PhotoWeekly 43/2018 | Page 27

Finale AUSSTIEG 27 Konzeptuelles Köttbullar Text: Wolfgang Heinen Seit ein paar Tagen gibt es bei unserem schwedi- schem Lieblings-Möbelhaus Ikea tolle Fotos für die eigenen vier Wände zu kaufen, made by Hasselblad-Fotografen. Wie das, fragt ihr? Na, das ist doch naheliegend: Ein schwedisches Traditions- unternehmen, das jetzt chinesischen Drohnenbau- ern gehört, vertreibt seine Bilder bei Schwedens Vorzeigehändler in Sachen Mitmach-Möbeln. Der Pressesprecher von Ikea selbst ist in Höchst- form und sollte deshalb im Original wirken: „Die Kollektion ist besonders spannend, da Fotografie im Zeitalter der sozialen Medien eine unverzichtba- re Art und Weise ist, sich selbst auszudrücken und die Welt aus der eigenen Perspektive einzufangen.“ Das klingt ja super, hat mit dem Thema aber rein gar nichts zu tun. Sagt so viel aus wie ein Platzhal- ter an der Wand. War wohl auch so gemeint. Weiter geht’s: „Die Motive der Kollektion zeigen die Inter- essen und Affinitäten der Fotografen aus ganz un- terschiedlichen und spannenden Blickwinkeln. Mit den Bildern möchte Ikea die Menschen inspirieren, ihre Welt weiterhin in Bildern einzufangen und sie mit denen zu teilen, die ihr Zuhause ganz individu- ell gestalten wollen“, erzählt Marcus Engmann, Designchef bei Ikea. Wieso teilen? Hallo? Kommen da gleich alle mög- lichen Menschen in meine Wohnung und nehmen mir meine wertvollen Hasselblad-Ikea-Werke etwa wieder ab? Nix da, meine Motive mit Interessen und Affinitäten und Blickwinkeln und überhaupt bleiben schön an meiner Wand. Oder kann man die Bilder teilmäßig ab sofort aus den Ikea-Märkten entwen- den? Oder nur Teile davon, die man dann aber nicht teilen muss? Es bleiben noch viele Fragen offen bei diesem intellektuellen Köttbullar-Konzept, aber der schwedische Winter fängt ja gerade erst an und dauert erfahrungsgemäß lange.