Finale
AUSSTIEG
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Konzeptuelles
Köttbullar
Text: Wolfgang Heinen
Seit ein paar Tagen gibt es bei unserem schwedi-
schem Lieblings-Möbelhaus Ikea tolle Fotos für
die eigenen vier Wände zu kaufen, made by
Hasselblad-Fotografen. Wie das, fragt ihr? Na, das
ist doch naheliegend: Ein schwedisches Traditions-
unternehmen, das jetzt chinesischen Drohnenbau-
ern gehört, vertreibt seine Bilder bei Schwedens
Vorzeigehändler in Sachen Mitmach-Möbeln.
Der Pressesprecher von Ikea selbst ist in Höchst-
form und sollte deshalb im Original wirken: „Die
Kollektion ist besonders spannend, da Fotografie
im Zeitalter der sozialen Medien eine unverzichtba-
re Art und Weise ist, sich selbst auszudrücken und
die Welt aus der eigenen Perspektive einzufangen.“
Das klingt ja super, hat mit dem Thema aber rein
gar nichts zu tun. Sagt so viel aus wie ein Platzhal-
ter an der Wand. War wohl auch so gemeint. Weiter
geht’s: „Die Motive der Kollektion zeigen die Inter-
essen und Affinitäten der Fotografen aus ganz un-
terschiedlichen und spannenden Blickwinkeln. Mit
den Bildern möchte Ikea die Menschen inspirieren,
ihre Welt weiterhin in Bildern einzufangen und sie
mit denen zu teilen, die ihr Zuhause ganz individu-
ell gestalten wollen“, erzählt Marcus Engmann,
Designchef bei Ikea.
Wieso teilen? Hallo? Kommen da gleich alle mög-
lichen Menschen in meine Wohnung und nehmen
mir meine wertvollen Hasselblad-Ikea-Werke etwa
wieder ab? Nix da, meine Motive mit Interessen und
Affinitäten und Blickwinkeln und überhaupt bleiben
schön an meiner Wand. Oder kann man die Bilder
teilmäßig ab sofort aus den Ikea-Märkten entwen-
den? Oder nur Teile davon, die man dann aber nicht
teilen muss? Es bleiben noch viele Fragen offen bei
diesem intellektuellen Köttbullar-Konzept, aber der
schwedische Winter fängt ja gerade erst an und
dauert erfahrungsgemäß lange.