PhotoWeekly 50/2018 | Page 28

Test M E TA -T E S T 26 SIGMA 12-24 mm f/4 DG HSM ART Die Weitwinkel- referenz Weitwinkel-Objektive kamen grundsätzlich immer mit einigen Nachteilen wie Verzeichnungen daher – bis jetzt. Sigma verspricht das perfekte Bilder- gebnis. Liefern die Japaner auch? Von Ruben Schäfer Jeder, der schon mal ein Weit- winkel-Objektiv getestet hat, kennt das Phänomen stürzen- der Linien und krummer Hori- zonte. Man spricht von Verzeich- nung und Wölbung, meistens garniert mit einer satten Vignette bei Offenblende. Doch genug der Schauermärchen – Sigma liefert mit dem 12-24 mm Art bereits die dritte Generation der Weitwinkel- gattung 21-24 mm. Und nach dem Motto „aller guten Dinge sind drei“, gibt es hier, verspricht Sig- ma, gerade Linien und perfekte Bildqualität, wie von den meisten Art-Linsen ja ohnehin gewohnt. N O 057 50/2018 Sigma 12-24 mm f/4 DG HSM Art sehr gut Ausstattung Aber wo Licht ist, ist eben im- mer auch Schatten: Im Fall des 12-24 mm ist das ein wuchtiges Auftreten samt deutlich gewölb- ter Frontlinse und über einem Kilogramm Ge- Quick Facts: wicht. Aufschraubfilter Preis: ca. 1.400 Euro können zu Hause blei- Gewicht: 1.150 g ben, die passen nicht – Filterdurchmesser: - und wenn es regnet, Naheinstellgrenze: 24 cm lässt man am besten das Erhältlich für: Nikon F, Canon EF, Sigma ganze Objektiv zu Hau- se, einen richtigen Wet- terschutz gibt es näm- lich auch nicht. Den Bildstabili- sator vermissen wir angesichts der Brennweite nur ein biss- chen. Damit wäre die Meckerei aber auch beendet. Denn schließ- lich ist das Sigma hervorragend verarbeitet, die wahren Schätze Sieht kleiner aus als es ist: Das Sigma ist ein or- dentlicher Block aus Glas; das ist der Preis für die kompromisslose Bildqualität. liegen aber im Inneren: Das neue Sigma 12-24 mm F4 DG HSM | Art schöpft aus Sigmas gesammelten Kenntnissen und Fähigkeiten in der Fertigung und Verarbeitung asphärischer Objektive und bein- haltet mehrere asphärische Lin- sen aus präzisionsblankgepress- tem Glas. Darüber hinaus wartet das Objektiv mit Linsenelemen- ten aus FLD-Glas („F“ Low Dis- persion), deren Leistung der von Fluoritglas entspricht und mit einer optimierten Leistungsver- teilung auf. Die Kombination die- ser Eigenschaften hilft, Verzeich- nung, Farbquerfehler und Koma zu minimieren. Der weiterentwi- ckelte HSM-Autofokus ist 1,3 Mal schneller als der Vorgänger, die 9-Lamellen-Blende gestaltet ein kreisrundes Bokeh, das den hochwertigen Bildern den letz- ten Schliff verleiht. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Der HSM-Auto- fokus gehört zur neuesten Genera- tion und stellt so schnell wie verläss- lich scharf. Ein Bild- stabilisator fehlt. Bildqualität Sigma hat nicht nur hohe Ver- sprechungen gemacht, sondern liefert auch ab: „Mit Verzeich- nung hat das Sigma 12-24 mm f/4 DG HSM Art praktisch nicht zu kämpfen. Selbst zum äußers- ten Bildrand sind Linien schnur- gerade“, berichtet Matthias Pros- ke von Valuetech. Die Auflösung? „Zwar schafft Sigma kein Auflö- sungswunder, wie man es schon an einigen Sigma-Art-Fest- brennweiten gesehen hat (z.B. 35 mm/1,4 oder 50 mm/1,4), liefert aber sowohl haptisch als auch auflösungstechnisch eine grund- solide Leistung“, schreibt Stefan Traumflieger. Gleichermaßen fiel den Testern eine Tendenz zu Lin- senflecken (Flares) im Gegenlicht auf – eine absolut typische Eigen- schaft von Weitwinkel-Objektiven. Das Sigma ist in jedem Fall eine ebenbürtige Konkurrenz zu den teureren Modellen der Hersteller. Die stark gewölbte Frontlinse bedeu- tet adieu Schraub- filter, ist aber ge- gen Schmutz und Wasser hochwer- tig beschichtet. Das sagen die Kollegen ...  „Am Vollformat verwendet kann das Sigma A 12-24 mm f/4 DG HSM zweifelsohne überzeugen. Die Kombination aus Flexibilität, Bildschärfe und Verarbeitung sucht der- zeit seinesgleichen. Auch der Preis erscheint fair. Ein ernst- hafter Konkurrent ist das Tamron SP 15-30 mm f/2.8 Di VC.“  (Matthias Proske)  „Zugegeben, als ein der Konkurrenz um Längen vorausei- lendes Auflösungswunder zeigt sich das Sigma 12-24 mm/4 Art nicht unbedingt. Da liegt das allerdings deutlich teure- re Canon 11-24 mm/4L USM auf Augenhöhe. Dennoch kann man Sigma ein Kompliment aussprechen, eben weil es zu- mindest in unserem Outdoor-Praxistest in Sachen Rand- auflösung auf Augenhöhe zum teuren Canon-Ultraweitwin- kel liegt!“  (Stefan Traumflieger)  sehr gut „Um es kurz zu machen: Das Sigma lieferte in unserem Test- labor ein tolles Ergebnis. Die Auflösung ist trotz des gro- ßen Weitwinkelbereichs über die gesamte Brennweitenab- deckung gut und das bereits bei Offenblende. Außerdem glänzt die Optik mit sehr geringer Verzeichnung und Vignet- tierung. Getreu der Art-Serie setzt Sigma auch in puncto Handhabung auf eine wertige Konstruktion und bediener- freundliche Einstellelemente. Gibt es etwas zu meckern? Nicht wirklich. Allerdings fallen Gewicht und Preis – wenn auch angemessen – hoch aus.“  (Tim Herpers) Das PhotoWeekly-Urteil  Das hat uns gefallen: Perfekt ist das Sigma nicht, aber es zeigt das aktuell technisch Mach- bare – für einen fairen Preis. Schärfe, Verzeich- nung, Verarbeitungsqualität, wenig Vignettie- rung; so muss ein Weitwinkel 2018 aussehen. Landschafts- und Architekturfotografen kom- men voll auf ihre Kosten.  Hier besteht Nachbesserungsbedarf: Nehmen wir mal an, wir wären hier beim vielzitierten „Wünsch dir was“ – dann sollte der Nachfolger etwas leichter sein, einen Filteranschluss und einen Bildstabilisator haben und günstiger sein. Sigma 12-24 mm f/4 DG HSM Art N O 057 50/2018 sehr gut