Aktuell
EDITORIAL
02
Wolfgang Heinen
& Florian Schuster,
Herausgeber
Was ist ein „gutes“
Porträt?
Diese Frage hat sich wohl jeder Fotograf
schon mal gestellt – die Antwort darauf
ist nicht ganz so einfach. Ist beispielsweise
ein Passbild ein „gutes“ Porträt? Ja, wenn
auch nur für den Passbildscanner der
Einwanderungsbehörde. Will sagen: Es
kommt auf den Zweck und den Kontext an,
ob das Abbild eines Menschen „gut“ ist.
Wir definieren das mal so: Ein gutes Port-
rät sollte die Persönlichkeit des Porträtier-
ten widerspiegeln und auch auf fremde
Menschen interessant wirken. Die Mittel
dazu sind fotografischer Art: Bei einem
Porträt im Studio spielt
» Ein gutes
die gekonnte Lichtfüh-
rung, der exakte Aus-
Porträt sollte die schnitt, die Dramaturgie
Persönlichkeit
der Augenpartie oder
auch die „Farbe-oder-
des Porträtierten Schwarzweiß-Frage“
widerspiegeln. «
eine große Rolle, wäh-
rend bei einem Porträt
im Freien der entscheidende Moment des
Auslösens und damit die Wiedergabe ei-
nes intensiven, für den Porträtierten typi-
schen Gesichtsausdrucks wichtiger ist als
die millimetergenaue Führung des Nasen-
schattens. Beide Wege können zu „guten“
Porträts führen, in denen sich der Mensch
vor der Kamera wiederfindet und der Foto-
graf sein Können bestätigt sieht.
Die Aussagen zahlreicher Meister der Por-
trätfotografie haben einen gemeinsamen
Nenner: Die Technik ist keinesfalls zu un-
terschätzen, aber relativ einfach erlernbar.
Deutlich schwieriger ist die Kommunika-
tion mit seinem Modell vor der Kamera.
Aber die echte Meisterschaft erlangen nur
diejenigen, die sich von allen Vorbildern
und Regeln freimachen und sich für inten-
sives Experimentieren begeistern können.
Also leg los. Schnapp dir eine Person, die
es auch mal ein paar Stunden vor deiner
Kamera aushält, lass dich durch den ein
oder anderen anregenden Beitrag in die-
ser PhotoWeekly-Ausgabe inspirieren und
fuchs dich rein in die Materie „Porträt“.
In diesem Sinne:
Viel Spaß beim Porträtieren!