ASTROFOTOGRAFIE
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PRAXIS-TIPPS
Das ideale Objektiv
für Astrofotografen
Foto:
Praxis
Welche Eigenschaften machen ein Objektiv zur
perfekten Wahl für Sternenaufnahmen? Wir
sprechen darüber mit einem Optik-Experten.
Die Sterne, der Mond und die Milchstraße üben auf
viele Naturfotografen eine ungemeine Faszina
tion aus. Wenn dich auch das Astro-Fieber gepackt
hat, du aber nicht sicher bist, mit welchem Objektiv
die Aufnahmen am besten gelingen, dann werden dir
unsere Tipps und Hintergrundinfos weiterhelfen.
Weitwinkel oder Teleobjektiv?
Viele Astrofotografen greifen zu einem Objektiv mit
einem großen Bildwinkel von mindestens 90 Grad
in der Diagonalen, um einen großen Teil des Ster
nenhimmels bis zum Ze
nit aufzunehmen und
gleichzeitig den Horizont
zur Bildgestaltung in die
Astroaufnahme mit ein
zubauen. Hast du dage
gen den Mond als Haupt
motiv für dich entdeckt,
dann sind Telebrennwei
ten die bessere Wahl. Das
ZEISS Milvus 2/135 holt
den Mond als leichtes Tele schon etwas näher he
ran und lässt dabei noch genügend Raum für die
umgebenden Sterne. Für formatfüllende Mond
aufnahmen sind allerdings Brennweiten von über
2.000 Millimeter erforderlich.
Diese Abbildungsfehler sollten korrigiert sein
„Astro-Aufnahmen stellen mit ihren kleinen hel
len Punkten auf dunklem Hintergrund für alle Ob
jektive und Kamerasysteme die mit Abstand größte
Herausforderung dar“, bringt es Bertram Hönlinger,
Optik-Experte bei ZEISS, auf den Punkt. „Bei einem
guten Objektiv für die Astrofotografie sollten mög
lichst alle sphärischen und chromatischen Abbil
dungsfehler optimal korrigiert sein.“ Gemeint sind
zum Beispiel Farbsäume, die an harten Kanten und
bei hohen Kontrasten, also zum Beispiel bei einem
hellen Stern auf schwarzem Himmel, auftreten kön
nen. Auch Abbildungsfehler wie die sogenannte
„Koma“ und „Astigmatismus“ sollten nicht außer Acht
gelassen werden. Beide treten üblicherweise am Bil
drand auf und können zur Folge haben, dass Sterne
nicht als scharfe Punkte abgebildet werden, sondern
leicht unscharf wirken und den Anschein haben, als
würden sie einen Schweif hinter sich herziehen.
So erkennst du ein
hochwertiges Objektiv
„Für Fotografen sind die soge
nannten MTF-Kurven (Modula
tions-Transfer-Funktion) auf dem
technischen Datenblatt des Ob
jektivs ein guter Anhaltspunkt“,
erklärt Hönlinger. „Die MTF-Kur
ven geben Aufschluss darüber, ob es sich um ein Ob
jektiv handelt, das bereits bei weit offener Blende
eine hohe Leistung über das gesamte Bildfeld vor
weisen kann.“ Die weit offene Blende spielt in der As
trofotografie eine wichtige Rolle. Je größer die Blen
denöffnung, desto mehr Licht fällt auf den Sensor.
Auf diese Weise werden kürzere Belichtungszeiten
erreicht, um Sterne als scharfe Punkte darzustellen,
ohne dafür die ISO-Empfindlichkeit der Kamera allzu
stark erhöhen zu müssen. Wer sich als Hobbyfotograf
nicht sicher ist, wie er die MTF-Kurven verstehen
soll, für den gibt es zwei einfache Anhaltspunkte. Ein
Objektiv ist besser korrigiert, wenn die Kurven auf
der vertikalen Achse möglichst weit oben beginnen
und parallel zur horizontalen Achse, idealerweise
recht gerade und möglichst weit oben, verlaufen. Als
Beispiel ist das Objektiv im linken MTF-Chart besser
korrigiert, als das im rechten Bild.
Rein manuelle Objektive sind im Vorteil
In der Dunkelheit hat ein Autofokus keine Chance.
Natürlich kannst du in dem Fall einfach von Auto
fokus (AF) auf manuellen Fokus (MF) umschalten.
Doch ist der MF-Modus genauso gut, wie die Fokus
sierung bei einem vollständig manuellen Objektiv?
„Ein rein manuelles Objektiv hat einen spielfreien
und gedämpften Schneckengang und einen größe
ren Drehwinkel für eine genauere Fokussierung“,
erläutert Optik-Experte Hön
linger. „Außerdem bleibt die
zuvor manuell eingestellte
Fokusentfernung auch nach
Ein- und Ausschalten der Ka
mera erhalten.“ Profi-Fotograf
Lloyd Chambers hat sich aus
giebig mit der manuellen Fokussierung beschäftigt
und weiß, dass man sich in der Astrofotografie nicht
immer auf den „Unendlich-Fokus“ verlassen darf.
„Wenn an der Kamera der Abstand zwischen Sensor
und Objektivanschluss nur um 0,02 mm abweicht,
oder sich die Temperatur drastisch verändert, dann
kann es gut sein, dass die Sterne bei einem ‚Unend
lich-Fokus‘ dennoch unscharf sind.“ Um hier den nö
tigen Spielraum zu bieten, geht die Markierung für
„Unendlich“ bei manuellen ZEISS-Objektiven leicht
über den großen, mittleren Strich hinaus. Damit die
Fokussierung auf Motive im Unendlichen perfekt
sitzt, empfiehlt Hönlinger, die optimale Schärfeein
stellung für jede Kamera-Objektiv-Kombination vor
der eigentlichen Aufnahme durch mehrere Testbil
der herauszufinden.