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T E C H N I K | T R E N D S | K U LT U R
09
Zu Besuch bei Canon
Im Herzen von L-Land
Von Wolfgang Heinen
Canon gehört bekanntlich
zu den besten und größten
Objektivherstellern der Welt:
Mehr als 130 Millionen EF-Objek
tive haben in den vergangenen
30 Jahren den Weg auf die Kame
ras der Fotografen gefunden. In
Utsunomiya, nördlich von Tokio,
produziert Canon hinter ziemlich
verschlossenen Türen eines gi
gantischen Werkes die EF,- L- und
andere Highend-Objektive. Uns
hat Canon die Türen ein wenig
geöffnet und wir hatten die selte
ne Gelegenheit, einen Blick in die
„Mutter aller Canon-Objektivfab
riken“ zu werfen.
Aller Automati-
sierung zum Trotz
sind wichtige
Schritte in der
Objektivfertigung
auch heute noch
Handarbeit.
So fängt ja in der Fotografie al
les an: Licht fällt durch ein Ob
jektiv auf ein lichtempfindliches
Irgendwas. Aber genau das ist
bekanntlich ein entscheidender
Moment: Je besser das „Material“,
sprich das Licht, gebündelt wird,
desto besser wird das Bild. Was
zunächst so einfach klingt, ist
bei der EF-Produktion das hoch
komplexe Zusammenspiel un
terschiedlicher Glassorten und
Linsenformen, Verarbeitungs
prozesse – und der Erfahrung ei
nes sogenannten Takumi, eine
Art Großmeister in der Behand
lung von Glas beim Schleifen
und Polieren. Toshio Saito ist es,
der mit seiner jahrzehntelan
gen Erfahrung die Ideen für neue
Canon-Objektive in Produktions
prozesse übersetzt und dieses
Wissen an die nächste Generati
on weitergibt. Toshio Saito: „Ein
Takumi gibt einem Objektiv einen
eigenen Charakter. Natürlich flie
ßen diese Erkenntnisse dann in
die automatisierte Fertigung ein,
aber die Persönlichkeit eines Ob
jektivs festzulegen ist nur Men
schen mit großer Sensibilität und
Erfahrung möglich.“
Theorien sind ja irgendwie fas
zinierend, doch die eigentliche
Stunde des Produktes schlägt
natürlich in der Praxis. Wir
hatten in Tokio Gelegenheit,
uns vier neue L-Objektive an
die Canon EOS 5D Mark IV zu
montieren und zu fotografie
ren. Was sollen wir da lange um
den heißen Brei herumreden: Die
TS-E-Armada werden wir uns zu
einem späteren Zeitpunkt noch
mals genauer vornehmen – in
klusive der Tilt- und Shift-Grund
sätzlichkeiten. In Japan haben
wir uns auf das lichtstarke Canon
EF 85mm f/1.4L IS USM fokus
siert. Also, nichts wie ran an die
Kamera, Av eingestellt und, klar,
die offene Blende fixiert. Mit wel
cher Wonne, Schnelligkeit und
Präzision dieses L-Objektiv in die
Schärfe springt, ist eine Wucht.
Dass die Brennweite von 85mm
zu den kreativsten im Portfolio
der Vollformatfotografie gehört,
ist bekannt. Doch erst durch die
hohe Lichtstärke und den hier
bei einzigartigen Bildstabilisa
tor, dem idealen Mix aus Linsen,
USM-Motor, der mechanischen
Genauigkeit und Materialauswahl
In der lichtstarken
85er-Festbrenn-
weite steckt jede
Menge Technik –
und natürlich ganz
viel Glas.
In der Fertigung
gelten besonde-
re Hygiene-Stan-
dards, auch für
Besucher – dazu
gehört spezielles
Schuhwerk.
sowie dem Zusammenspiel aller
Komponenten in der fotografi
schen Praxis erhält ein Objektiv
eine Persönlichkeit, einen eige
nen Charakter. Das EF 85mm/1:1.4
L IS USM macht dich süchtig
nach Bokeh, brilliert am Auge mit
extrem hellem Sucherbild und,
wie bereits erwähnt, mit traum
wandlerischer AF-Genauigkeit,
die fast wie von Zauberhand dei
nen Blicken im Sucher zu folgen
scheint und dort scharf stellt, wo
du die Schärfe haben willst. Die
Spreu vom Weizen trennen
Objektive ja bekanntlich bei
offener Blende. Nun haben wir ja
noch nichts gemessen, aber allei
ne von der sichtbaren Schärfe der
Ergebnisse sind wir begeistert.
Das neue 85er gehört ab sofort
in die Riege meiner Allzeit-Lieb
lingsobjektive. Weil es Charakter
hat, der ihm von einem Takumi
wie Toshio Saito bei der „Geburt“
mit in die Wiege gelegt wurde.
Klasse Schärfe
und tolles Bokeh:
Mehr Infos zu den
Objektiven von
Canon gibt es hier.