernbar. Deutlich schwieriger ist die Kommunika- tion mit seinem Modell vor der Kamera. Aber die echte Meisterschaft erlangen nur diejenigen, die sich von allen Vorbildern und Regeln freimachen und sich für inten- sives Experimentieren begeistern können. Also leg los. Schnapp dir eine Person, die es auch mal ein paar Stunden vor deiner Kamera aushält, lass dich durch den ein oder anderen anregenden Beitrag in die- ser PhotoWeekly-Ausgabe inspirieren und fuchs dich rein in die Materie „Porträt“. In diesem Sinne: Viel Spaß beim Porträtieren!