PhotoWeekly 51/2017 | Page 24

ASTROFOTOGRAFIE presented by PRAXIS-TIPPS Das ideale Objektiv für Astrofotografen Foto: Praxis Welche Eigenschaften machen ein Objektiv zur perfekten Wahl für Sternenaufnahmen? Wir sprechen darüber mit einem Optik-Experten. Die Sterne, der Mond und die Milchstraße üben auf viele Naturfotografen eine ungemeine Faszina­ tion aus. Wenn dich auch das Astro-Fieber gepackt hat, du aber nicht sicher bist, mit welchem Objektiv die Aufnahmen am besten gelingen, dann werden dir unsere Tipps und Hintergrundinfos weiterhelfen. Weitwinkel oder Teleobjektiv? Viele Astrofotografen greifen zu einem Objektiv mit einem großen Bildwinkel von mindestens 90 Grad in der Diagonalen, um einen großen Teil des Ster­ nenhimmels bis zum Ze­ nit aufzunehmen und gleichzeitig den Horizont zur Bildgestaltung in die Astroaufnahme mit ein­ zubauen. Hast du dage­ gen den Mond als Haupt­ motiv für dich entdeckt, dann sind Telebrennwei­ ten die bessere Wahl. Das ZEISS Milvus 2/135 holt den Mond als leichtes Tele schon etwas näher he­ ran und lässt dabei noch genügend Raum für die umgebenden Sterne. Für formatfüllende Mond­ aufnahmen sind allerdings Brennweiten von über 2.000 Millimeter erforderlich. Diese Abbildungsfehler sollten korrigiert sein „Astro-Aufnahmen stellen mit ihren kleinen hel­ len Punkten auf dunklem Hintergrund für alle Ob­ jektive und Kamerasysteme die mit Abstand größte Herausforderung dar“, bringt es Bertram Hönlinger, Optik-Experte bei ZEISS, auf den Punkt. „Bei einem guten Objektiv für die Astrofotografie sollten mög­ lichst alle sphärischen und chromatischen Abbil­ dungsfehler optimal korrigiert sein.“ Gemeint sind zum Beispiel Farbsäume, die an harten Kanten und bei hohen Kontrasten, also zum Beispiel bei einem hellen Stern auf schwarzem Himmel, auftreten kön­ nen. Auch Abbildungsfehler wie die sogenannte „Koma“ und „Astigmatismus“ sollten nicht außer Acht gelassen werden. Beide treten üblicherweise am Bil­ drand auf und können zur Folge haben, dass Sterne nicht als scharfe Punkte abgebildet werden, sondern leicht unscharf wirken und den Anschein haben, als würden sie einen Schweif hinter sich herziehen. So erkennst du ein hochwertiges Objektiv „Für Fotografen sind die soge­ nannten MTF-Kurven (Modula­ tions-Transfer-Funktion) auf dem technischen Datenblatt des Ob­ jektivs ein guter Anhaltspunkt“, erklärt Hönlinger. „Die MTF-Kur­ ven geben Aufschluss darüber, ob es sich um ein Ob­ jektiv handelt, das bereits bei weit offener Blende eine hohe Leistung über das gesamte Bildfeld vor­ weisen kann.“ Die weit offene Blende spielt in der As­ trofotografie eine wichtige Rolle. Je größer die Blen­ denöffnung, desto mehr Licht fällt auf den Sensor. Auf diese Weise werden kürzere Belichtungszeiten erreicht, um Sterne als scharfe Punkte darzustellen, ohne dafür die ISO-Empfindlichkeit der Kamera allzu stark erhöhen zu müssen. Wer sich als Hobbyfotograf nicht sicher ist, wie er die MTF-Kurven verstehen soll, für den gibt es zwei einfache Anhaltspunkte. Ein Objektiv ist besser korrigiert, wenn die Kurven auf der vertikalen Achse möglichst weit oben beginnen und parallel zur horizontalen Achse, idealerweise recht gerade und möglichst weit oben, verlaufen. Als Beispiel ist das Objektiv im linken MTF-Chart besser korrigiert, als das im rechten Bild. Rein manuelle Objektive sind im Vorteil In der Dunkelheit hat ein Autofokus keine Chance. Natürlich kannst du in dem Fall einfach von Auto­ fokus (AF) auf manuellen Fokus (MF) umschalten. Doch ist der MF-Modus genauso gut, wie die Fokus­ sierung bei einem vollständig manuellen Objektiv? „Ein rein manuelles Objektiv hat einen spielfreien und gedämpften Schneckengang und einen größe­ ren Drehwinkel für eine genauere Fokussierung“, erläutert Optik-Experte Hön­ linger. „Außerdem bleibt die zuvor manuell eingestellte Fokusentfernung auch nach Ein- und Ausschalten der Ka­ mera erhalten.“ Profi-Fotograf Lloyd Chambers hat sich aus­ giebig mit der manuellen Fokussierung beschäftigt und weiß, dass man sich in der Astrofotografie nicht immer auf den „Unendlich-Fokus“ verlassen darf. „Wenn an der Kamera der Abstand zwischen Sensor und Objektivanschluss nur um 0,02 mm abweicht, oder sich die Temperatur drastisch verändert, dann kann es gut sein, dass die Sterne bei einem ‚Unend­ lich-Fokus‘ dennoch unscharf sind.“ Um hier den nö­ tigen Spielraum zu bieten, geht die Markierung für „Unendlich“ bei manuellen ZEISS-Objektiven leicht über den großen, mittleren Strich hinaus. Damit die Fokussierung auf Motive im Unendlichen perfekt sitzt, empfiehlt Hönlinger, die optimale Schärfeein­ stellung für jede Kamera-Objektiv-Kombination vor der eigentlichen Aufnahme durch mehrere Testbil­ der herauszufinden.