PhotoWeekly 50/2018 | Page 25

Interview S T E FA N F I N G E R  presented by „Ich muss von der Geschichte überzeugt sein!“ Stefan Finger ist Fotojournalist und Hochzeits- fotograf. Mit PhotoWeekly sprach er über Ge- schichten in Bildern, seine eigene Geschichte und seine Begeisterung für FUJIFILM. Interview: Ruben Schäfer Stefan, du hast unter anderem Medienwissenschaften und Fotojournalismus studiert und einen Master in politischer Kom- munikation. Warum wolltest du Fotojournalist werden? Das war eigentlich ganz unro- Zur Person: mantisch: Mit 14 Jahren habe Wenn Stefan Finger nicht gerade Hoch- ich angefangen, für Zeitungen zu zeiten fotografiert, schreiben. Ich fand Journalismus erscheinen seine schon immer spannend. Schnell Bilder unter an- habe ich aber gemerkt, dass die derem in der FAZ oder dem stern. Kollegen, die fotografierten, kür- 2014 gewann er zer da waren, aber mehr verdien- zusammen mit Insa ten als ich. Also habe ich mir Hagemann den Preis „UNICEF Foto auch eine Kamera geschnappt des Jahres“. und losgelegt. Die Bilder gibt es stefan-finger.de glücklicherweise nicht mehr, die hochzeit-im-blick.de würde man heute keinem mehr zeigen. Ich bin aber schnell besser geworden und irgendwann wollten die Zeitungen nur noch Fotos von mir. Durch die Menge an Termi- nen, die ich am Tag hatte, hatte das dann aber mehr mit Knipsen als mit Fotografieren zu tun, deshalb studierte ich noch Fotojournalismus und Dokumentar- fotografie. Da habe ich unglaublich viel über Foto- grafie gelernt. So kam ich dann auch an größere und spannendere Kunden. Nominiert als CNN Journalist of the Year und Gewinner des UNICEF Foto des Jahres, zusammen mit Insa Hagemann – und das schon nach relativ kurzer Zeit: Was macht deine Arbeit aus, worauf legst du Wert? Für mich ist das Wichtigste, dass ich von einer Ge- schichte wirklich überzeugt bin und mich ehrlich dafür begeistere. Das Projekt auf den Philippinen, für das es später den Preis gab, stieß bei manchen Redaktionen eher auf Achselzucken. Wir haben aber daran geglaubt, die Flüge gebucht und ver- sucht, alles von Deutschland aus zu organisieren. Als wir losgeflogen sind, hatten wir noch nieman- den, der mit uns zusammenarbeiten wollte. Wir sind in Vorleistung gegangen, im Zweifel wären es zwei Wochen Urlaub geworden. Am Ende waren wir vier Wochen da und haben nonstop fotografiert. Als wir zurückkamen haben sich die Magazine um die Bilder förmlich gerissen. Aber es kann auch passie- ren, dass wir von einem Thema begeistert sind, sich aber trotzdem wenige interessieren. Das ist auch Glückssache. Das Projekt „Wanna have love?!“ zeigt die Auswirkungen des Sextourismus auf den Philippinen.  FUJIFILM X-T1 mit FUJINON XF23 mm F1.4 R 2010 hast du eine Agentur für Hochzeitsfotografie gegründet. Was war die Idee dahinter, wie passt das mit dem Journalismus zusammen? Alle Fotografen in der Agentur leben vom Fotojour- nalismus und wir gehen mit dieser Sichtweise an die Hochzeiten heran. Für mich tut sich da ein star- ker Kontrast auf: Ich fotografiere unter der Woche eine Geschichte über Menschen, die auf den Philip- pinen vom Müll leben und am Wochenende begleite ich ein Paar bei einer Traumhochzeit. Das verändert den Blick auf die Dinge. Wir fotografieren „Ich würde für kein auch eine Hochzeit Geld der Welt etwas journalistisch, nutzen keine Blitze, beobach- anderes machen.“ ten und dokumen- tieren und lassen dem Geschehen freien Lauf. Uns allen ermöglicht die Hochzeitsfotografie auch freie Projekte als Fotojournalisten, die sonst nicht finan- zierbar wären. Mir macht beides sehr viel Spaß, ich würde für kein Geld der Welt etwas anderes machen. Welches Equipment benutzt du? Ich arbeite inzwischen nur noch mit FUJIFILM. Auf der einen Seite das GFX-System, das sich als Mittel- formatsystem perfekt für Porträts eignet. Reportagen fotografiere ich am liebsten mit der FUJIFILM X-Pro2 und dem FUJINON XF23mm F1.4 R, das entspricht umgerechnet etwa 35 mm. Bei Hochzeiten habe ich auch mal zwei oder sogar drei Kameras dabei. Christophe Salin (CEO & President des französischen Weinguts Château Lafite-Rothschild)  FUJIFILM X-T1 mit FUJINON XF16mm F1.4 R WR Milo Moire (schweizer Perfor- mancekünstlerin)  FUJIFILM GFX 50S mit FUJINON GF110mmF2 R LM WR Was zeichnet FUJIFILM für dich aus? Kurz: Das Gesamtpaket stimmt. Die Bildqualität ist super, die Kameras sind sehr klein und können lautlos fotografieren, das ist in der Reportage ein unschätzbarer Vorteil. Die Menschen mögen das lieber. Ich hatte vorher auch einen vollständigen DSLR-Fuhrpark, kenne also andere Systeme. Gerade das lautlose Fotografieren ist für mich ein großer Unterschied. Wenn ich Menschen porträtiere, be- sonders im Interview, dann sorgt das Klicken einer Kamera für ein anderes Verhalten. Mit einer spiegel- losen Kamera bekomme ich Momente, die sonst nicht entstehen. Dazu kommt natürlich der schnelle Autofokus und die robuste Bauweise, auch das hilft. Was ich auch sehr gerne mag, ist die einfache Be- dienung: Ich kann alles direkt ansteuern, ohne tau- send Knöpfe gleichzeitig drücken zu müssen und ich kann meine Kamera sogar auf meine Bedürf- nisse mit selbst belegbaren Knöpfen zuschneiden. Leichter und schneller geht es nicht. Gibt es auch Dinge, die du vermisst? Das werde ich immer mal wieder gefragt, aber ganz ehrlich: Nein. Den elektronischen Sucher halte ich etwa für einen der größten Vorteile überhaupt. Da ich direkt sehe, wie das Foto aussehen wird, gibt es eigentlich nur noch richtig belichtete Bilder. FUJIFILM macht mir die Arbeit deutlich einfacher und hilft mir, mich auf das Wesentliche zu konzen- trieren. Gerade auch für Menschen, die in die Foto- grafie einsteigen, ist das super, weil sie ihre Fehler direkt beim Fotografieren erkennen. Das heißt aber nicht, dass sich die schlauen Köpfe bei FUJIFILM ausruhen sollen: Sie haben schon häufiger Dinge in ihre Kameras integriert, bei denen ich nie dachte, dass ich das mal brauchen könnte und jetzt möchte ich das im Leben nicht mehr missen. Marcus Schneider – Pastor der Christus Gemeinde Wuppertal  FUJIFILM X-T1 mit FUJINON XF56mmF1.2 R Aufnahme-Details: 84 mm (KB) | f/1,2 | 1/80 s | ISO 320 Rebecca und Tobias – beim Brautpaarshooting ist es Stefan wichtig, Fotos zu machen, die zum Brautpaar passen.  FUJIFILM X-T2 mit FUJINON XF35mmF1.4 R Aufnahme-Details: 53 mm (KB) | f/4 | 1/500 s | ISO 200 Jean-Dominique Senard – Vorstandschef des Reifenherstellers Michelin  FUJIFILM X-T2 mit FUJINON XF35mmF1.4 R Aufnahme-Details: 53 mm (KB) | f/1,4 | 1/120 s | ISO 200 Stefan Finger